Der Bosnienkrieg
Bosnien-Herzegowina, eine ethnisch immer stark gemischte Region, erlebte die innerjugoslawischen Konflikte mit besonderer Schärfe. Ende 1991 stiegen die Spannungen in dieser Teilrepublik stark an, in der knapp die Hälfte Muslime, ein Drittel Serben und ein Sechstel Kroaten lebten.
Nachdem sich die muslimischen und die kroatischen Abgeordneten für die Unabhängigkeit ausgesprochen hatten, riefen die Serben die «Republik des serbischen Volkes» aus. Aus Übergriffen serbischer Freischärlerverbände entwickelte sich ein schrecklicher Bürgerkrieg, in dem die gut organisierten serbischen Verbände in der Übermacht waren: Sie besetzten etwa 60 Prozent des Landes. Alle Kampfverbände und Freiwilligentruppen - allen voran die serbischen - verübten brutale Massaker, mordeten, vergewaltigten, führten «ethnische Säuberungen» durch.
Der Uno-Sicherheitsrat richtete im Frühling 1993 sechs Zonen ein, um die Bevölkerung militärisch zu schützen. Doch unter den Augen von Uno-Soldaten verübten serbische Truppen 1995 unter dem noch flüchtigen Ratko Mladic in Srebrenica ein Massaker, bei dem sie rund 8000 Männer umbrachten. Die Belagerung der Hauptstadt Sarajevo durch serbische Truppen kostete mehr als 10’000 Menschen das Leben.
Wirtschaftssanktionen, diplomatische Bemühungen, eine Seeblockade und der Einsatz von Uno-Truppen brachten kein Ende der Kämpfe. Als dann am 28. August 1995 auf dem Marktplatz in Sarajevo 37 Menschen durch eine serbische Artilleriegranate starben, erhöhte die internationale Gemeinschaft den Druck: Die Nato flog Luftangriffe gegen serbische Stellungen und erzwang einen Waffenstillstand. Am 14. Dezember 1995 schlossen die drei Parteien das Friedensabkommen von Dayton. Dieses beliess Bosnien-Herzegowina als unabhängigen Staat.
Gesicherte Zahlen über die Opfer des Kriegs gibt es nicht - die Zahl der Toten wird auf mindestens 200’000 geschätzt. Rund 2,5 Millionen Menschen flüchteten aus Bosnien oder wurden vertrieben. Die Schweiz nahm rund 30’000 Flüchtlinge auf, von denen etwa 4500 Asyl erhielten. Noch sind aber über 2000 nur «vorläufig Aufgenommene».