Prozessieren auf Kosten der Steuerzahler
Der konkursite Bauunternehmer Siegfried Hellbrück verfügte noch vor wenigen Monaten über mehrere hunderttausend Euro auf deutschen Konti. Trotzdem kommen Schweizer Geschädigte nicht an ihr Geld.
aktualisiert am 8. November 2010 - 10:45 Uhr
Siegfried Hellbrück zerstörte das Lebensglück von Familien und hinterliess einen Schuldenberg in Millionenhöhe. Der deutsche Bauunternehmer veruntreute Baukredite, liess Handwerker auf ihren Rechnungen sitzen, zahlte keine Sozialabgaben. Es kam zu Strafanzeigen, Gerichtsverfahren folgten. Stossend dabei: Hellbrück schaffte es, seine Verteidigungskosten teils von der Staatskasse finanzieren zu lassen; der Bauunternehmer gab sich als mittellos aus.
Jetzt stellt sich heraus: Hellbrück scheint wieder zu Geld gekommen zu sein. Dem Beobachter liegen Bankauszüge von verschiedenen Konti in Deutschland vor, die einen Saldo von zusammengerechnet knapp 300'000 Franken ausweisen. Doch der Thurgauer Staatsanwalt Riquet Heller sieht wenig Chancen, an das Geld zu kommen. «Die Auszüge datieren vom letzten März. Betrüger schieben ihr Geld sehr schnell von einem Konto zum anderen, wenn sie befürchten, dass man ihnen auf die Schliche gekommen ist.» Hinzu kommt: Gegen den vorbestraften Bauunternehmer wurde im deutschen Saarbrücken bereits wieder ein Konkursverfahren eröffnet.
Es sieht somit ganz so aus, als müsse erneut der Steuerzahler die Zeche zahlen für Hellbrücks Gerichtsverfahren. Zwar wies das Bundesgericht im September sowohl seinen Rekurs gegen ein Urteil des Thurgauer Obergerichts als auch das Gesuch um unentgeltliche Rechtsvertretung ab. Es brummte ihm auch die Gerichtskosten von 1600 Franken auf. Das Obergericht hatte ihn wegen Veruntreuung und diverser Verkehrsdelikte zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten und einer Busse von 1000 Franken verurteilt. Alleine dem Staat dürfte Hellbrück für die zahlreichen Verfahren der letzten Jahre über 25'000 Franken schulden.