«Mami, wie heisst das da unten?»
Kleinkinder möchten alles benannt haben: Körperteile wie Nase, Mund oder Bauch. Und selbstverständlich auch ihre Geschlechtsteile. Das muss Eltern nicht peinlich sein, denn frühzeitig aufgeklärte Kinder sind selbstbewusster.
Veröffentlicht am 23. März 2007 - 16:48 Uhr
Babys nehmen ihren Körper und die Geschlechtsteile von Geburt an wahr, allerdings erst unbewusst. Ab dem zweiten Lebensjahr will das Kind dann wissen, was «da unten» eigentlich ist. Es schaut Mama und Papa zu, wenn sie die Toilette oder die Dusche benutzen, und will Namen für die Geschlechtsteile haben. Spätestens jetzt sollten Sie diese auch benennen - ob Pfiffeli und Schlitzli, Schnäbeli und Müscheli oder eigene Kosenamen ist völlig egal, Hauptsache, das Kind bekommt eine Bezeichnung.
Untauglich und deshalb zu vermeiden sind vulgäre Begriffe wie Fotze oder Schwanz, da sie auch als Schimpfwörter gebraucht werden. Denn eine gesunde sexuelle Entwicklung setzt voraus, dass das Kind seine Geschlechtsteile als etwas Positives wahrnimmt. Bringen Sie ihm mit der Zeit auch die «offiziellen» Bezeichnungen wie Penis, Glied, Scheide oder Vagina bei. Bedenken Sie zudem: Vorbild sind Eltern auch im Umgang mit Körper und Intimität. Wenn Ihr Kind sieht, wie Sie sich partnerschaftlich umarmen und küssen, wenn die ganze Familie auf dem Bett kuschelt oder in der Badewanne planscht, dann wird es einen unverkrampften Zugang zur eigenen Sexualität entwickeln können.
Ausserdem sind frühzeitig und schrittweise aufgeklärte Kinder selbstbewusster und somit besser geschützt vor sexuellen Übergriffen. Respektieren Sie deshalb, wenn Ihr Kind sich mal nicht anfassen lassen will: Es ist wichtig, dass es lernt, nein sagen zu dürfen. Umgekehrt soll auch das Kind Grenzen kennen: Die Geschlechtsteile der Eltern, namentlich der Penis des Vaters, sind keine Spielzeuge. Einmal berühren - quasi um auch diese Körperteile zu «begreifen» - ist okay, doch danach sollte das Kind dies sein lassen.
Auf der Toilette
Manche Mädchen glauben, dass ihre Scheide etwas mit Schmutz zu tun hat und eklig ist. Der Grund: Auf der Toilette können sie nicht sehen, dass der Urin vorne und der Kot hinten rauskommt. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Tochter den Unterschied erfährt - zum Beispiel mit einem Spiegel oder durch Anfassen der Schamlippen beim Urinieren. Knaben ist dieser Unterschied von Anfang an viel klarer, weil sie beim Pinkeln ihr Glied betrachten und auch festhalten können.
Ab dem dritten Lebensjahr untersuchen sich Kinder gerne auch mal gegenseitig an den Geschlechtsorganen: Sie spielen «Tökterlis». Dies gehört zur normalen Entwicklung. Kinder werden sich auf diese Weise ihrer Weiblichkeit oder Männlichkeit bewusst; spätestens mit drei Jahren sollten sie über den Unterschied von Mädchen und Knaben aufgeklärt sein. Hingegen werden sie dann noch keine sexuelle Schamhaftigkeit haben. Es kann Ihnen also passieren, dass Ihr Kind beim Einkaufen plötzlich und lautstark fragt: «Mami, warum hät die Frau so grossi Brüscht?» Dass es sich bei den Geschlechtsteilen um etwas Privates handelt, wird Kindern erst etwa im Kindergartenalter bewusst.
Gewisse Worte haben mit Intimität zu tun
Wenn Ihr Kind mit Worten wie Schnäbi oder Fudi um sich wirft (und Sie provoziert), will es Ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken. Anderseits beginnt es zu realisieren, dass genau diese Dinge etwas mit Intimität zu tun haben. Abstellen lässt sich der Gebrauch solcher Worte am besten durch Ignorieren. Wenn dies nicht hilft, sollten Sie mit dem Kind in aller Ruhe über die Bedeutung dieser Worte reden und ihm sagen, dass es zu Hause, aber nicht andernorts davon sprechen soll. Falls Sie schimpfen oder mit Konsequenzen drohen, müssen Sie damit rechnen, dass sich das Verhalten verstärkt. Besser ist: Sie schauen mit dem Kind ein Bilderbuch über den Körper an und befriedigen so sein Interesse.