Der Kanton Basel-Stadt, der seine Bürgerinnen und Bürger zu Lebzeiten durchaus zu schröpfen weiss, pflegt einen schönen und schweizweit einzigartigen Brauch: Die letzte Ehre lässt er allen in Basel Angemeldeten, gleich welcher Konfession, kostenlos zukommen.

Leichentransport, Sarg und Kapelle, selbstverständlich inklusive Orgelspiel – der Staat übernimmt die gesamten Bestattungskosten.

Klar, dass diese grosszügige Regelung immer wieder ins Visier der Sparpolitiker gerät. Doch die Tradition des Begräbnisses zum Nulltarif hat bisher allen Angriffen getrotzt. Und das, obwohl die 2200 bis 2500 Bestattungen die Stadt jährlich eine knappe Million Franken kosten.

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Da liegt es nahe, nach Sparmöglichkeiten zu suchen. Bereits letztes Jahr wurde der Auftrag für die Lieferung der Staatssärge ausgeschrieben. Jetzt sollen auch die im Rahmen der Bestattung anfallenden Dienstleistungen einem Submissionsverfahren unterzogen werden. Das sorgt bei den fünf ortsansässigen Bestattungsunternehmen natürlich für Unruhe.

«Der Staat entzieht den eigenen Kleingewerblern die Existenzgrundlage», klagt Rudolf Thoma vom Bestattungsinstitut Bürgin & Thoma. «Der Wettbewerb wird mit der Ausschreibung nicht gefördert, sondern zerstört.» Denn anders als ein Bauunternehmer, der bei einer Submission den Kürzeren ziehe, könne sich ein Bestatter, der einmal aus dem Rennen sei, nicht einfach um das nächste Projekt bewerben. «Er ist schlicht aus dem Geschäft.»

Für Emanuel Trueb, Amtsleiter Stadtgärtnerei und Friedhöfe, ist die Ausschreibung kein Akt bösen Willens. «Durch die Höhe der anfallenden Ausgaben sind wir gesetzlich verpflichtet, eine Submission durchzuführen.»

Anders sieht es die Basler Grossrätin Anita Lachenmeier: «Es ist schwer nachvollziehbar, wieso eine Ausschreibung der Bestattungen zwingend sein soll. Schliesslich handelt es sich um Hunderte von Einzelaufträgen.» Sie hat deshalb eine Interpellation eingereicht; die Antwort der Regierung steht noch aus.

Emanuel Trueb ist sich darüber im Klaren, dass die Vergabe der Bestattungen an einen oder zwei Betriebe die restlichen Mitbewerber existenziell bedrohen könnte. «Das ist natürlich nicht in unserem Sinn.» Man wolle sich weder von einem einzel-nen Anbieter abhängig machen noch mit einem ausländischen Discounter zusammenarbeiten. «Die Bevölkerung hat sich an einen gewissen "Komfort" gewöhnt. Wir werden bei der Ausschreibung darauf achten, dass dieser Standard gewahrt wird.»

Um die Folgen für die lokalen Anbieter zu mildern, könnte sich Trueb auch eine Lösung nach dem Muster der Baselbieter Nachbargemeinde Allschwil vorstellen. Dort vergibt der Staat Gutscheine an die Angehörigen, die sie beim Bestatter ihrer Wahl einlösen können.

«Den Steuerzahlern verpflichtet»
Trotz allen Versprechungen ist die Stimmung bei den Bestattern gereizt. «Wenn sich bei den Dienstleistungen das gleiche Trauerspiel wiederholt wie bei der Ausschreibung des Staatssargs, werden über kurz oder lang mindestens drei Unternehmer über die Klinge springen», prophezeit Anton Camadini, Inhaber des Bestattungsinstituts Dreher am Totentanz.

Als es um die Vergabe der Staatssärge ging, hätten sich die Konkurrenten an einen Tisch gesetzt und die Preisspanne für ein sinnvolles Angebot diskutiert. Am Ende habe einer der Unternehmer dem Staat ein «Dumping-Angebot» gemacht – und prompt den Zuschlag erhalten.

Emanuel Trueb verteidigt das Vorgehen: «Beim Staatssarg hatte die Ausschreibung eine klare Kostenminderung zur Folge.» Tatsächlich kostete das Staatsmodell früher über 400 Franken. Nach der Submission, an der sich auch branchenfremde Unternehmen wie die Basler Verkehrsbetriebe beteiligten, sind es noch 146 Franken. «Es ist eine Entscheidung zwischen Heimatschutz und Wettbewerb. Und im Endeffekt sind wir halt den Steuerzahlern verpflichtet», sagt Trueb.

Das merke man schon heute, finden die Basler Bestatter. Nicht umsonst werde das Gratismodell von Angehörigen oft «Wildwestsarg» genannt, weil es nicht ausgekleidet ist und die Toten nur auf Holzspäne gebettet werden. «Ein Volk wird daran gemessen, wie es seine Toten bestattet», meint Bestattungsunternehmer Rudolf Thoma. Auch die Basler hätten ein Recht, nicht einfach «irgendwie unter den Boden» gebracht zu werden, nur weil es den Staat günstiger komme.

Und Branchenkollege Camadini fügt sarkastisch bei: «Sonst kann man die Toten ja einfach der Müllabfuhr mitgeben. Das ist mit Sicherheit die billigste Lösung.»