Wann ist mein Kind für den Chindsgi bereit?
Wann ist ein Kind reif für den Chindsgi? Und wie können es die Eltern auf dem Weg dahin unterstützen?
aktualisiert am 20. Juni 2019 - 19:06 Uhr
Viele Kindergärtnerinnen berichten, dass Kinder heute unselbständiger sind als früher. Das Mittel dagegen: Lassen Sie das Kind möglichst vieles selbst machen – auch wenn es länger dauert.
Das beginnt mit dem Anziehen am Morgen. Viele Kinder werden wütend oder traurig, wenn es nicht gleich klappt. So ein Pullover ist aber auch eine knifflige Sache. Jetzt müssen sich die Eltern in Geduld üben. Einzugreifen, indem einfach Mami oder Papi dem Kind den Pulli anzieht, ist nicht der richtige Weg. Helfen Sie nur so weit, dass es das Kind zumindest fast allein schafft. Das nächste Mal geht es dann vielleicht schon allein.
Auch der Haushalt bietet viele Möglichkeiten, Selbständigkeit zu trainieren. Man kann das Kind zum Beispiel zum Hilfskoch befördern . So kann es unter Aufsicht ganz nebenbei den Umgang mit Messern üben.
Es stärkt das Selbstwertgefühl von Kindern enorm, wenn sie erleben, dass sie etwas allein schaffen. Die Eltern können das zusätzlich unterstützen, indem sie betonen, dass sie überzeugt sind, dass es dem Kind im Chindsgi gefallen wird. Das beruhigt, und das Kind realisiert, dass die Eltern volles Vertrauen in seine Fähigkeiten haben. Auch das stärkt das Selbstbewusstsein. Und ein stabiles Selbstwertgefühl erleichtert den Übertritt in den neuen Lebensabschnitt.
Das Kind wird sich im Kindergarten ständig in einer Gruppe bewegen. Es kann sich die Gspändli nicht aussuchen, es wird einfach eingeteilt. Nicht alle wird es mögen, nicht alle werden seine Freunde sein. In der neuen Gruppe muss das Kind seinen Platz erst einmal finden. Das fällt einigen leichter als anderen.
Unterstützen Sie das Kind beim Lernen der notwendigen sozialen Umgangsformen. Zum Beispiel teilen, auf andere Rücksicht nehmen, Konflikte fair lösen, beim Spielen verlieren können . Am besten kann das Kind das üben, wenn es möglichst oft mit anderen spielt.
Greifen Sie bei Streitigkeiten nicht zu schnell ein, sondern lassen Sie die Kinder das allein lösen. Falls Ihr Kind scheu ist: Unterstützen Sie es bei kleineren Mutproben – zum Beispiel auf dem Spielplatz einem fremden Kind einen Teil des Zvieris anbieten oder es zum Spielen auffordern. Je öfter Schüchterne erfolgreich über ihren Schatten springen, desto mehr Selbstvertrauen bekommen sie.
Das Kind wird an fünf Tagen pro Woche je rund vier Stunden im Chindsgi verbringen. Eine lange Zeit, in der es von den Eltern und damit den wichtigsten Bezugspersonen getrennt ist. Die Trennung ist aber auch für viele Eltern eine Herausforderung.
Bereiten Sie sich und das Kind daher gut auf diesen Schritt vor. Üben Sie schon jetzt und gehen Sie stundenweise weg , lassen Sie den Nachwuchs bei einer Kollegin oder bei den Grosseltern.
Planen Sie für sich die Zeit nach dem Kindergarteneintritt. Wie verbringen Sie die neu gewonnene Zeit? Möchten Sie sich wieder stärker in der Arbeitswelt engagieren ?
Das Kind wird den Weg in den Kindergarten früher oder später allein zurücklegen. Gut, wenn Sie schon jetzt gemeinsam üben, wie man sich im Verkehr korrekt verhält. Wichtig: Ein Kind in diesem Alter kann Geschwindigkeiten noch nicht abschätzen. Es kann daher nicht beurteilen, wie schnell ein Auto wirklich fährt.
Bringen Sie dem Kind bei, dass es die Strasse erst überqueren darf, wenn die Fahrzeuge vollständig stillstehen. Ganz nach dem Motto «Rad steht, Kind geht». Das braucht für Erwachsene etwas Geduld – aber Sicherheit geht vor.
Lassen Sie das Kind bei jeder Gelegenheit die Führung im Verkehr übernehmen: «Du sagst mir, wann wir die Strasse überqueren können.»
Finden Sie heraus, welches der sicherste Weg zum Kindergarten ist. Das muss nicht der schnellste sein. Gehen Sie den Weg mehrmals mit dem Kind, bevor es in den Chindsgi kommt. So gewinnt es bereits an Sicherheit.
Selbständigkeit
- sich allein an- und ausziehen
- selbständig auf die Toilette gehen
- Hände waschen, Nase und Zähne putzen
- nach dem Spielen aufräumen
Regelverständnis
- Regeln verstehen und sie befolgen
- warten können, bis man an der Reihe ist
Ausdauer
- rund zehn Minuten stillsitzen können
- bei einem Spiel verweilen
Motorische Fähigkeiten
- rennen, Treppen steigen und balancieren
- mit Stiften malen, mit Leim kleben und mit einer Schere Papier schneiden
Wie bringen Eltern ihre Kinder dazu, damit sie alleine oder mit Freunden den Weg zur Schule finden und sich sicher im Strassenverkehr bewegen? Beobachter-Mitglieder erhalten in der Checkliste «Kinder auf dem Schulweg» Tipps dazu.