Eines vorweg: Eine Trennung läuft am einfachsten, schnellsten und kostengünstigsten Scheidungsverfahren Was kostet eine Scheidung? , wenn sie gütlich geschieht. Wenn man einvernehmlich Abmachungen trifft, werden sie auch besser eingehalten als vom Gericht angeordnete Regelungen. Zudem leiden Kinder ganz besonders unter einem Scheidungskrieg.

Mit anderen Worten: Das Wichtigste in einem Trennungs- oder Scheidungsverfahren ist, miteinander im Gespräch zu bleiben. Zudem sollte man auch mal fünfe gerade sein lassen und nicht um jede Stunde mehr oder weniger Besuchsrecht kämpfen. Vielen Paaren gelingt das glücklicherweise auch – sie finden eine einvernehmliche Lösung.

Leider lassen sich aber nicht alle Konflikte gütlich lösen. Dann gilt es, ein paar Punkte zu beachten.

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Vor der Scheidung

Bei Schriftlichem aufpassen

Achten Sie darauf, was Sie dem Nochehegatten oder der Nochehegattin in Whatsapp-Nachrichten, SMS oder E-Mails schreiben – es könnte  im Scheidungsverfahren gegen Sie verwendet werden. Erkennen Sie nichts an, versprechen Sie nichts.
 

Die Weichen richtig stellen
Achten Sie darauf, dass Sie die Kinder nach der Trennung regelmässig und möglichst häufig sehen. Versuchen Sie, eine jetzt angemessene Regelung der Betreuung aufzustellen. Überlegen Sie sich: Wann, wie oft und wo möchten Sie die Kinder sehen? Versuchen Sie, den Alltag entsprechend zu gestalten. Denn später bei der Scheidung wird es sehr schwierig, gelebte Muster wieder umzustossen.

Das gilt ebenfalls für den Unterhalt : Achten Sie darauf, dass Sie einen fixen Betrag bekommen in Höhe dessen, was Sie später ungefähr brauchen.
 

Den Job nicht kündigen
Sie denken darüber nach, die Stelle zu kündigen, um weniger Unterhalt zahlen zu müssen? Das ist eine schlechte Idee. Das Gericht wird Ihnen ein hypothetisches Einkommen anrechnen, das Sie bei gutem Willen und mit Ihren beruflichen Fähigkeiten erzielen könnten. So müssen Sie Unterhalt zahlen aufgrund eines Einkommens, das Sie nicht mehr erzielen – das wird wahrscheinlich zum finanziellen Fiasko für Sie.
 

Die richtige Rechtsvertretung suchen
Wahrscheinlich brauchen Sie eine Anwältin oder einen Anwalt, wenn Sie sich bei der Trennung oder Scheidung nicht einigen können.

Gehen Sie zu einer Person, die auf Familienrecht spezialisiert ist. Denn sie kennt die Gerichte in der Gegend und ihre Rechtsprechung.

Wenn verschiedene Gerichte in Frage kommen, wird sie prüfen, welches am ehesten in Ihrem Interesse entscheiden wird. Es kann einen grossen Unterschied ausmachen, ob man sich vor einem städtischen oder eher ländlichen Gericht scheiden lässt. Auch vorsorgliche Massnahmen werden je nach Kanton unterschiedlich schnell angeordnet.
 

Nichts ohne Absprache tun
Der grösste Feind ist der eigene Klient, sagt ein altes Sprichwort unter Anwältinnen und Anwälten. Denn eine Prozessstrategie ist im Nu zerstört, wenn man ohne Absprache die Fäden selber in die Hand nimmt und etwa auf eigene Faust mit der Gegenseite verhandelt.

Vor Gericht

Gerichte haben bei vielen Entscheiden einen grossen Ermessensspielraum. Ist es Ihnen zuzumuten, wieder arbeiten zu gehen , obwohl Sie bisher den Haushalt geführt und die Kinder betreut haben? Wenn ja: ab wann, als was und zu wie viel Prozent? Und welches Besuchsrecht ist angemessen? Richterin A kann das ganz anders sehen als Richter B.

Natürlich sind Gerichte verpflichtet, sachlich und unparteiisch zu urteilen. Sympathien und Antipathien dürfen im Gerichtssaal keinen Platz haben – so die Theorie. Doch in der Praxis sind Richter auch bloss Menschen und nicht gegen jede Gefühlsregung gefeit. Deshalb sollte man als Partei darauf achten, die Sympathien des Gerichts nicht zu verlieren. Wer sich gegenüber dem Gericht korrekt und anständig benimmt, fährt auf jeden Fall besser. Das heisst:

Die Gegenpartei nicht angreifen
Sie können Ihren Standpunkt durchaus vehement vertreten, solange Sie höflich und korrekt bleiben. Auch wenn er oder sie es noch so verdient hätte: Beschimpfen Sie den oder die Ex nicht, bleiben Sie sachlich. Und fassen Sie sich kurz.

Weitschweifige Ausführungen mag niemand. Versuchen Sie auch nicht, das Gericht aufs Glatteis zu führen und zum Beispiel einen Teil des Sachverhalts wegzulassen. Wenn es herauskommt, haben Sie die Sympathien verspielt.
 

Realistische Anträge stellen
Angenommen, die Frau hat sich immer um die Kinder und den Haushalt gekümmert, während der Mann voll gearbeitet hat. Wenn er bei der Trennung beantragt, dass die Kinder bei ihm leben, weil seine Frau schon lange psychische Probleme habe, wird das Gericht ihm höchstwahrscheinlich nicht glauben. Wenn es wirklich so schlimm gewesen wäre, hätte er schon längst gehandelt oder handeln müssen. Das Gericht wird sein Vorbringen vermutlich als Prozesstaktik werten und eher genervt sein. Sympathiepunkte holt man sich so nicht.
 

Frühzeitig Belege sammeln
Die Vorbereitung eines Scheidungsverfahrens beginnt schon ein bis zwei Jahre vor der Trennung. Denn die Gerichte stellen auf diesen Zeitraum ab, um den Unterhalt zu berechnen. Sammeln Sie daher rechtzeitig Belege über die Ausgaben. Dann haben Sie einen wichtigen Vorteil im Prozess. Und Sie sparen Anwaltskosten, wenn Sie gleich alles an die erste Besprechung mitnehmen können.
 

Vergleich nicht einfach ablehnen
Wenn Sie einen Vergleichsvorschlag des Gerichts sogleich ablehnen, kann das als respektlos rüberkommen – besonders wenn das Gericht lange und intensiv darüber beraten hat. Prüfen Sie darum zumindest, was das Gericht als faire Lösung vorschlägt. Falls Sie damit nichts anfangen können, nennen Sie sachliche Gründe. Sie können auch eine Bedenkzeit beantragen.
 

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