Ich bastle mir eine Rente
Rente oder Kapital? Diese Frage stellt sich vor der Pensionierung. Was viele nicht wissen: Man kann einen Kapitalbezug auch selber verwalten und sich so seine eigene Rente zusammenstellen.
Veröffentlicht am 11. März 2009 - 15:24 Uhr
Der 60-jährige Max Meier (Name geändert) hat sich entschieden, sein Alterskapital von rund 500'000 Franken in bar zu beziehen. Für ihn war eine Rente der Pensionskasse nie ein Thema. Denn er will, dass seine Ehefrau nach seinem Tod gleich viel Geld zur Verfügung hat wie zu seinen Lebzeiten – aus der Pensionskasse würde die Witwenrente nur 60 Prozent davon betragen. Die Lösung: Meier stellt aus dem Alterskapital selber eine Rente zusammen – er macht einen Etappenplan.
Wer Ähnliches vorhat, tut gut daran, zunächst sein Anlegerprofil zu ermitteln. Dafür gibt es praktische Selbsttests im Internet, zum Beispiel den Risikotest der Berner Kantonalbank. Wer sich seine Rente selbst «basteln» will, muss bereit sein, ein gewisses Risiko einzugehen und über ein gewisses Vermögen verfügen: «Ein Etappenplan ist eine Alternative für angehende Rentner, die Wertpapieranlagen nicht scheuen, planmässig vorgehen und sich eng, aber nicht stur an die einmal festgelegte Strategie halten», erklärt Thomas Metzger vom VZ Vermögenszentrum.
Die ersten Schritte sind mit dem Taschenrechner zu erledigen: Dem Ausgabenbudget für die Zeit nach der Pensionierung stellt man die festen Einnahmen – insbesondere die AHV-Altersrente – gegenüber. Die fehlenden Einnahmen finanziert man mit dem geplanten Verzehr des Vermögens. Für Planung und Anlage des Vermögens ist professionelle Beratung empfehlenswert.
Das Risiko steckt im dritten Topf
Dann gilt es, sich an die Umsetzung der jeweils auf zehn Jahre ausgelegten Etappen zu machen (siehe Grafiken unten). Dazu teilt man sein Vermögen in drei Töpfe auf:
- Für den ersten Topf zahlt man so viel Geld auf ein Sparkonto ein, wie für die ersten drei Jahre benötigt wird.
- Der zweite Topf muss die Ausgaben für die folgenden sieben Jahre decken. Diesen Betrag legt man in erstklassigen Obligationen an, aber nicht alles aufs Mal, sondern verteilt auf sieben Jahre.
- Den dritten Topf investiert man in Aktienfonds. Dank der langfristigen Ausrichtung werden Kursausschläge, wie sie für Aktien üblich sind, geglättet. Die Erfahrung zeigt, dass man langfristig vom Kursanstieg profitiert – und einen Wertzuwachs erzielt. Allerdings: Würden in Zukunft die Aktienmärkte nicht mehr oder nur wenig wachsen, torpedierte das den Etappenplan. Ohne Wachstum des dritten Topfs bestünde kein ausreichendes Vermögen für die folgenden zehn Jahre.
Zu beachten ist überdies Folgendes: Mit den über Jahre festgelegten Wertpapieranlagen verschiebt sich die Vermögensstruktur. Ein stetiger Verbrauch von Kapital in den ersten zehn Jahren führt dazu, dass die festverzinsten Anlagen ab- und die Aktieninvestments zunehmen. Man besitzt also unter Umständen am Ende der Dekade ausschliesslich Aktienfonds. Das Mittel dagegen: ein Fondsentnahmeplan bei einer Bank oder einer Fondsgesellschaft. Die dortigen Spezialisten bewirtschaften die Anlagen aktiv und achten darauf, dass flüssige Mittel, Obligationen- und Aktienanlagen immer in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Diese Dienstleistung kostet im Jahr ein bis anderthalb Prozent des investierten Vermögens. Aber Achtung: Die Bank muss die Aktienanlagen schon in den ersten zehn Jahren in flüssige Mittel umschichten, andernfalls würde die Vermögensstruktur nicht mehr den Vorgaben des Etappenplaners entsprechen. Das kann dazu führen, dass nicht das volle Potential einer langfristigen Aktienanlage ausgeschöpft werden kann oder im schlechteren Fall mit einem Kursverlust umgeschichtet wird. Folge: Das Kapital ist schneller verbraucht als erwünscht.
Wer nach zehn Jahren Etappenplan müde ist, sich nochmals mit Anlagen auseinanderzusetzen, kann das Restvermögen auch in eine lebenslängliche Leibrente bei einer Versicherungsgesellschaft einbringen. Diese fällt umso höher aus, je älter jemand beim Abschluss der Versicherung ist.
Der Trick mit den drei Töpfen
Rechenbeispiel: Ein Ehepaar benötigt für den Lebensunterhalt jährlich neben den AHV-Renten (rund 40'000 Franken) noch 25'000 Franken aus dem Vermögen. Diese kommen durch eine dreiteilige Investment-Strategie zusammen. Die Zinsgewinne aus den Töpfen 1 und 2 (Risikopuffer) sind in der Grafik nicht berücksichtigt.
Bei Topf 3 wird von einer Anlagerendite von jährlich sechs Prozent ausgegangen.