Der Herr Polizist kommt
Ein Ort, eine Frage: Schönenbuch BL, Verkehrsunterricht im Kindergarten: «Wieso heisst es eigentlich Zebrastreifen?»
Veröffentlicht am 9. November 2009 - 08:50 Uhr
Breitschultrig und in Uniform sitzt Polizist Andreas Herrmann, 43, inmitten einer Horde von Kindern zwischen vier und sechs Jahren. Sie sollen heute die Verkehrsregeln lernen. Nervös rutschen die 15 Mädchen und Buben auf ihren Ministühlen hin und her. Die «Kleinen» haben ein bisschen Angst vor dem 1.90-Meter-Mann. Die «Grossen» kennen ihn bereits vom letzten Jahr und wissen, dass er eigentlich ein ganz Lieber ist. Mehr noch als auf den Verkehrserzieher der Polizei Basel-Landschaft freuen sich die Kinder auf dessen Begleitung. Er ist nämlich nicht allein zu Besuch – er hat Verstärkung mitgebracht. Doch dazu später.
«Wisst ihr eigentlich, warum der Zebrastreifen so heisst?», möchte Andreas Herrmann wissen. «Hat das vielleicht etwas mit dem Zoo zu tun?» Das Grüppchen kreischt los: «Nein, sicher nicht!» Svenja, 6, klärt Herrmann auf: «Es heisst Zebrastreifen, weil ein Zebra auch Streifen hat.» Logisch, oder? Alles klar. Aber galoppieren durch die afrikanische Steppe lauter leuchtgelb gestreifte Huftiere? Und weshalb sind die Streifen auf dem Asphalt nicht schwarz wie jene auf dem Zebrarücken? Die Kids überlegen eine Weile. «Die können denk gar nicht schwarz sein, sonst würde man die Streifen nicht mehr sehen», erklärt Moritz, 6, schliesslich.
Die Spannung steigt. Herrmann kramt eine Kiste hervor und öffnet vorsichtig den Deckel. Für einen Augenblick kommt ein hellbrauner Wuschelkopf zum Vorschein, der sofort wieder in der Kiste verschwindet. «Das ist Nikki», stellt der Hobby-Bauchredner seinen Freund vor. Der lustige Lausbub mit seinen frechen Sprüchen könnte direkt der «Muppet Show» entsprungen sein. Ob er Nikki rauslassen soll, fragt Herrmann die Kinder. «Jaaa!», schreien sie im Chor. Das Eis ist gebrochen.
«Ich kenne das», sagt Herrmann. Seine stattliche Erscheinung und seine Kleidung würden erst einmal abschrecken. Doch mit seiner herzlichen Art gewinnt er die Kinder im Sturm. Meist hinterlässt er auch einen bleibenden Eindruck. «Manchmal kommen junge Erwachsene auf mich zu, bei denen ich vor 15 Jahren im Kindergarten war. Die kennen mich immer noch. Das freut mich natürlich wahnsinnig.»