Wolken in Hodennähe
Unternehmen, die für sich oder ihre Produkte publikumswirksame Namen suchen, sollten ein paar Dinge beachten. Sonst kann einiges schiefgehen.
Veröffentlicht am 28. Mai 2014 - 15:01 Uhr
Es war einmal ein unschuldiger kleiner Flughafen, der nannte sich «Kloten». Er hatte keine Ahnung, dass das auf Niederländisch «Hoden» bedeutet.
Ab und zu wunderte er sich dann doch, dass die Holländer immer so breit grinsten, wenn sie in «Kloten» ankamen.
Nun, der Flughafen wurde grösser. Es musste ganz klar ein Name her, der nicht nach Provinz, sondern nach Protz klang. Man entschied sich für «Unique Zurich Airport». Die Umbenennung kostete drei Millionen Franken. Die Fluggäste zahlten das jedoch gern, schliesslich bekamen sie dafür einen «einzigartigen Flughafen».
Es dauerte aber nicht lange, bis die ersten fremden Manager einen Taxifahrer anwiesen, nach «Unique» zu fahren, und in München (Munich) landeten.
Und so kam es, dass der Flughafen zehn Jahre später wieder in «Flughafen Zürich» umbenannt wurde. Für nochmal drei Millionen Franken.
Teuer wurde es auch in einem anderen Fall. Das begann vor ungefähr 15 Jahren, und zwar mit einem Anruf bei mir. Ein Umfrageinstitut war dran: «Sagt Ihnen der Name Axpo etwas?», fragte eine junge Frau routiniert. «Natürlich, da stecken die NOK dahinter, die Nordostschweizerischen Kraftwerke», sagte ich. Die Dame fiel aus allen Wolken: «Sie sind der Erste, der das weiss! Woher wissen Sie denn das? Ich muss das notieren!» – «Aus der Zeitung», antwortete ich, «und die NOK haben halt einen Riesenfehler gemacht und sich umbenannt. Jetzt müssen sie Millionen in die Hand nehmen, um den neuen Namen bekannt zu machen.»
Die Axpo befolgte meinen Rat. Die Schweizer Fussball-Nationalliga A hiess danach zehn Jahre lang Axpo Super League. Die Stromkunden zahlten das gern, schliesslich bekamen sie dafür besseren Strom – und besseren Fussball.
Dass Fehler gemacht werden, heisst aber noch lange nicht, dass man sie nicht wiederholen kann. Der grösste Schweizer Erdgasversorger, Erdgas Zürich, benennt sich auch gerade um – in «Energie 360°». Wie viel Kohle verbrannt werden muss, um diesen heissen Namen zu etablieren, wird sich weisen.
Namen sind Glückssache. Das zeigt sich auch beim «Blue Balls Festival» in Luzern. Es sind nämlich diese «blauen Hoden», die englischsprachige Musiker so breit grinsen lassen, wenn sie dort auf der Bühne stehen. Der Gentleman übersetzt mit «Festival des sexuellen Notstands».
Das «Blue Balls» ist in guter Gesellschaft mit Autoherstellern, die bei der Namensgebung auch schon danebengriffen:
- VW Vento: bedeutet in Italienisch «Furz»*
- Audi E-Tron: französisch «Kothaufen»
- Mazda Laputa: spanisch «die Nutte»
- Mitsubishi Pajero: spanisch «Onanierer»
- Ford Pinto: brasilianisch «kleiner Penis»
Ebenfalls voll daneben ist der «Böögg», der jährlich in Zürich verbrannt wird. Da grinsen dann schwedische Touristen nicht mehr, sondern reagieren betreten: «Bög» steht schwedisch für «Schwuler». Höchste Zeit, dass sich das Zürcher Tourismusbüro – pardon: Zurich Tourism – hier einen unverfänglicheren Namen einfallen lässt.
Immerhin ist inzwischen klar, dass es die Schweden nicht schaffen, den Schweizern im Gegenzug ein Kampfflugzeug anzudrehen, das sie nach einer ansteckenden Krankheit benannt haben.
*Die Italiener revanchieren sich übrigens mit dem Möbelhaus Furzi bei Siena: www.furzi.com