Das Kind braucht die Ruhe der Eltern
Ob notfallmässig oder geplant - ein Spitalaufenthalt ist nicht nur für das Kind schwierig, auch Mutter und Vater sind gefordert. Neben dem Vertrauen in die Ärzteschaft ist vor allem eines nötig: Ruhe bewahren.
Veröffentlicht am 17. Juli 2008 - 16:17 Uhr
Fiebrige Augen, bleiches Gesicht, geblähter Bauch: Dem kleinen Benjamin geht es gar nicht gut. Als er auch noch erbrechen muss, beschliessen seine Eltern, ihn ins Spital zu bringen. Auf der Notfallstation herrscht Hochbetrieb, das Warten auf einen freien Arzt wird zur Geduldsprobe. Endlich ist Benjamin an der Reihe, die Untersuchung ergibt eine Magenverstimmung wegen der wohl verdorbenen Glace, die der Sechsjährige gegessen hat. Der Doktor verschreibt ein Medikament und empfiehlt ihm, viel zu trinken. Doch die Eltern sind noch nicht beruhigt: Stimmt der Befund, oder liegt nicht doch etwas Ernsteres vor? Der Arzt versichert, Benjamin fehle sonst nichts, und entlässt die Familie nach Hause.
Die Situation ist typisch für Eltern mit kleinen Kindern. Muss ihr Nachwuchs ins Krankenhaus, stellen sich Eltern oft das Schlimmste vor. Dabei ist es für den kleinen Patienten sehr wichtig, dass Mama und Papa Ruhe ausstrahlen. Das hilft dem Kind, sich trotz Schmerzen, unbekannten Personen und fremder Umgebung sicher zu fühlen. Am besten bleiben Mutter oder Vater stets in der Nähe des Kindes und lassen es ihre positive Einstellung spüren - so ist die Behandlung viel leichter zu überstehen.
Es kann passieren, dass das Kind weint, um sich schlägt oder sich verstecken will. Dafür sollten Eltern Verständnis aufbringen, denn es versucht nur, die unangenehme Situation irgendwie zu bewältigen. Es kann das Geschehen noch nicht einordnen und fürchtet sich. Man weiss aus der Forschung, dass Kinder oft eine generelle Angst vor Ärzten entwickeln. Weil ein Doktor sie schon mal gepiekst hat - etwa bei einer Impfung -, sind sie nun stets skeptisch.
Wichtig ist auch die Vorstellung, die sich ein Kind über sein Leiden macht. Kleine Kinder glauben oft, dass jede Erkrankung ansteckend ist. So entsteht bei vielen panische Angst, wenn sie das Zimmer mit einem schwerkranken Kind teilen müssen. Es ist auch möglich, dass das Kind glaubt, es habe seine Krankheit selbst verschuldet. Diese «Schuld» möchte es wiedergutmachen; zum Beispiel will es lieber schöne Zeichnungen malen anstatt regelmässig die Medikamente schlucken. Erst mit der weiteren geistigen Entwicklung - etwa ab sieben Jahren - kann ein Kind diese Zusammenhänge realistischer verstehen.
Ist der Spitaleintritt vorhersehbar, sollten Eltern das Kind gut vorbereiten. Altersgerechte Informationen über die Krankheit und den Spitalaufenthalt liefern etwa Bilderbücher und das Internet. Auch das Spielen mit einem Ärzteköfferchen kann Ängste abbauen. Empfehlenswert sind die an Kinderspitälern regelmässig durchgeführten Informationsnachmittage für Kinder. Muss ein Kind länger im Spital bleiben, wird es in der Regel sehr gut umsorgt: Es besucht hausintern den Kindergarten oder die Schule, kann sich im Spielzimmer ablenken, und manchmal kommt sogar ein Clown vorbei.
Um den Spitalaufenthalt zu verarbeiten, kann es älteren Kindern helfen, ein Tagebuch zu führen. Jüngere brauchen auf jeden Fall ihr Übergangsobjekt: das Nuscheli, den Nuggi, den Lieblingsteddy. Und natürlich die Mama oder den Papa, am besten rund um die Uhr - was heute in den Spitälern glücklicherweise erlaubt ist.
Links zum Artikel
- Stiftung Theodora, Clowns für Kinder im Spital: www.theodora.ch
- Schweizerischer Verein für die Rechte von Kindern und Jugendlichen im Gesundheitswesen: www.kindundspital.ch