Die ganze Kostenwahrheit tritt erst Ende Dezember zutage: Mit dem Kontoabschluss erhält der Bankkunde die kumulierte Übersicht über alle Gebühren, die er für die diversen Dienstleistungen im Lauf des Jahres bezahlt hat. Dann erst zeigt sich, wie viel auf dem Konto übrigbleibt.

Der Beobachter hat bei neun Geldinstituten und bei der Post für zwei Musterkunden errechnen lassen, wie viel Ende Jahr in die Tasche der Bank wandert. Als Grundlage dient bei beiden Szenarien das Privatkonto. Herr A hat wenig Geld auf der hohen Kante, bezieht oft Geld an bankfremden Automaten. Ehepaar B besitzt bei derselben Bank neben dem Privatkonto noch ein Anlagekonto, hebt regelmässig Geld am Schalter ab und benutzt das Konto häufig für Zahlungen.

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Szenario A
: Alleinstehender Mann mit wenig Vermögen

Szenario B: Verheiratetes Paar mit kleinem Vermögen

Die Resultate zeigen für beide Szenarien: Mit den derzeit tiefen Zinsen resultiert Ende Jahr unter dem Strich in den meisten Fällen ein Verlust. Bei dieser Rechnung wurde allerdings der Ertrag des Anlagekontos nicht berücksichtigt. Einzig bei der Postfinance gibt es beim Ehepaar B einen (bescheidenen) positiven Saldo.

Was auf den ersten Blick auffällt, sind die grossen Unterschiede bei den Grundgebühren. Sie schlagen vor allem bei Musterbeispiel A negativ zu Buche. Hier erweisen sich die Grossbanken UBS und CS als Spitzenreiter - sie schröpfen die Kleinverdiener am stärksten. Aber auch Migros-Bank und Zürcher Kantonalbank (ZKB) haben die Strategie der Grossbanken übernommen, mittels Gebührenpolitik die Kleinsparer fernzuhalten, und schneiden entsprechend schlecht ab.

Alle Banken sind mittlerweile bestrebt, die Kunden so fest wie möglich an sich zu binden und eine Verteilung des Vermögens auf mehrere Institute zu verhindern: So wird bei entsprechendem Vermögen die Grundgebühr erlassen; allerdings schwanken diese Mindestguthaben je nach Bank stark. Grundsätzlich gebührenfrei ist das Privatkonto bei der Raiffeisenbank - vorausgesetzt, man ist Mitglied bei der Genossenschaft der Raiffeisenbanken. Hierfür muss man einen Anteilschein zeichnen, der etwa bei der Raiffeisenbank Baselland 200 Franken kostet.

Kunden sollen weg vom Schalter
Beim nächsten Kostenpunkt, über den sich die meisten Kunden ärgern, spielt die Höhe des Vermögens jedoch keine Rolle: Wer an einem Bankomaten Geld bezieht, der nicht zur Hausbank gehört, bezahlt pro Bezug eine Gebühr - meistens sind dies jeweils satte zwei Franken. Auch die Postfinance-Kunden zahlen, wenn sie nicht am Postomaten abheben. Credit Suisse hat zwar kürzlich diese Gebühr aufgehoben, aber bis jetzt hatte dies keine Signalwirkung auf die anderen Banken.

Auffallend ist, dass nicht nur die Grossbanken wissen, wie Geld zu verdienen ist: Auch bei der Migros-Bank und der ZKB - beides Banken, die bis anhin nicht als Institute für Grossverdiener galten - kostet eigentlich fast alles. «Der Kunde bezahlt nach dem sogenannten Verursacherprinzip. Das heisst, er zahlt nur für Dienstleistungen und Transaktionen, die er auch tatsächlich benutzt oder tätigt», begründet Albert Neukom von der Migros-Bank diese Geschäftsbedingungen. Sowohl Migros-Bank als auch ZKB weisen darauf hin, dass sich diese Kosten reduzieren, sobald man zum Online-Banking wechsle. Beide verfolgen damit die klare Strategie, die Kunden vom Schalter wegzubringen.

Migros-Bank und ZKB fallen in der Tabelle neben der Bank Coop und der Raiffeisenbank aber auch durch den höheren Zinssatz auf, den sie auf einem Privatkonto gewähren. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Ein höherer Zinssatz ist keine Garantie dafür, dass Ende Jahr unter dem Strich auch mehr übrigbleibt. Ausschlaggebend ist die gesamte Gebührenordnung. Im Beobachter-Beispiel etwa lohnt sich der höhere Zinssatz bei der ZKB oder der Migros-Bank nur, wenn der Kunde seine Bankgeschäfte online tätigt. Bei einer traditionellen Nutzung des Bankkontos liegen beide Institute trotz höheren Zinsen am Schluss des Rankings.

Generell zeigt die Aufstellung des Beobachters, dass nicht nur - wie erwartet - die Grossbanken teuer sind, sondern dass auch die kleineren Institute und die Kantonalbanken mittlerweile tüchtig abkassieren. Allerdings bestehen bei den Letzteren grosse Unterschiede, wie der Vergleich von Basler Kantonalbank und ZKB zeigt. Die Raiffeisenbank, die traditionelle Bank des Kleinverdieners, wird ihrem Image gerecht - allerdings ist sie nur top im Kleinverdienerfeld, beim Mittelstand fällt sie dann um einiges zurück.

Banken sind um Transparenz bemüht
Der Schweizer Bankenombudsmann Hanspeter Häni erhält seit Jahren immer wieder Anfragen zu den Gebühren - sie betreffen rund acht bis zehn Prozent der Anliegen. Insbesondere bemängelten die Leute die Art der Belastung oder die Kommunikation über die Gebührenordnung, so Häni. «Unzufriedene Bankkunden gelangen zu uns, wenn etwa Gebühren belastet werden, ohne dass der Kunde weiss, wieso. Oder wenn Gebühren ohne Avisierung des Kunden erhöht werden und Gratisdienstleistungen plötzlich gebührenpflichtig sind», erklärt er. Generell stellt der Ombudsmann jedoch fest, dass sich die Banken um Transparenz und Offenheit gegenüber ihren Kunden bemühen.

In der Tat erhält man bei den Banken und der Post umfangreiche Prospekte zu den Geschäftskonditionen. Doch nicht immer sind diese leicht verständlich. Zudem bietet jede Bank ein eigenes Produktesystem an, was das Vergleichen nicht einfach macht. Daher lohnt sich ein genauer Blick auf die gesamte Dienstleistungspalette und die Gebühren. Dies besonders zum Jahresende hin - erst dann wird entschieden, ob die Gebühren aufs neue Jahr angepasst werden: Bei sechs der angefragten Institute wird es 2008 keine Erhöhungen geben: Postfinance, Basler Kantonalbank, ZKB, Neue Aargauer Bank, Migros-Bank und Bank Coop. Bei den übrigen - Valiant, Credit Suisse, Raiffeisen und UBS - stand ein Beschluss noch aus.

Kontogebühren: So sparen Sie Geld

Überlegen Sie, welche Dienstleistungen Sie tatsächlich brauchen. Vergleichen Sie anhand von Prospekten (auch im Internet abrufbar) die einzelnen Gebühren. Achten Sie dabei auf die Kosten für EC-Karten und Kreditkarten, Daueraufträge, Lastschriftverfahren, Zahlungseingänge sowie Geldbezug am Schalter. Vergessen Sie beim Vergleich auch nicht, dass für den Briefverkehr mit der Bank - etwa für das Zusenden der Zahlungsaufträge - die Portogebühren meistens zu Ihren Lasten gehen.

Beziehen Sie wenn immer möglich Bargeld am Automaten, am besten an einem Ihrer Bank. Bei den meisten Instituten wird sonst eine Gebühr fällig. Wer Kunde einer Kantonalbank ist, kann an den Automaten aller Kantonalbanken gebührenlos Geld abheben.

Die meisten Banken erlassen die Grundgebühr für das Konto ab einer bestimmten Höhe des Gesamtvermögens. Nicht immer muss dieses mehrere tausend Franken betragen: Bei einzelnen Geldinstituten reicht es, wenn ein minimaler Kontostand pro Monat nicht unterschritten wird.

Prüfen Sie einen Wechsel zum Online-Banking. Vor allem im Zahlungsverkehr kann sich das lohnen. Jedoch gilt auch hier: Lesen Sie die Gebührenkonditionen für das Online-Banking sehr genau durch - kostenlos sind auch diese Dienstleistungen nicht immer. In jedem Fall aber sparen Sie sich das Porto für die Zusendung der Zahlungsaufträge. Verzichten Sie in diesem Sinn auch auf die monatliche Zustellung des Kontoauszugs und rufen Sie diesen ebenfalls im Internet ab. Beim Online-Banking gilt: Halten Sie sich an die Sicherheitsbestimmungen der Bank, die Ihnen mit dem Online-Vertrag zugesendet werden. Die Banken lehnen jede Haftung ab, falls etwas schiefläuft.