Die katholische Kirche tut sich mit der Aufarbeitung ihrer Geschichte schwer. Vor zwei Jahren kündigte sie an, einstigen Zöglingen, die in ihren Institutionen sexuell missbraucht worden waren, eine Genugtuung zu zahlen. Walter Nowak, in den sechziger Jahren im Kloster Fischingen TG psychisch, physisch und sexuell missbraucht, wartet bis heute.

Als die Bischofskonferenz 2015 einen Entschädigungsfonds ankündigte, schrieb Nowak der Kirche. Er erhielt nicht mal eine Antwort. Später schickte er der Bischofskonferenz eine DVD mit einem im Schweizer Fernsehen ausgestrahlten Dokfilm über seine tragische Kindheit. Dazu lieferte er weitere Dokumente, die seinen Fall belegen. Ohne Folgen.

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Nowak wuchs im Kinderheim St. Iddazell des Klosters Fischingen auf, der Beobachter berichtete. Für die Aufarbeitung der Klostergeschichte hat ihn die Beratungsstelle für Landesgeschichte ausführlich befragt.

«Absolut glaubwürdig»

Trotzdem passierte nichts, bis neulich die «Thurgauer Zeitung» den Fall wieder aufgriff. Eine Sprecherin der Bischofskonferenz bezeichnete den Fall als «absolut glaubwürdig». Nun antwortete auch das zuständige Bistum Basel – und kündigte neue Hürden an: Nowak müsse sein Gesuch «bei einer Diözesanen Fachkommission» einreichen, so wollten das die Bischofskonferenz und die Vereinigung der Höheren Ordensoberen. Darauf müsse er mit einer «Ansprechperson» reden. Da dies nicht passiert sei, sei sein Antrag «unzureichend» und werde wohl zurückgewiesen, so das Bistum Basel. 

Doch Nowak will seine Geschichte nicht noch mal erzählen. Schon gar nicht einem kirchlichen Mandatsträger. Jedes Mal bricht alles wieder auf, er hat Panikattacken und massive Blutdruckprobleme. «Dieses Vorgehen ist absolut erniedrigend, pure Schikane», sagt er. Man wolle «jede neue Traumatisierung» vermeiden, sagt Liliane Gross, Präsidentin der Kommission Genugtuung. Ob Nowak «weitere ergänzende mündliche Angaben» machen müsse, sei noch offen.

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Jasmine Helbling, Redaktorin
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