Veterinäramt will Candy töten
Kampfhündin Candy soll eingeschläfert werden – sie stelle ein zu grosses Risiko dar. Laut Experten ist das Testverfahren willkürlich.
Veröffentlicht am 4. August 2009 - 10:53 Uhr
Phil Untermann ist verzweifelt: «Ich will meinen Hund zurück!» Sein Staffordshire-Bullterrier Candy ist in einem Tierheim und soll eingeschläfert werden.
Einen Hund hat der Winterthurer verloren, als seine Tiere 2008 einen Golden Retriever attackierten. Ein Passant erstach den American Staffordshire mit einem Sackmesser. Candy wurde vom Zürcher Veterinäramt einem Wesenstest unterzogen und beschlagnahmt. Kantonstierärztin Regula Vogel sieht ein «erhebliches, erhöhtes Risiko eines neuerlichen Vorfalls».
Phil Untermann will sich damit nicht abfinden, da der deutsche Test in Frage gestellt wird. In Deutschland wird er nicht mehr verwendet. Zwei Spezialisten, die ihn mit entwickelt haben, äussern sich heute kritisch. So relativiert die Verhaltensforscherin Dorit Urd Feddersen-Petersen die Aussagekraft: «Der Test ist subjektiv und nicht wissenschaftlich.» Zudem würden die Tiere in zwei Stunden in rund 35 Situationen geprüft, diese Belastung sei zu hoch. Bullterrier-Züchter Ortlieb Lothary sagt: «Die Experten, die diese Tests durchführen und beurteilen, haben vom Verhalten eines Hundes zu wenig Ahnung.»
Untermann liess eigene Gutachten erstellen, eines von Hans Schlegel, einem bekannten Polizeihundetrainer und Fachmann für Problemhunde. Sein Fazit: «Candy hat einen ausgeprägten Spieltrieb, ist aber überhaupt nicht aggressiv.»
Weshalb übernimmt Zürich den nie wissenschaftlich anerkannten Test? «Dieser Test weist als einziger einen ausreichenden Standardisierungsgrad auf. Wir können nicht nachvollziehen, warum er in Deutschland nicht mehr durchgeführt wird», sagt Kantonstierärztin Vogel. Zur Ausbildung der Experten erklärt sie: «Die Tierärzte werden unter anderem im Bereich der Verhaltenstherapie und rassespezifischen Eigenschaften von Hunden geschult.»
Hundebesitzer Untermann will den Fall nun vors Bundesgericht bringen.
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