Aufgezeichnet von Susanne Loacker

«Gott sei Dank gibt es Youtube Youtube Was gucken Jugendliche da ständig? ! Dadurch habe ich mich gefunden in der Welt des Gospels, R’n’B, Jazz, Blues. Keine Ahnung, warum ich als Europäerin in schwarze Erde gesetzt wurde und dort Wurzeln schlug. Mich berühren diese Songs einfach, ihre Message, der Sound. Und sie passen zu meinem Glauben.

Die Tage vor den «Blind Auditions» waren ein Wettlauf gegen die Zeit. Ich war zehn Tage vorher dort, für Probestylings und zum Üben mit der Band. Die Organisation dort ist einfach perfekt. Die Band ist grossartig. Aber ich hatte eine Mittelohrentzündung. Entsprechend mies war meine Stimme. Am Tag vor dem Auftritt wollte mich meine Mutter heimholen. Sie sagte: «Du blamierst dich nur, wenn du in diesem Zustand singst!» Ich sagte, ich hätte jetzt nicht zehn Tage in einem Hotelzimmer herumgesessen, vollgestopft mit Medikamenten, um es dann nicht einmal zu versuchen.

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Aufgeregt wie noch nie

Normalerweise bin ich vor Auftritten überhaupt nicht nervös. Aber dieses Mal war ich ein Wrack. Diese Coaches, das sind ja nicht irgendwelche Leute. Man hatte mich vorher gebrieft: Wenn jemand für dich auf den Buzzer drückt, dann wollen sie mit dir reden. Wenn niemand was sagt, gehst du von der Bühne, und das wars dann. 

Die Zuschauer von «Voice of Germany» vor dem Fernseher hören zwar, wenn ein Buzzer abgeht – wir auf der Bühne aber nicht. Man bemerkt es erst, wenn sich einer der Coaches umdreht. Ich sehe das aber nicht. Ich bin seit Geburt blind Blind im Beruf «Jeder urteilt, niemand fragt» . Trotz unzähligen Operationen erkenne ich bloss Licht und Schatten.

Dieser Moment, als ich das erste «Hallo» hörte – ich war emotional total ausser Rand und Band. Ich dachte: Jemand hat für mich den Knopf gedrückt! Nie hätte ich gedacht, dass sich jemand für mich umdreht. Und als Smudo zu mir auf die Bühne kam. Das war einfach unglaublich. Ich spürte seine Hand. Erst später realisierte ich: Er hatte seine Finger einen nach dem andern auf meinen Arm gedrückt – eins, zwei, drei, vier! Alle vier Coaches! 

Dann waren sie plötzlich alle bei mir auf der Bühne. Mir fehlten die Worte. Und in den Highheels, die ich trug, war ich noch zusätzlich unsicher. Trotzdem fühlte ich mich, als wäre ich zu Hause mit meinen besten Kollegen. Die Stimmung, diese Geborgenheit. Die Leute bei «The Voice» sind einfach unglaublich.

Erst mal mitsingen

Auf meinem iPod sind 10'785 Songs. Ich übe zu Hause, singe zum Original mit und fange dann langsam an, eigene Elemente hineinzubringen. Vor ein paar Jahren habe ich an der Ausscheidung zum «Eurovision Song Contest» mitgemacht. Doch eine Karriere als Musikerin war damals nicht im Vordergrund. Ich wollte das Gymi beenden und studieren. Ein solides Standbein. Für eine Musikkarriere braucht es so viel. Mir gefällt das Musikmachen, aber ob ich mich all dem aussetzen will, weiss ich noch nicht. 

Im Moment unterstützt mich meine Familie, meine Schwester macht das ganze Management. Das ist ein enormer Aufwand, aber ich hatte schon mit so vielen unehrlichen Menschen zu tun, dass ich mich absichern möchte. Das ist auch ein Grund, weshalb ich nicht oder noch nicht alles auf die Karte Musik setze. Ich studiere Theologie und Philosophie.

Aber am meisten freue ich mich im Moment auf das Arbeiten mit dieser Band. Sie ist einfach genial. Ich könnte mir schon vorstellen, vom Musikmachen zu leben. Why not.»

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Elio Bucher, Online-Produzent
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