Wie man merkt, dass man in eine Krise gerät
Gehen oder bleiben? Paarberater Cornel Rimle weiss, was zu tun ist, wenn die Beziehung trudelt – und wie man aus der Konfliktspirale wieder rauskommt.
aktualisiert am 14. April 2021 - 13:22 Uhr
Beobachter: Lug und Betrug – kann sich eine Beziehung je davon erholen?
Cornel Rimle: Lügen und Affären sind meist nur Symptome in einer Beziehung, die lange zuvor ins Wanken geraten ist. Enttäuschungen haben viel mit Missverständnissen, Altlasten oder schlechter Kommunikation zu tun. Viele Paare geraten dadurch immer tiefer in eine Konfliktspirale (siehe Grafik). Das Vertrauensverhältnis leidet, die beiden entfernen sich voneinander. Und dann kommt es letztlich zu einer Verletzung oder Kränkung
, die das Fass zum Überlaufen bringt.
Wie merkt man als Paar, dass man in eine Konfliktspirale gerät?
Zuerst nimmt die Bereitschaft ab, dem anderen zuzuhören. Man verteidigt nur noch die eigenen Ansichten, zieht sich aus dem Gespräch zurück oder verweigert es. Das ist die erste Phase. Wer alles nur noch schwarz-weiss sieht, schlecht über den anderen redet, sich ohnmächtig fühlt oder sogar Drohungen ausspricht, sollte unbedingt handeln.
Braucht es manchmal einen Bruch, damit die Partner zu reden beginnen?
In manchen Fällen wohl schon. Die Verletzung ist die Spitze des Eisbergs. Die Frage ist, ob sich die Partner anschliessend auf eine ernsthafte Diskussion einlassen können und wollen. Nur so hat man eine Chance, sowohl die Kränkungen als auch das Verhalten, das dazu geführt hat, hinter sich zu lassen. Manchmal ist es ein grundlegender Unterschied in der Lebenshaltung, der zu Verletzungen führt.
«Eine Konfliktsituation ist der denkbar schlechteste Moment, sich zu fragen, ob man mit dieser Person weiterhin zusammen sein möchte.»
Cornel Rimle, Paarberater
Das Todesurteil für eine Beziehung?
Die Frage ist nicht, ob die Unterschiede zu gross sind, sondern ob man sich ehrlich auseinandersetzt mit den verschiedenen Vorstellungen. Verheiratete, die sich für getrennte Wohnungen entscheiden, können damit sehr glücklich sein. Wichtig ist es, ehrlich zueinander zu sein, darüber zu sprechen und eine – vielleicht heftige – Auseinandersetzung zu riskieren. Wenn das Paar die Unterschiedlichkeit nicht als Chance zu wachsen sehen kann, ist es möglicherweise besser, sich zu trennen
.
Welchen Einfluss hat der gesellschaftliche Druck auf Beziehungen?
Es ist tatsächlich so, dass noch immer einigermassen starre Vorstellungen herrschen, wie ein Paar zu leben hat. Dieser Druck hat durchaus etwas Toxisches. Wenn wir uns alle mehr Spielraum in der Gestaltung der Partnerschaft zugestehen würden, gäbe es viel mehr Möglichkeiten, gesunde Beziehungen aufzubauen.
Wenn also eine Verletzung stattgefunden hat – wie macht man als Paar weiter?
Das oberste Ziel sollte nicht sein, die Beziehung zu retten, sondern als Menschen wieder glücklich zu sein. Eine Konfliktsituation ist allerdings der denkbar schlechteste Moment, sich die grundlegende Frage zu stellen, ob man mit dieser Person zusammen oder lieber allein sein möchte. Ich rate, einen Schritt zurückzugehen, sorgfältig zu reflektieren, Einflüsse auf die Beziehung zu studieren und dann die Kränkung mit dem erweiterten Blick neu zu beurteilen.
Was heisst das konkret?
In den seltensten Fällen wollen sich Partner gegenseitig kränken. Viel eher handelt es sich um das Resultat einer langen und fortgeschrittenen Konfliktspirale. Deshalb ist es wichtig, dass das Paar in ehrlichen Gesprächen herausfindet, wie es zu dieser oder dieser Reihe von Kränkungen kam. Vielleicht hat sich einer der Partner lange Zeit unterdrückt
oder minderwertig gefühlt. Dann geht es darum, herauszufinden, wie man das ändern und eine funktionierende Beziehung für beide schaffen kann.
Konfliktspirale
Wie geht man so ein Gespräch an, ohne weitere Eskalationen zu riskieren?
Das Ziel muss sein, sich auf Augenhöhe zu begegnen und in Ruhe darüber sprechen zu können, was einen kränkt und was man braucht, um in der Beziehung glücklich zu sein. Emotionen sind stärker als das Gehirn. Sobald man emotional wird, sollte man das Gespräch unterbrechen.
Und dann?
Am besten ist es, sich in einem ruhigen Moment auf bestimmte Spielregeln zu einigen. So kann man beispielsweise vereinbaren, dass derjenige, der das Gespräch unterbricht, es nach einer festgelegten Frist – eine Stunde, ein halber Tag, zwei Tage – wieder aufnehmen muss. Gewaltfreie Kommunikation, Ich-Botschaften statt Anschuldigungen sind in solchen Gesprächen essenziell. Falls ein Paar merkt, dass das zu zweit nicht möglich ist, kann eine Drittperson helfen.
«Schwierig wird es, wenn Paare keine Konsequenzen aus den Konfliktanalysen ziehen.»
Cornel Rimle, Paarberater
Letztlich hat man nur zwei Optionen: verzeihen oder trennen. Oder?
Tatsächlich glaube ich, dass man in einer Beziehung nur dann wieder glücklich werden kann, wenn man verzeiht
. Wenn man sich nicht von der Verletzung lösen kann, sich darauf fixiert, sie immer wieder thematisiert, muss man sich selber fragen, was man bräuchte, um loslassen zu können. Und ja, wenn das Verzeihen trotz intensiven Bemühungen nicht gelingt, kann die Trennung der bessere Weg sein.
Was sind die grössten Fehler in diesem Prozess?
Schwierig wird es, wenn Paare keine Konsequenzen aus den Konfliktanalysen ziehen. Wenn man beispielsweise herausfindet, dass Stress im Alltag zu Konflikten führt
, wird man nicht darum herumkommen, diesen Stress zu reduzieren. Falls man dazu nicht bereit ist, wird der Konflikt früher oder später wieder aufflammen.
Wie lange dauert es nach einem «Ich verzeihe dir», bis man wirklich verziehen hat?
Erfahrungsgemäss rund einen Zehntel der Konfliktzeit. Je länger die Verletzungsphase dauert, umso länger dauert es, zu verzeihen. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein und sich Zeit zu geben. Trotzdem ist dieses Bekenntnis «Ich verzeihe dir» wichtig. Es markiert den Moment, in dem man sich gemeinsam auf den Weg macht und an einer besseren Zukunft arbeitet.
In einem künftigen Konflikt wäre es einfach, eine Verletzung oder einen Betrug wieder zu erwähnen. Wie vermeidet man das?
Wichtig ist, dass hier auch der Gekränkte in der Verantwortung steht, sich an die Vereinbarungen zu halten. Wenn man die Kränkung diskutiert und analysiert hat und sich darauf geeinigt hat, das Thema hinter sich zu lassen, ist es extrem wichtig, das auch zu tun. Konkret heisst das: Sobald man emotional wird und dem Partner wieder alle Fehltritte um die Ohren hauen will, muss man fähig sein, eine Gesprächspause einzulegen.
Und wenn man sich nicht zurückhalten kann?
Wenn einem das nicht gelingt, bedeutet das, dass doch noch irgendetwas unverarbeitet ist und es noch weitere klärende Gespräche braucht. Man kann sich als Paar auch gegenseitig unterstützen. Der Schlüssel zum Erfolg ist, Auslöser zu identifizieren, Triggermomente, und gemeinsam Instrumente zu entwickeln, die es einem ermöglichen, aufzuhören, bevor es eskaliert.
4 Kommentare
Guten Abend. Ich bin seit über 4 Jahren mit einem Mann zusammen. Geplant war kommendes Jahr zu heiraten. Nun hat er mich am Wochenende mit einem Satz schwer gekränkt. Seit dem schläft er im Wohnzimmer. Er fragt nicht warum ich mich zurück gezogen habe. Entschuldigt sich nicht. Hängt nur am Handy. Mehr interessiert ihn nicht. Ich könnte platzen vor Wut.
Was ich vermisse hier; was ist, wenn der Partner invalid wurde und zu einer Beziehung nicht mehr fähig ist? Der andere Teil leidet, hat nichts mehr von einer Beziehung (Liebe, Sex, Umarmung, gute Gespräche). Und trotzdem kann man ja den Partner nicht einfach abschieben. Da ist ja ein Seitensprung vorprogrammiert. Der gesunde Partner hat ja auch ein Recht auf Liebe. Man lebt ja nur einmal. Dies ist eine sehr schwierige Situation. Die wünscht man niemandem.
Herzlichen Dank für Ihren Input. Wir finden das Thema spannend und würden es ggf. gerne weiterverfolgen. Gerne können Sie uns unter mailto://info@… kontaktieren.
Laut Gottes Wort, habt ihr euch Liebe und Treue einander geschworen, in Guten und schlechten Zeiten. Seitensprung löst nicht das Problem und die Bedürfnisse die man in dieser Situation nicht befriedigt bekommt. Der Invalide Partner hat genau die gleichen Bedürfnisse, er/sie kann sie nicht stillen. Der Mensch besteht nicht nur aus Körper oder Seele oder Geist. Es soll eher die Frage gestellt werden, warum man das braucht, eine Umarmung, Sex, Gespräche: dahinter steckt immer was anderes. Entweder Egoismus und Selbst- Befriedigung oder man hat in Defizit gelebt in und schon vor der Ehe, die Grundbedürfnisse ( ohne Sex, das ist kein Grundbedürfnis, weil es Hormonell gesteuert wird) wurden nicht gestillt Auch nicht verarbeitete Missbrauch, führt zu so Gedanken.
In der Bibel steht in 1. Korinther 13, was Liebe ist. Das Neue Testament zeigt, was mit Liebe gemeint ist. Die 5 Sprachen der Liebe, auch zB. auch mit Umgang mit Demente Mensch, Singleleben oder Verheiratete, steht, was genau Liebe und ihre Sprachen, wenn man die Sprache des Partners spricht, wie Die Ehe im Glück badet. Ihnen empfehle ich Ihnen auch die 5 Sprache der Liebe für Single zu lesen, das gibt Ihnen einen Blick wie Sie andere lieben können und sich selbst geliebt fühlen. Es hängt immer von den Entscheidungen ab, damit das Gefühl der Liebe (davon gibt es 5 und die haben alle Dialekte) nachhinkt. Ein Querschnitt gelähmter Mensch der im Kopf der Wunsch nach Sex wünscht aber der Körper es nicht mehr zulässt, hinterfragt sich, warum er es braucht. Die Antwort ist, man braucht Dopamine, Serotonine Oxitozine und Endophine. Diese kann man auch anders beziehen. Vieles steht auch eben im Neuen Testament der Bibel: anderen gutes tun und helfen, die Eltern oder Kinder umarmen, den kranken Menschen, die Hand halten, denn Traurigen, mit seine Ohren und Blicke zeigen das man da ist, selber findet man viel Trost, Ermutigung, Kraft und vieles andere das die Hormone zum laufen bringen, in der Bibel, von Menschen die das Selbe erlebten und nieder schrieben, was sie fühlten und wohin sie mit ihre Ohnmacht gegangen sind, zu Jesus Christus, Gott. Nun, beten ( reden mit Gott in Namen Jesus Christus), nützt weil er zuhört. Dafür sorgt sein Heiliger Geist der immer da ist wenn man ihn von ganzem, demütigen Herzen mit Glaubensüberzeugung anspricht, allein, die Geduld und Gewissheit das Gott tut was er sagt, hilft und gibt Hoffnung. Nämlich Gott verspricht an die die sich vor respektvoll und überzogen das es ihn gibt, vor ihn kommen, zu segnen (das geben was sie brauchen, und er gibt so viel das man auch anderen mit Freude gibt) So Untreue, auch wenn der Partner krank ist, bringt ihnen nur mehr Distanz statt Annahme zum Partner. Zu Untreue ( mit den Augen, Gedanken, Taten und Flirten) gehören Wünsche ausserhalb des Partners. Das tut man nur wenn man der Partner benutzt hat statt zu Lieben. Denken Sie um, schreiben Sie sich einen Plan wie Sie Ihren Partner Liebe geben können, so das alle die oben ernannten Hormone auch noch bei ihm aktiviert wird, lernen Sie seine/ ihre Liebessprache ( die Art wie sie / er sich geliebt fühlen) Wünsche Ihnen Gottes Segen. Anna Maria Ziltener