Beat Tanner glaubte an einen schlechten Scherz, als er den Brief der SBB las: Das Generalabonnement (GA) erster Klasse für seine Firma könne nicht ausgestellt werden – die Bonitätsprüfung sei negativ ausgefallen. «Dabei achte ich sehr darauf, Rechnungen immer pünktlich zu bezahlen», beteuert Tanner. Er reklamierte mehrmals, woraufhin die SBB an die Inkassofirma Intrum Justitia verwiesen, die wiederum die Einschätzung der Zahlungsfähigkeit von Orell Füssli Wirtschaftsinformationen (OFWI) bezog. Tanners Firma weise eine «überdurchschnittliche Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit» auf, befand OFWI, obwohl sie nie betrieben worden war.

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Tanner bot den SBB an, sein GA bar oder mit Kreditkarte zu begleichen. Das ging nicht: Die SBB stellen auch Vier-Monate-GA nur für ein ganzes Jahr aus. Der Kunde zahlt in Raten und gibt die Plastikkarte nach vier Monaten zurück. Tanner stellte erneut einen Antrag – diesmal als Privater – und kam durch: «Schon seltsam, dass meine geschäftliche Zahlungskraft schlecht sein soll, wenn die private in Ordnung ist.»

«Komplexe Berechnung»

Der Grund liege im «komplexen Berechnungsmodell» mit seinen bis zu 180 Faktoren, sagt Alexander Odermatt von OFWI. «Dazu gehören harte Fakten wie Inkassoerfahrungen und Betreibungsauskünfte. Aber auch weiche wie Domizilwechsel, Alter der Firma, Rechtsform.»

Tanners Firma sei relativ klein und in einer Branche mit einer überdurchschnittlich hohen Zahlungsausfallrate tätig. «Gemäss Handelsregister ist die Geschäftsleitung seit Mitte 2012 unbesetzt, Mitte 2013 erfolgte ein Domizilwechsel», sagt Odermatt. Das führe dazu, dass das Rechenmodell das Risiko als leicht überdurchschnittlich bewerte. Nach Tanners Reklamation beurteilte man seine Firma neu – und von Hand. Nun ist das Risiko laut OFWI «durchschnittlich».