Tierfutter: Ein Vermögen für die Katz
Beutelnahrung macht auch vor dem Katzennapf nicht Halt – auch wenn sie erheblich teurer ist als Futter aus der Büchse: Tierhalter geben jährlich weit über 100 Millionen Franken aus.
Veröffentlicht am 5. April 2001 - 00:00 Uhr
Für den Homo sapiens gibt es in der Migros «Pasta pronta arrabiata» im 160-Gramm-Beutel für Fr. 2.60. Die passende Sauce kostet Fr. 1.80. Was Frauchen und Herrchen mag, ist für den Stubentiger gerade gut genug. Für ihn gibts vier handliche 100-Gramm-Beutel Exelcat-Lachswürfel für Fr. 2.80 – Sauce inklusive.
Ob Pasta oder Lachspastete: Beutel aufschneiden, Inhalt rausdrücken – fertig. Die praktischen Portionenbeutel setzen sich auch im Tierfutterbereich immer mehr durch. Sowohl die Grossverteiler Migros und Coop als auch die Futterhersteller Effems und Nestlé stellen fest: Der Beutel verdrängt die Büchse. Das belegen auch die Zahlen des Marktforschungsinstituts ACNielsen.
Plastik geht tüchtig ins Geld
Wäre der Homo sapiens ein Homo oeconomicus, dann müsste er seiner Katze Büchsenfutter kaufen: Es ist viel günstiger als Beutelware. Das Lachsgericht von Exelcat etwa kostet in einer 400-Gramm-Büchse nur Fr. 1.40, also genau die Hälfte der vier 100-Gramm-Beutel.
Der Preisunterschied sei unter anderem auf die Produktion zurückzuführen, erklärt Christoph Bobst vom Migros-Genossenschafts-Bund; eine Blechdose sei billiger herzustellen als ein Plastikbeutel. Das bestätigt auch Sandra Kobelt vom Zuger Tierfutterkonzern Effems AG (Whiskas, Sheba, Brekkies, Kitekat), vom Schweizer Leader im Pet-Food-Bereich: «Der Produktionsprozess für Beutelfutter ist wegen des geringeren Volumens und der dünneren Verpackung viel komplizierter als jener für Büchsen.» Und Nestlé-Sprecher Daniel Herrera erklärt den Preisunterschied mit einem Beispiel aus dem Nahrungssortiment für Menschen: «Auch Joghurt in der Grosspackung ist pro 100 Gramm günstiger als im 180-Gramm-Becher.»
Doch auch wenns viel teurer ist: Tierhalter greifen scharenweise zum Beutel. Knapp 72 Millionen Franken gaben allein die Katzenhalter letztes Jahr dafür aus. Vor drei Jahren waren es erst 57 Millionen. Insgesamt kauften Katzen- und Hundehalter letztes Jahr Beutelfutter für fast 110 Millionen Franken.
Keine Unterschiede beim Inhalt
Was für den Beutel spricht, heisst Convenience: Bequemlichkeit. «Der Beutel ist viel handlicher und einfacher zu öffnen als die Büchse», sagt Migros-Mann Bobst. Zudem benötige er weniger Platz im Abfallsack. Und: Den Beutel gibts in Portionengrössen. Ein 100-Gramm-Beutel ergibt für die Hauskatze exakt eine Mahlzeit und kann nach dem Füllen des Futternapfs sofort entsorgt werden. Eine geöffnete 400-Gramm-Büchse dagegen muss im Kühlschrank aufbewahrt werden und verbreitet dort einen nicht eben angenehmen Duft.
Ob Büchse oder Beutel: Der Inhalt ist der gleiche. «Büchsenfutter ist qualitativ nicht schlechter als Beutel- oder Schalenfutter, auch wenn die Verpackungen dieser Portionen eleganter aussehen», sagt Christoph Bobst. Effems-Sprecherin Sandra Kobelt verweist indes auf die unterschiedlichen Sterilisationsprozesse: «Beutelfleisch wird bloss gedämpft.» Das sei schonender als der Backprozess beim Büchsenfutter.
Und sollte vor lauter Beutel die Pasta arrabiata versehentlich im Katzennapf und die Exelcat-Lachswürfel auf dem Teller landen, ist das kein Drama: «Alles verwendete Fleisch ist auch für den menschlichen Konsum freigegeben», schreibt die Migros auf ihrer Internetseite. Es entspreche aber «heute nicht mehr unseren Essgewohnheiten». Bleibt nur eine Frage: Verträgt die Katze auch die Beutelpasta?