Geschenk mit Folgen
Eine junge Familie erhält von der Credit Suisse ein Sparheft mit 20 Franken geschenkt. Als sie es Jahre später auflösen will, muss sie aber draufzahlen. Absurditäten der Gebührenpolitik einer Grossbank.
Veröffentlicht am 28. August 2007 - 09:30 Uhr
Es kommt selten vor, dass eine Bank Geschenke verteilt. René und Alice Alt aus Grosswangen LU freuten sich daher, als ihnen die Credit Suisse (CS) zur Geburt von Tochter Ramona ein Sparheft mit 20 Franken schenkte.
Das war 1994. Das Sparheft lag all die Jahre unberührt in einer Schublade, bis Alts vor wenigen Wochen ein Schreiben der Grossbank erhielten. Darin ist von einer «Erhöhung der Jahresgebühr» auf 36 Franken die Rede. Erhöhung? Jahresgebühr? René Alt verstand nur Bahnhof - bis er auf der CS-Filiale in Sursee darüber aufgeklärt wurde, dass dem Sparheft zwar seit 1994 alljährlich ein kleiner Zins gutgeschrieben wurde; aus der Zwanzigernote waren so exakt 25 Franken und 42 Rappen geworden. Mit der neuen Gebühr rutschte das Sparheft aber unversehens ins Minus. René Alt musste der CS 12 Franken und 20 Rappen bezahlen, damit er das von der CS geschenkte Konto auflösen konnte.
«Bedauerliche Fehler»
«Wenn Sie den Minusbetrag nicht bezahlen, dann werden wir Sie betreiben», soll die Schalterangestellte gar in Aussicht gestellt haben. Vater Alt war empört. «Es gab in all den Jahren keine einzige Kontobewegung. Die Gebühr ist überhaupt nicht gerechtfertigt.»
Die Grossbank, die im ersten Halbjahr 2007 das Rekordergebnis von 5,92 Milliarden Franken Reingewinn erwirtschaftet hat, krebst nun gegenüber dem Beobachter zurück. «In diesem Einzelfall sind uns bedauerliche Fehler passiert», so Pressesprecher Georg Söntgerath. Zwar betragen die Heftführungsspesen grundsätzlich tatsächlich 36 Franken - es gebe aber die interne Regelung, im Falle solcher geschenkter Sparhefte kulant zu sein und auf keinen Fall Minussaldi bei der Kundschaft einzutreiben. «Wir entschuldigen uns in aller Form bei Familie Alt und entschädigen sie angemessen für den entstandenen Ärger.»
Bei Alts mag zwar ein Fehler passiert sein, untypisch ist der Fall dennoch nicht. Noch immer gibt es bei der Credit Suisse mehrere tausend Sparhefte. Die CS möchte aber - wie die anderen Banken auch - die Kundschaft seit Jahren dazu bringen, das Auslaufmodell Sparheft in ein moderneres Sparkonto umzuwandeln; die Gebühren sind Teil dieser Strategie.