Das Zimmer im Nachbarort
Es kann sich finanziell auswirken, ob getrennte Paare nur getrennt leben möchten oder ob sie sich tatsächlich scheiden lassen.
Veröffentlicht am 20. Januar 2015 - 09:14 Uhr
«Mein Mann und ich haben beschlossen, uns zu trennen», sagt eine Anruferin an der Telefonhotline des Beobachters. «Müssen wir dafür zum Gericht?» – «Wenn Sie beide sicher sind, dass die Vereinbarungen, die Sie gemeinsam festlegen, eingehalten werden, können Sie sich auch ohne Gericht trennen», sage ich. «Das ist gut, dann sparen wir Gerichtskosten», freut sich die Frau.
«Haben Sie Kinder?», frage ich. «Nein», antwortet sie. «Mein Mann hat jetzt bei einem Freund im Nachbarort ein Zimmer gemietet.» – «Ist er denn schon ausgezogen?» – «Nein, er hat nur ein Zimmer gemietet.» – «Dann wollen Sie sich also gar nicht trennen?», hake ich vorsichtig nach. «Doch, natürlich», ereifert sich die Frau, «das Leben, das wir führen, ist sehr teuer.» Nun ist meine Verwirrung perfekt. «Aber warum zieht Ihr Mann denn aus, wenn Sie sich nicht trennen wollen?», frage ich.
«Er zieht nicht wirklich aus, wir trennen uns nur – und vielleicht entschliessen wir uns auch noch zur Scheidung.» – «Das verstehe ich jetzt nicht.» – «Können Sie sich das nicht vorstellen?», lacht die Frau. «Nein – oder vielleicht doch», rätsle ich. «Ist es wegen…?» – «Ja, genau: der Steuern!».