Endlich lassen sich Songs problemlos auf jedem mobilen Musikplayer abspielen, beliebig kopieren und auf CD brennen. Seit Anfang April verzichten die grossen Plattenlabels Universal, Sony BMG, Warner Music und EMI endlich komplett auf den lästigen Kopierschutz, genannt DRM (Digital Rights Management). Der Schutz hatte der Musikindustrie nicht den erhofften Nutzen gebracht, denn die Musikpiraterie konnte sie damit nicht stoppen. Stattdessen verärgerte DRM zunehmend die wachsende Menge an Kunden von Musikportalen im Internet.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Mit dem Wegfall des DRM sind wohl auch die Tage des kopiergeschützten Audioformats WMA (Windows Media Audio) gezählt. Die Musikportale stellen jetzt die Songs im bewährten und beliebten MP3-Format bereit. Jeder Computer, jeder mobile Musikplayer und viele Handys spielen MP3 problemlos ab. Auch der iPod von Apple, der MP3 unterstützt, spielt nun Musik, die beispielsweise bei Ex Libris oder Musicload gekauft wurde.

Der Apple-Shop schwenkte als einziger nicht auf MP3 um, sondern verwendet weiterhin AAC, das nur von den iPods abgespielt werden kann. Da aber auch die Musik im iTunes Store nicht mehr kopiergeschützt ist, lässt sich ein dort gekauftes Lied aus dem AAC-Format über die kostenlose iTunes-Software ins MP3-Format umwandeln. Ein kleiner Qualitätsverlust ist dabei allerdings hinzunehmen.

Der dritte Unterschied zu bisher liegt in der Klangqualität der gelieferten Musik. Da MP3 bei gleicher Abtastrate WMA klanglich unterlegen ist, verbesserten die Musikportale die Abtastrate der Songs von bisher 128 Kbit/s auf mindestens 256 Kbit/s. Die Musik klingt jetzt zwar nicht doppelt so gut, aber besser als vorher. Allerdings werden dadurch die Musikdateien zweieinhalbmal grösser, was die Zeit beim Herunterladen verdoppelt und mehr Speicherplatz auf dem Player belegt.

Einen Nachteil bringt die Umstellung auf DRM-freie Musik: Die Preise steigen, einzelne Musikstücke werden teurer. Im iTunes Store kosten seit April nicht mehr alle Einzellieder wie gewohnt Fr. 1.50, sondern je nach Plattenlabel gestaffelt Fr. 1.-, Fr. 1.50 oder Fr. 2.-. Bei Ex Libris taucht des Öfteren statt Fr. 1.50 auch Fr. 1.90 als Preis pro Lied auf. Alben sind dagegen teilweise günstiger geworden. Durch das einheitliche Dateiformat verstärkt sich die Konkurrenz, durch die Vielzahl von Sonderpreisen verbessert sich die Möglichkeit, ein Schnäppchen zu machen: Preisunterschiede zwischen den Musikportalen von 30 Prozent und mehr für das gleiche Lied oder Album sind keine Seltenheit.

Einmal blockiert – immer blockiert

Ein Wermutstropfen bleibt, obwohl die Musikportale mittlerweile ihren gesamten Musikkatalog ins DRM-freie MP3-Format umgewandelt haben: Die neue Freiheit gilt nicht für bereits gekaufte Lieder, die kopiergeschützt sind. Der Schutz lässt sich nicht nachträglich aufheben oder löschen. Hier gelten weiterhin die lästigen Einschränkungen: Die Songs sind nicht auf jedem mobilen Player abspielbar und können nur beschränkt kopiert und auf CD gebrannt werden.

Nur im iTunes Store kann gegen einen Obolus von 50 Rappen pro Lied beziehungsweise 30 Prozent des Albumpreises kopiergeschützt gekaufte Musik noch einmal ohne Kopierschutz nachgeladen werden. Die anderen Musikportale bieten diese Möglichkeit nicht. Wer die Variante ohne Kopierschutz haben möchte, muss das Lied dort noch einmal zum vollen Preis nachkaufen.

Datei-format
(ohne Kopier-schutz)
Preis
pro Lied/
pro Album
Qualität
(Abtastrate)
Bezahl-möglich-keitenAnzahl
Musiktitel
Ex Libris


MP3Fr. 1.50–1.90/
ab 9.90
256–320 Kbit/sK, C&B,
Postcard, G
5 Mio., auch Hörbücher
iTunes StoreAACFr. 1.00–2.00/
ab 10.50
256 Kbit/sC&B, K, G10 Mio., auch Hörbücher
und Videos
Musicload

MP3Fr. 1.00–2.95/
ab 10.95
256–320 Kbit/sC&B, K, G5,5 Mio., auch Hörbücher
und Videos
7digital

MP3*Fr. 1.29–1.99/
ab 10.99
192–320 Kbit/sC&B, K, Paypal4 Mio.
mp3.chMP3kostenlosk.A.ca. 4000


*Katalog noch nicht komplett umgestellt, kopiergeschütztes WMA-Format bei älteren Titeln häufig noch vorhanden

Abkürzungen: K=Kreditkarte, C&B=Click&Buy, G=Guthabenkarte

Quelle: Eigenrecherche