Dass Hunde einen positiven Einfluss auf Menschen haben, die unter Depressionen, Ängsten und Niedergeschlagenheit leiden, wissen an sozialen Kontakten interessierte Menschen. Doch nur die Leser von «20 Minuten» wissen, dass gesundheitliche Störungen, die ein Hundebesitzer hat, auch auf das Tier übergehen können. «Das Burn-out-Syndrom des Halters kann sich auf den Hund übertragen», zitierte das Blatt der schnellen News neulich zwei Berner Tierärzte.
Eine von ihnen, Linda Hornisberger, auf Verhaltensmedizin spezialisierte Tierärztin mit Lehrauftrag an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Bern, präzisiert auf Nachfrage: «Eins zu eins lassen sich psychische Störungen ohnehin nicht übertragen. Es geht schliesslich nicht um einen Virus.» Auch von einem Burn-out, so ihr Kollege Andreas Löhrer aus Interlaken, sei nie die Rede gewesen, als er dem Journalisten des Pendlermagazins telefonisch Auskunft erteilt habe. Vielmehr hätten er und seine Kollegin das Auftreten einer «depressiven Gemütslage» erwähnt, die bei Hunden vorkommen könne - wenn diese etwa unterfordert seien, vernachlässigt würden, ihr Herrchen beziehungsweise Frauchen verloren hätten oder mit einem Umgebungswechsel vom Land in die Stadt nicht klarkämen. «Dies kann zu psychomotorischen Hemmungen führen, bis hin zur Apathie oder Nahrungsverweigerung», so Hornisberger.

Aus Depression wurde im Gratisblatt also flugs ein «Burn-out», und aus der tatsächlich nachweisbaren Parallelität gewisser Verhaltensmuster von Hund und Halter ergab sich die «Übertragung».

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Die gleiche Pille wie Herrchen
Welche Hunde zu Depressionen neigen, will die auf Hunde spezialisierte Tierärztin nicht sagen, würden damit doch einzelne Rassen stigmatisiert - und das findet die Tierfreundin nicht fair, die selber drei Border Collies und zwei Cairn Terrier hält. Für Mensch wie Hund gilt hier generell: Sensible Seelen neigen eher zur Depression.

Die Pharmaindustrie wirbt denn auch bereits mit Medikamenten, die traurigen Hunden, vorzugsweise in Ergänzung zu einer Verhaltenstherapie, das Dasein erleichtern; wobei Hund und Halter - wie praktisch! - die gleichen, aus der Humanmedizin stammenden Pillen schlucken.

«Aber Burn-out auf vier Pfoten? Nein!», wiederholt Andreas Löhrer. «Zwei Drittel der Hunde sind hierzulande unterbeschäftigt. Da liegt das Problem.»