Detektiv Roberto Cuccaro aus Wollerau SZ leistete ganze Arbeit. «Unsere Recherchen haben ergeben, dass die Zielperson zurzeit keiner Arbeit nachgeht, jedoch bei der Bank UBS in R. über ein Konto verfügt, auf dem sich zeitweise über 100'000 Franken befinden», schrieb er Anfang November im «Observationsbericht» an seine Mandantin, die Ehefrau der «Zielperson» Erich Hauser*. «Die Zielperson eröffnete am 24.12.1996 ein Konto (Kundennummer: 98X45656*).»

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Privatdetektiv Cuccaro hatte den Auftrag, in einem Scheidungsverfahren den Ehemann und dessen Freundin auszuspionieren – vor allem auch in finanzieller Hinsicht. Das Bankgeheimnis stellte für den Präsidenten der «Vereinigung der Privatdetektive Schweiz» offenbar keine Hürde dar. «Seit Eröffnung des Kontos tätigte der Kontoinhaber regelmässige Check- und Bargeldeinzahlungen. Des Weiteren investierte die Zielperson in diverse Geldanlagen in Euro und Schweizer Franken», heisst es im Bericht. Auch die Nummern, Transaktionen und der ungefähre Saldo von zwei weiteren UBS-Privatkonten waren für Cuccaro problemlos zu erfahren.

Die Bank wiegelt heikle Fragen ab
«Wo bleibt da unser Bankgeheimnis?», fragt sich Eveline Roggenmoser*, Erich Hausers neue Lebenspartnerin. Auch ihre Konten wurden von Cuccaro ausspioniert. Sie wollte von der UBS wissen, wie es für den Detektiv möglich war, an die geheimen Daten zu gelangen.

Mit diesem Anliegen bekundete die Grossbank jedoch Mühe. «Unsere internen Untersuchungen konnten diese Frage nicht beantworten», liess der UBS-Rechtsdienst die Kundin wissen und versicherte, «dass auch die UBS an einer Aufklärung des Vorfalls interessiert ist». Auf eine Entschuldigung hingegen wartet Eveline Roggenmoser noch immer.

Immerhin schaltete die UBS die Bundesanwaltschaft ein. Dies nicht zum ersten Mal. Ende November hatte die «Sonntags-Zeitung» aufgedeckt, wie einfach sich das Bankgeheimnis bei der UBS und der Credit Suisse knacken lässt. Der Trick ist simpel: Die Finanzschnüffler besorgen sich die heissen Informationen über Mittelsleute bei den Banken und reichen sie an die Auftraggeber weiter.

Bei der Bundesanwaltschaft trafen nach diesen Enthüllungen mehrere Dutzend Dossiers ein. Aus dem «Einzelfall», von dem die UBS noch im November sprach, sind längst diverse «Einzelfälle» geworden. Dennoch ist man bei der Bundesanwaltschaft ziemlich erstaunt: «Bei den meisten uns bekannten Fällen handelt es sich um so genannten "wirtschaftlichen Nachrichtendienst"», erklärt Pressesprecher Dominique Reymond. «Wir wissen von keinen weiteren Fällen, in denen das Bankgeheimnis von Privatkunden verletzt wurde.»

Eine Person wurde entlassen
Im Auftrag der Bundesanwaltschaft ermittelt nun der Zürcher Bezirksanwalt Urs Hubmann wegen Anstiftung zur Verletzung des Bankgeheimnisses gegen Cuccaro, der sich gegenüber dem Beobachter nicht zum Fall äussern wollte. Auch Hubmann gibt sich zugeknöpft, erklärt aber, dass er bisher weder Angestellte noch ehemalige Mitarbeiter der UBS zu diesem Fall einvernommen habe.

Hubmann täte gut daran, dies schleunigst an die Hand zu nehmen. Bei der UBS ist man nämlich nach den erfolglosen Untersuchungen vom vergangenen Herbst in der Zwischenzeit offenbar weitergekommen. «Wir haben im Zusammenhang mit dem Fall Cuccaro eine Person entlassen», sagt Pressesprecher Rudolf Bürgin. Hat diese Person das Bankgeheimnis unter Umständen noch in anderen, bereits bekannten Fällen verletzt und wurde sie deshalb entlassen? «Darüber können Sie spekulieren», sagt Bürgin, dementiert diese Spekulation jedoch nicht.

* Namen und Kontonummer wurden geändert