Ein Starschnitt für Knirpse
Spätestens wenn die Haare über die Augenbrauen hängen, stellt sich die Frage: Wie kommt das Kind zu einer Frisur? Zum Beispiel beim Kindercoiffeur.
Veröffentlicht am 3. März 2009 - 08:49 Uhr
Stoisch verfolgt der zweieinhalbjährige Till die Barbapapa-Figuren auf dem Bildschirm, während Coiffeur Igor Sajn um ihn herumtänzelt, hier die Haare ein wenig befeuchtet, dort eine Strähne abschneidet. Das Schnippschnapp der Schere scheint den Kleinen überhaupt nicht zu stören; selbst als es an die Stirnfransen geht, zuckt er nicht mit der Wimper.
Igor Sajn arbeitet im Coiffeursalon Bambini, der 2005 von Samuele di Giorgio in der Zürcher Innenstadt eröffnet wurde. Ausschliesslich für Kinder: «Ich habe schon vor Jahren gemerkt, dass so eine Einrichtung fehlt. Das Ambiente in einem normalen Coiffeursalon entspricht einfach nicht dem kindlichen Gemüt», so di Giorgio. Er muss es wissen, frisiert er doch schon seit 13 Jahren Kinder. Sein Geschäft ist eines der ganz wenigen in der Schweiz, das sich völlig auf Kinder spezialisiert hat. Mit Erfolg: «Die Allerkleinsten waren acht Wochen alt, als ich ihnen das erste Mal den Babyflaum geschnitten habe, die Ältesten kommen noch zum Lehrabschluss», berichtet di Giorgio stolz.
Viel Erfahrung hat sich dabei angesammelt. Das ist auch nötig, denn oft mögen Kinder das Haareschneiden nicht. Rechtlich gesehen kann es laut Bundesgericht als Körperverletzung gelten – und genau so scheinen es viele Kinder zu empfinden. Für die beiden Friseure kein Problem – bei ihnen halten selbst die zappeligsten Kinder still, denn der Aufenthalt hier im Salon ist ein richtiges Wohlfühl-Erlebnis.
Künstliche Palmen sind im Raum verteilt, sie sind mit Äffchen und Papageien bestückt, ein Kronleuchter thront über dem rosa Kassentisch, und die Wartezeit überbrücken können die Kleinen in einer Spielecke mit Autos und Kinderküche. Auch für das Wohl der Erwachsenen ist gesorgt, man kann Kaffee trinken, endlich mal die Zeitung lesen oder ältere Kinder auch kurz allein lassen und ein paar Besorgungen erledigen.
Coiffeur Igor hat unterdessen begonnen, Tills Nacken auszurasieren. Der lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Vis-à-vis schaut ein langhaariges Mädchen zu, wie Pippi Langstrumpf die Polizisten Kling und Klang zum Narren hält, während Samuele di Giorgio ihr die Spitzen schneidet. Wie im richtigen Kino gibts dazu Popcorn.
Der kindlichen Phantasie angepasst sind auch die Stühle: Bei den Kleinen sorgen ein Töff und ein Auto für glänzende Augen, Grössere dürfen auf einem farbig dekorierten Stuhl Platz nehmen. Der Preis für einen normalen Haarschnitt ist mit 35 Franken für Kinder bis drei Jahre und bis zu etwa 50 Franken (ältere Kinder, lange Haare) nicht ganz günstig. Doch Haare schneiden muss man sowieso, warum also nicht das Kind und sich ein wenig verwöhnen?
Natürlich besteht auch die Möglichkeit, die Sache in Mamas oder Papas Stammsalon erledigen zu lassen: Viele Betriebe bieten Schnitte für Kinder und Jugendliche an. Ob man dabei einfach das Kind begleitet oder sich gleich selber eine neue Frisur machen lässt, hängt vom Alter der Kinder und den Gegebenheiten des Salons ab. Einige Kinder finden es grossartig, sich auf den gleichen Sessel wie die Eltern setzen zu können. Die Preise bewegen sich dabei je nach Salon am unteren Rand der Erwachsenentarife.
Eine kostengünstigere Alternative sind die Störcoiffeusen. In vielen Quartier- und Familienzentren kommen sie ein- bis zweimal im Monat vorbei. Oft muss man sich für einen Termin vorher anmelden; die Haare sollten bereits gewaschen sein. Die Preise betragen um die 15 Franken.
Vor allem für Familien mit vielen Kindern lohnt sich auch das Angebot der sogenannten «Badewannen-Coiffeusen»: Sie machen Hausbesuche und verrechnen dafür relativ bescheidene Pauschalpreise.
Zurück im Salon Bambini: Nun wird geföhnt, Till verzieht ein wenig das Gesicht, schweigt weiterhin – und geniesst trotz dem warmen Luftstrom die letzten paar Minuten mit den geliebten Barbapapa-Figuren. Nach einer guten halben Stunde ist der Spuk vorbei, und ein perfekter Haarschnitt ziert den Kopf des Kleinen.
- Kleine Kinder haben oft Angst vor dem Haarewaschen: Es reicht völlig aus, die Haare mit einem Kamm anzufeuchten.
- Das Kind auf einer Sitzgelegenheit platzieren, die Ihnen keine Rückenschmerzen verursacht.
- Das Kind sollte sich möglichst wenig bewegen. Eine CD, die Lieblings-DVD oder gar jemand, der Geschichten erzählt, sorgt für Ablenkung. Und Knabberzeugs.
- Knoten in den Haaren vorsichtig vom Ende der Strähne her herauskämmen.
- Beim Trocknen zieht sich die Frisur etwas zusammen – Fransen nicht zu sehr kürzen.
- Was es braucht: gute Haarschere, Sprühflasche mit Wasser, Kamm. Nach Bedarf: Klammern, Haarspangen, Ausdünnschere, Umhang, Schneidemaschine.