Ein leichter Nieselregen prasselt zum Spielauftakt auf die Halle 550 am Bahnhof Oerlikon, die ein Public Viewing veranstaltet. Der Eingangsbereich mit langem, grünem Teppich, der an Fussballrasen erinnert, ist wie ausgestorben. Vereinzelt stehen Fernseher umringt von Sofas – alle leer.

Leere Sofas in der Halle 550
Quelle: Beobachter

Die Schaulustigen sind vor den grossen Leinwänden versammelt. Schätzungsweise 150 Menschen tummeln sich in den riesigen Hallen, die locker dreimal so viel aufnehmen könnten.

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Null zu null: Halbzeit auf der Langstrasse 

In der ersten Halbzeit tut sich die Nati schwer und drohte sogar in Rückstand zu geraten. Diese Anspannung spürt man in der Wunderbar an der Zürcher Langstrasse, die verhältnismässig besser gefüllt ist. 

In Rot gekleidet verfolgen drei eingefleischte Fans den Spielauftakt.
Quelle: Beobachter

Das erste Spiel der Schweiz. «Es ist anders als sonst», sagt ein Barbesucher im Natitrikot. «Viel weniger Leute! Und die ganze Berichterstattung. Was soll dieses Bashing? Ich wünschte mir, dass man den Sport nicht politisiert.» Zumindest hier ist die Stimmung dennoch ausgelassen. 
 

Der erste Treffer: Jubel in der Calvadosbar

Kurz nach der ersten Halbzeit kommt die Erlösung. 151 Sekunden nach Wiederanpfiff schiesst Breel Embolo, der selbst Sohn kamerunischer Eltern ist, ein Tor. Die gesamte Calvadosbar in Zürich-Wiedikon entflammt in Jubel. 

Nach dem Tor der Nati sind die Fans in der Calvadosbar sichtlich entspannt
Quelle: Beobachter

Drei Freunde sitzen in der Bar und verfolgen das Spiel. «Natürlich gucken wir jeden Match unserer Nati», sagt ein junger Fan. Im Fussballfieber seien sie aber nicht. «Durch die Jahreszeit hält sich der Enthusiasmus in Grenzen. Die WM passt viel besser in den Sommer.» Die drei Freunde sind sich einig, dass es die Schweiz bis ins Viertelfinale schaffen kann. 
 

Wie ausgestorben: Spielabpfiff auf der Langstrasse

An der WM 2018 spielte die Schweiz unentschieden gegen Brasilien. Quasi ein Sieg für die Nati. Nach dem Schlusspfiff ertönte auf der Langstrasse die Schweizer Nationalhymne. Unzählige Menschen feierten bis spät in die Nacht. 
 

Nach Abpfiff bleibt die Langstrasse leer.
Quelle: Beobachter

Dagegen ist die Langstrasse am Donnerstag nach Schlusspfiff wie ausgestorben. Bei der Piazza Cella hängen die Flaggen der Schweiz und Kameruns nass im Grossformat. Dahinter steht eine kleine Menschentraube, isst warmes Sabich von einem Imbiss und wendet sich langsam vom Flachbildschirm ab. 

Public Viewing in klein auf der Piazza Cella
Quelle: Beobachter

Vor der Wunderbar geniessen zwei Fans ihr Abpfiffbier. Beide hätten das Spiel mit Spannung verfolgt. «Aber ich vermisse die grossen Public Viewings», sagt einer der beiden.

 

 

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