Am Wochenende ausspannen, dem Lärm der Stadt entfliehen: Diesen Traum hat sich das Ärzteehepaar Judith Marxer  und Ueli Blumer aus Zürich erfüllt. Die beiden kauften im vorletzten Sommer eine Ferienwohnung im autofreien Braunwald.

Im Sommer und im Herbst genossen sie einige Wochenenden in ihrem stillen Refugium. Die Weihnachtsferien aber erfuhren eine lautstarke Störung: Bis 23 Uhr brüllte eines Nachts die Beschneiungsanlage vor dem Haus – mit der himmlischen Ruhe wars vorbei.

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Das Ehepaar verlangte von der Gemeinde und den Braunwaldbahnen die Stille zurück. Doch als Reaktion gabs lediglich Belehrungen: Die Beschneiungsanlage sei bereits seit 1998 in Betrieb, und eine Bewilligung liege vor. Ausserdem würden die vom Strassenverkehrsamt Glarus vorgenommenen Messungen zeigen, dass der Grenzwert von 50 Dezibel in der Nacht eingehalten werde.

Auf den künstlichen Schnee in der Nähe des Ferienhauses wollen die Bergbahnen nicht verzichten. Das seien die letzten 600 Pistenmeter – Skifahrer, Boarder und Schlittler müssten alle dieses Nadelöhr passieren. Kein Schnee an dieser Stelle bedeute grosse finanzielle Verluste.

Doch die Gäste aus der Grossstadt gaben nicht klein bei. Sie entdeckten per Zufall, dass die Lärmmessungen des Strassenverkehrsamts nicht über alle Zweifel erhaben sind; bei früheren Messungen eines spezialisierten Unternehmens aus Glarus war der Grenzwert überschritten worden. Kein Wunder, seien diese Daten unter dem Deckel gehalten worden, so die Kritik des Ehepaars.

Der Braunwalder Gemeindepräsident Gottfried Tresch: «Die erste Messung stimmte nicht – sie wurde beim Schlittelplausch vorgenommen.» Im Übrigen zeigt er wenig Verständnis für die Unterländer: «Die Beschneiung erfolgt nicht durch eine Schneekanone, sondern durch eine ‹Lanze›, eine Art Mast. An das gleichmässige Rauschen gewöhnt man sich. Und schliesslich müssen wir für den Tourismus Sorge tragen, das ist unsere Verdienstquelle.»

Das Wohl der Gäste liegt auch den Bahnen sehr am Herzen. Das zeigt sich in ihren «Grundsätzen zur Benützung der mechanischen Beschneiung». Kernstück: «Die Braunwaldbahnen und die betroffenen Bewohner sind sich dieser Immissionen, aber auch des Nutzens der mechanischen Beschneiung ausdrücklich bewusst. Die Braunwaldbahnen sind deshalb bestrebt, Rücksicht auf die Ruhebedürfnisse zu nehmen, während die Anwohner bereit sind, gewisse Überschreitungen der Lärmgrenzwerte zu tolerieren.»

Dazu ist das Zürcher Ehepaar allerdings nicht bereit: Es befürchtet einen «verkappten Freipass für den Betrieb der Beschneiungsanlagen». Und auch beim zuständigen Amt für Umweltschutz in Glarus verfangen solche Grundsätze nicht. Vorsteher Jakob Marti: «Ich muss dafür sorgen, dass die Lärmschutzverordnung eingehalten wird.» Mit kleinen baulichen Massnahmen wie etwa einer Schallschutzwand könne die Lärmbelastung im Glarner Kurort ausserdem kostengünstig gesenkt werden.

Gemeinde und Bahnen hoffen, den Zwist mit dem Ehepaar in einem Gespräch aus der Welt zu schaffen. Doch mittlerweile hat der Streit eine neue Dimension erhalten. Der Kanton untersucht, ob die ursprüngliche Bewilligung überhaupt noch gilt. «Es liegen Hinweise vor», sagt Jakob Marti, «dass grössere Flächen beschneit werden, als vor drei Jahren deklariert wurden.» Sind es mehr als fünf Hektaren, brauchts eine Umweltverträglichkeitsprüfung für eine Bewilligung.

Dass der Winter durchaus romantisch sein kann, erlebten die Beteiligten vor Weihnachten: Leise rieselte der Schnee – vom Himmel, nicht von der «Lanze».

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Skipisten: Ein Kilometer kostet eine Million

In der Schweiz gibt es total 220 Quadratkilometer präparierte Pisten. Davon können 14,7 Quadratkilometer oder 6,7 Prozent künstlich beschneit werden. Vor fünf Jahren waren es noch 4,8 Prozent. Für einen Kilometer Piste mit einer Breite von ungefähr

30 Metern sind Investitionen von einer Million Franken notwendig. Die Betriebskosten belaufen sich auf 30000 Franken pro Saison.

Quelle: Verband der Schweizer Seilbahnen