Mathilde Meier* lebt von 2700 Franken Rente und Ergänzungsleistungen im Monat. Am 20. schickt sie ihre Zahlungen der Post, damit sie bloss keine Mahnungen erhält. Das ist ihr heilig: «Ich habe wenig Geld, aber ich bezahle meine Rechnungen!» Doch kürzlich reichte es für eine Rechnung nicht – und zum Monatswechsel war das Konto leer. Grund: der 1. August. Weil der Feiertag auf einen Montag fällt, trifft das Geld der Ausgleichskasse Basel-Stadt erst am Dienstag bei Meier ein.

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Starres AHV-Zahlungssystem

So verbringt die Seniorin den Nationalfeiertag mit dem wenigen, was der Kühlschrank hergibt. Die eiserne Reserve war schon weg: Ihr Hund hatte operiert werden müssen.

René Vogel, Leiter der Ausgleichskasse Basel-Stadt, kennt das Problem. «Uns ist bewusst, dass es für einige Menschen sehr relevant ist, ob sie ihr Geld zwei, drei Tage früher oder später bekommen.» Die AHV-Rente wird jeweils im Voraus für den aktuellen Monat ausbezahlt, wobei das Gesetz dafür eine Frist «bis zum 20. des Monats» vorsieht. In den meisten Kantonen überweisen die Kassen die Rente in den ersten Tagen. Basel-Stadt tue dies am frühestmöglichen Termin – am ersten Werktag des Monats, sagt Vogel. Würde das Geld am 30. oder 31. ausbezahlt, wäre das im Vormonat und somit gemäss der Basler Praxis nicht zulässig. Ein explizites Verbot gibt es im Gesetz allerdings nicht.

Viele Firmen zahlen die Löhne früher aus, wenn der Stichtag aufs Wochenende fällt. Bei Ausgleichskassen geht das mit der Rente nicht, sagt Mario Christoffel, Leiter Bereich Leistungen AHV/EO/EL beim Bundesamt für Sozialversicherungen, «sie legen die Auszahlungen nicht auf einen Kalendertag fest, sondern auf einen bestimmten Arbeitstag des Monats.» Die Wochenenden werden übersprungen. «Bei der grossen Anzahl von Renten sind Automatismen in den Abläufen nötig», sagt Christoffel. So müsse etwa die Zentrale Ausgleichsstelle in Genf den kantonalen Stellen das nötige Geld zur Verfügung stellen, um die Renten zahlen zu können.

Mathilde Meier hat ihre offene Rechnung inzwischen beglichen. Sie zwackt sich vom wenigen Haushaltsgeld wieder jeden Monat etwas ab und hofft, dass sie nicht plötzlich wieder Geld für Unvorhergesehenes braucht.

*Name geändert