Vor dem Haus steht ein Kirschbaum in Blüte, drei Geissen meckern im Gehege, ein Winddrachen liegt auf dem Rasen. Im Haus geht es hoch zu und her. Marco* (6) ist am Seilhüpfen. Romana* (10), Bruno* (13) und Peter* (13) feuern ihn an, und Sonja Ehrenbolger Gloor (49) zählt die Hüpfer. Ihr Mann Beat (52) zerteilt derweil in aller Ruhe eine Torte, Anna* (27) sieht fern, und Tina* (15) lernt in ihrem Zimmer Französisch. Nur Sarah* (20) ist nicht zu Hause. Willkommen in der Villa Kunterbunt. Im Moment gehören sieben Kinder und Jugendliche zur Familie Gloor-Ehrenbolger in Ebikon LU – fünf davon sind Pflegekinder.

Sozialpädagogische Gemeinschaft nennen die Eltern die Familie. Buben und Mädchen aus schwierigen Situationen erhalten hier eine zweite Heimat. «Wir sind keine Konkurrenz zum Heim, sondern eine Alternative», sagt Sonja Ehrenbolger Gloor. Sie ist die eigentliche Bezugsperson der Pflegekinder: «Ich habe viel Herzblut für sie.»

Die Kontakte zu den leiblichen Eltern sind gut. Geburtstage werden zusammen gefeiert, wichtige Entscheidungen für die Kinder treffen die beiden Elternpaare in Absprache. Diskutieren müssen die Pflegeeltern auch mit Lehrern und Therapeuten. Wichtig für die Kinder sei aber der Kontakt in der Gemeinschaft: zusammen Zopf backen, Tomaten giessen, Schildkröten pflegen.

Dabei zeigt die gelernte Heilpädagogin den Kindern Zusammenhänge auf. Was macht die Hefe im Teig? Warum schwimmen Schildkröten so gut? Was gibt den Tomaten die rote Farbe? Das füllt die Tage – von 5.45 bis 23 Uhr dauern sie für die Pflegeeltern trotz guter Organisation. Zum Ausgleich joggt sie gerne, er spielt Volleyball. Aber Zeit für sich gibt es zu wenig. Auch wenn die Pflegemutter einschränkt: «Im Prinzip tue ich das Gleiche, das ich mit der Familie machen würde. Etwa auf dem Kirschbaum sitzen und die Früchte pflücken, wenn sie endlich reif sind.»

*Namen geändert

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