Ich empfehle Ihnen eine klare Abgrenzung und eine deutliche Entflechtung der Beziehungen. Damit können Sie eine Menge Kraft sparen und Ihren Sohn aus seinen Loyalitätskonflikten befreien. Konkret: Weigern Sie sich, eine Wertung der Lebensweise seiner Mutter abzugeben, um ihn nicht zu belasten – auch wenn Sie im Innern bereits eine solche vorgenommen haben.

Mit wem Ihre Exfrau eine Beziehung hat und in welchen Verhältnissen diese Person wiederum lebt, ist grundsätzlich ganz allein deren Angelegenheit. Die Beziehung zu Ihrem Sohn hingegen besteht unabhängig von allem anderen. Sagen Sie ihm dies auch deutlich. Was immer die Mutter oder deren Freunde tun – die Vater-Kind-Beziehung wird davon nicht berührt.

Ehen kann man auflösen, eine Elternschaft nicht. Kinder können nicht anders, als beide Elternteile zu lieben. Wenn nun ein Elternteil abfällige Bemerkungen über den andern macht, gerät das Kind in einen fast unlösbaren Konflikt. Stimmt es zu, hat es einen Elternteil verraten; widerspricht es, gefährdet es die Beziehung zum andern. Sein einziger Ausweg bestünde darin zu sagen: «lch will deine Meinung über Mami oder Papi nicht hören.»

Der deutsche Psychotherapeut Horst Eberhart Richter nennt dieses ungeschickte Verhalten der Eltern einen «Missbrauch des Kindes als Bundesgenossen im Partnerstreit». Natürlich kann so etwas auch in einer konfliktreichen Ehe geschehen, aber nach Trennungen ist es leider schon beinahe die Regel.

Geschiedene Eltern können dieser Gefahr entrinnen, indem sie klar zwischen Elternschaft und der Beziehung zum Expartner unterscheiden. Auf jeden Fall sollten sie Kinder vor Kränkungen, Wut oder Ressentiments verschonen, die bei ihnen noch bestehen. Am leichtesten fällt dies, wenn man die Trennung wirklich aufgearbeitet hat, durch alle eigenen Gefühle hindurch ist und jene des Expartners akzeptieren kann.

Nicht Zeit mit Schuldzuweisungen vergeuden
Meist wird zu viel Energie darauf verwendet, Ursachen für das Scheitern der Beziehung zu suchen oder herauszufinden, wer daran schuld ist. Fruchtbarer ist es, sich einzugestehen, dass beide Partner ihr Bestes versucht haben, aber die Trennung dadurch nicht aufzuhalten war. Es steht ausser Zweifel, dass Kinder bei elterlichen Streitigkeiten und bei Trennung oder Scheidung leiden müssen. Dies verursacht aber keine bleibenden Schäden, wenn die folgenden Punkte berücksichtigt werden:

Partnerinhalte
 
 
 
 
  • Teilen Sie dem Kind die Fakten und Pläne offen und ehrlich mit.
  • Beantworten Sie ebenso offen und ehrlich seine Fragen.
  • Zeigen Sie Verständnis für die Gefühle der Kinder.
  • Belasten Sie die Kinder nicht mit negativen Gefühlen gegen den Expartner oder seine Freunde und Freundinnen.
  • Zeigen Sie den Kindern, dass Sie sie unabhängig von allen Umständen lieben.