Bisher operierten Onlinebetrüger erstaunlich banal: Auf Marktplätzen boten sie elektronische Geräte, Autos oder Ferienwohnungen zu attraktiven Preisen an. Sobald sie das Geld oder eine Anzahlung kassiert hatten, verschwanden sie. Geliefert wurde nie Ware Bestellt, bezahlt – und nicht geliefert . Eine andere Masche: Betrüger senden Phishingmails an Marktplatznutzer. So ergaunern sie Zugangsdaten von seriösen Usern und treten unter deren Namen auf.

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Diese Betrugswelle führte etwa bei Anibis, einer Verkaufsplattform der Scout24-Gruppe, noch vor wenigen Jahren zu rund 200 Meldungen – pro Monat. Kaum hatte Anibis zusätzliche Sicherheitsmassnahmen eingeführt (Zwei-Wege-Authentifizierung; zusätzlicher Code auf dem Handy), verschwand das Phänomen.

Inzwischen läuft die nächste Betrugswelle: Die Täter kontaktieren langjährige Nutzer per Telefon und geben sich als Supportmitarbeiter des Marktplatzes aus. Unter einem Vorwand erschleichen sie die Zugangsdaten der Verkäufer. Pro Monat zählt Anibis etwa 100 solche Fälle.

Kaum fliegt der Betrug auf, sind die Nummern nicht mehr in Betrieb

Die Täter treten so unter dem Profil des ahnungslosen, meist langjährigen und seriösen Verkäufers auf. Sie wechseln in den Angaben des Users die Telefonnummer und kommunizieren dann direkt per Whatsapp mit potenziellen Käufern. Diese tappen in die Falle. Kaum fliegt der Betrug auf, sind die Nummern nicht mehr in Betrieb. Ermittlungen verlaufen meist im Sand.

Auffallend: Die Täter sprechen meist französisch oder mit starkem Akzent deutsch. «Dahinter stehen organisierte Gruppen aus dem Ausland», sagt Jelena Moncilli, Anti-Fraud-Spezialistin bei Anibis. Diese Netzwerke scheinen gut organisiert. Sie operieren vermutlich unter anderem aus Nigeria, Ghana, England und Osteuropa. Manchmal haben sie Verbindungsleute in der Schweiz. Sie nutzen Mailadressen und Telefonnummern, die in der Schweiz einen seriösen Eindruck erwecken.

Ebenfalls bandenmässig organisiert sind jene Betrüger, die auf Schweizer Portalen angebliche Rassehunde Hundehaltung Tipps für die Anschaffung eines Hundes und -katzen anbieten – zu Spottpreisen. Ein weiteres Phänomen nennt sich Money-Muling. Hier offerieren Betrüger angeblich gut bezahlte – de facto aber fiktive – Jobs. Doch es geht ihnen um Geldwäscherei. Sie überweisen Arbeitssuchenden nach einem Pseudo-Bewerbungsverfahren angeblich irrtümlicherweise einen Monatslohn. Den fordern sie unter einem Vorwand via Geldkurierdienst zurück. Wer sich dazu einspannen lässt, macht sich unter Umständen sogar strafbar. 

So schützen Sie sich vor Online-Betrügern
  • Lassen Sie sich vom Verkaufsgegenstand ein Foto senden, auf dem auch die Bankkarte des Verkäufers sowie eine aktuelle Ausgabe einer Zeitung zu sehen sind.
     
  • Überprüfen Sie die Postanschrift des Verkäufers. Betrüger verwenden oft Fantasieadressen oder tragen sich in Online-Telefonbüchern mit einer Adresse ein, die es gar nicht gibt (Google-Streetview nutzen).
     
  • Bestehen Sie bei besonderen Artikeln auf einer persönlichen Übergabe und Barzahlung.
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Otto Hostettler, Redaktor
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