Endlich weg von den Eltern
Viele 18-Jährige haben genug vom Behütet- und Kontrolliertsein: Sie wollen auf eigene Faust leben. Jetzt muss eine Wohngemeinschaft her - und da fangen die Sorgen der Eltern an.
Veröffentlicht am 7. November 2008 - 12:56 Uhr
«Wenn ich erst mal 18 bin, ziehe ich in eine WG!» Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden in einer Wohngemeinschaft mit anderen Jugendlichen kommt bei den meisten Teens früher oder später, manche können ihren 18. Geburtstag kaum erwarten - in der Meinung, danach unabhängig zu sein. Dass dem nicht ganz so ist, wissen zwar Väter und Mütter aus eigener Erfahrung, doch nicht ihre Töchter und Söhne.
Der Zeitpunkt, ab dem ein junger Mensch nicht nur finanziell und rechtlich, sondern auch psychisch in der Lage ist, sein Leben allein zu führen, ist individuell. Wer aber tatsächlich mit Erlangen der Volljährigkeit eine eigene Bude haben will, sollte zumindest Folgendes beachten:
- Junge Erwachsene ab 18 Jahren dürfen selber Verträge abschliessen, sind rechtlich aber auch vollumfänglich haftbar.
- Allein zu wohnen ist immer teurer als daheim bei den Eltern. Deshalb ist es sinnvoll, ein Budget zu erstellen - anfangs am besten gemeinsam mit den Eltern. Und obwohl die Eltern bis zum Abschluss der Erstausbildung verpflichtet sind, ihr Kind finanziell zu unterstützen, heisst das nicht, dass sie eine Wohnung für den Junior bezahlen müssen. Wer also solche Pläne schmiedet, tut gut daran, mit den Eltern eine Vereinbarung zu treffen, die für alle Beteiligten stimmt.
Psychologisch gesehen bedeutet der Auszug aus dem Elternhaus Stress. Und zwar für beide Seiten. Aus diesem Grund sollten Eltern ihren flüggen Kindern ihre Bedenken darlegen: Wie sieht es mit der Ernährung aus, wird vernünftig gekocht? Wie wird das Kind mit unvorhergesehenen Problemen in Schule oder Lehre umgehen? Was wird es unternehmen, wenn es mal frustriert oder einsam ist?
Eltern sollten sich bei der Gelegenheit auch anhören, was es mit dem Wunsch nach dem allein Wohnen auf sich hat. Und allfällige Fragen klären: Darf der Nachwuchs noch die Wäsche bringen? Telefoniert man jeden zweiten Tag miteinander? Könnten die Eltern bitte nachsichtig sein und keinen allzu kritischen Blick auf den WG-Haushalt werfen?
«Kannst du überhaupt Spaghetti kochen?»
Wer sich auf dem WG-Markt umsehen will, tut gut daran, sich vorzubereiten:
- Eine Liste mit den wichtigsten Voraussetzungen erstellen: Lage, Mietkosten, Zimmergrösse.
- Wer wohnt mit: maximale Anzahl Mitbewohner, Anteil Frauen und Männer, Studierende oder Berufsleute?
- Wie kompetent ist der Teenager bei den einzelnen Haushaltsaufgaben? Brauchts noch einen Crashkurs bei Mama oder Papa in Sachen Wäsche waschen, Spaghetti kochen, Rechnungen bezahlen?
Ermutigen Sie Ihr Kind, sich verschiedene Wohngemeinschaften anzuschauen und die jeweiligen Bewohner kennenzulernen, bevor es sich entscheidet. Wenn es die erste WG für Ihr Kind ist, sollte es das Zimmer zur Untermiete nehmen: So kommt es einfacher und auch ohne Zustimmung des Vermieters und der Mitbewohner wieder aus dem Vertrag, wenn es umziehen möchte. Ein schriftlicher Vertrag sollte vor Unterschrift von den Eltern geprüft werden. Und auch wenns den Jungen peinlich ist: Gehen Sie als Eltern ruhig zur Besichtigung der WG mit.