Ausgewiesen, vergast, vergessen
Die Nationalsozialisten ermordeten mehr als 200'000 psychisch Kranke und Behinderte – darunter auch Menschen aus der Schweiz.
Man weiss von ihr bloss, dass sie in Rorschach am schönen Bodensee aufgewachsen ist und ihr Tod grausam war. Am 28. November 1940 wurde Frieda Pfründer mit anderen Frauen in eine Baracke gesperrt. Sie musste sich nackt ausziehen, ein Arzt nahm sie für wenige Sekunden in Augenschein, dann wurde sie in einen anderen Raum geschoben. Er war kahl und leer. An der Decke hingen Duschbrausen. Kaum war die Tür zu, strömte das Gas. 20 Minuten lang. Frieda Pfründer war 53, als sie von den Nazis in einer Gaskammer auf der Schwäbischen Alb ermordet wurde.
Hitlers Schergen hatten im Herbst 1939 begonnen, das rund 100 Kilometer nördlich von Kreuzlingen TG gelegene Schloss Grafeneck zu einer Vernichtungsanstalt umzubauen. Ab Anfang 1940 ermordeten sie auf dem Areal systematisch geistig behinderte und psychisch kranke Menschen. Es war der Beginn des «Euthanasie»-Programms Aktion T4. In Grafeneck und fünf weiteren Tötungsanstalten wurden mehr als 70'000 Menschen umgebracht – ein Teil der Krankenmorde der Nazis, die über 200'000 Opfer forderten.
Was kaum bekannt ist: Unter den Opfern befanden sich mehrere Dutzend Männer und Frauen aus der Schweiz. Die meisten waren in der Schweiz geboren, lebten hier und wurden in den zwanziger und dreissiger Jahren in Schweizer Heil- und Pflegeanstalten behandelt. Da sie die Staatsbürgerschaft nicht besassen, wurden sie ausgeschafft und in eine Anstalt im Heimatland ihrer Eltern überführt. Die Familien blieben in der Schweiz, ihre kranken Verwandten starben einsam jenseits der Grenze.
So auch Frieda Pfründer. Sie kam im Sommer 1887 in Herisau AR zur Welt. Acht Monate nach ihrer Geburt zog die Familie nach Rorschach SG. Der Vater, ein Wirt und Bierbrauer, stammte aus dem württembergischen Thalheim. Nach der Schulzeit arbeitete Frieda Pfründer in der Textilindustrie, zuletzt in einer Spinnerei in der Nähe von Basel. Wie Tausende andere Mädchen schuftete sie täglich «gut und gewissenhaft» elf bis zwölf Stunden. Auch ein Bräutigam fand sich.
Doch kurz vor der Hochzeit heuerte der Mann, ein Österreicher, in der Fremdenlegion an und liess Frieda Pfründer mit einem Kind sitzen. Mit anderthalb starb es. «Das hat ihr sehr zugesetzt», erzählte ihre Mutter später einem Arzt. Zuvor sei Frieda «recht im Kopf gewesen». Bei der jungen Frau wurden «Anfälle von Verwirrtheit» registriert. Im Juni 1918 wurde sie in die Basler Heilanstalt Friedmatt eingewiesen. Im Jahr darauf schob man sie über die Grenze nach Konstanz ab.
Frieda Pfründers Urne wurde erst 1983 von der Konstanzer Friedhofsverwaltung entdeckt – zusammen mit 196 anderen Urnen mit der Asche von Menschen, die in Grafeneck und auf Schloss Hartheim in Österreich von den Nazis ermordet worden waren.
Dokumentiert ist auch der Fall von Friedrich Maler. Der Basler war in der Heil- und Pflegeanstalt Stetten bei Stuttgart untergebracht. Im Januar 1941 wandte sich sein Vormund an das Schweizer Konsulat mit der Bitte, herauszufinden, wo Maler war. Seine Schwester hatte kurz zuvor die Nachricht erhalten, dass «sich der liebe Fritz nicht mehr in unserer Anstalt befindet». Er sei am 13. September 1940 in eine andere Anstalt verlegt worden.
Ende Januar 1941 erfuhr der Schweizer Konsul aus einem Schreiben aus Grafeneck, dass Friedrich Maler am 28. September 1940 einem Hirnschlag erlegen sei. Eine glatte Lüge: Maler war zwei Wochen zuvor in Stetten abgeholt und noch am selben Tag in Grafeneck vergast worden, zeigen jetzt neue Recherchen.
Zwischen dem 18. Januar und dem 13. Dezember 1940 wurden in Grafeneck insgesamt 10'654 Menschen ermordet. Der Anstaltsarzt liess Kohlenmonoxid in den Vergasungsraum fliessen.
80 bis 100 Personen waren an den organisierten Morden beteiligt: Ärzte, Transportpersonal, Büroangestellte, Chemiker, Hausbedienstete, Wachleute, Leichenverbrenner. Die Tötungstechnologie von Grafeneck wurde später in den KZ und bei der Ermordung von Millionen von Juden eingesetzt. Auch die Täter von Grafeneck finden sich als Aufseher in den Vernichtungslagern des Holocaust wieder.
Die Opfer von Grafeneck stammten aus rund 50 Heil- und Pflegeanstalten in Süddeutschland. Viktor Brack, einer der Täter, schrieb: «In den vielen Pflegeanstalten des Reichs sind viele unheilbare Kranke jeder Art untergebracht, die der Menschheit überhaupt nichts nützen. Sie nehmen nur anderen Gesunden die Nahrung weg.» Den frei werdenden Raum benötige man für «kriegswichtige Dinge».
Das Verbrechen, die Schwachen «auszumerzen», folgte der Nazi-Logik der Rassenhygiene. Anfänglich kam es zu Zwangssterilisationen und Zwangsabtreibungen, später zur staatlichen Vernichtung «defekter Menschen». 1935 sprach Hitler erstmals davon, psychisch Kranke zu töten. Die «Beseitigung lebensunwerten Lebens» war die Vorstufe zum millionenfachen Mord an Europas Juden.
Für die systematische Ermordung psychisch Kranker und geistig Behinderter gründete das Hitler-Regime die Aktion T4. Sie liess im Herbst 1939 sämtliche Heil- und Pflegeanstalten und ihre Bewohner in Deutschland erfassen, angefangen bei denen in Süddeutschland.
Aus den Heil- und Pflegeanstalten Reichenau und Weissenau wurden 1199 Menschen Opfer der Aktion T4, davon mindestens 36 aus der Schweiz. Von der Stiftung Liebenau in Meckenbeuren wurden 501 Personen mit Behinderung in die Mordanstalten gebracht, 26 aus der Schweiz. Wie viele Menschen aus der Schweiz in den zwanziger und dreissiger Jahren in Heime in Baden und Württemberg verlegt und schliesslich ermordet wurden, ist bislang nicht erforscht.
Ab Januar 1940 fuhren vor den süddeutschen Heil- und Pflegeanstalten graue Busse vor und holten die auf einer Liste vermerkten Patienten ab. Am 7.Mai 1940 erstmals Bewohner der Reichenau. Es folgten von dort zehn weitere Transporte nach Grafeneck. An die Angehörigen wurden Sterbeurkunden verschickt, in denen fiktive Todesursachen wie Lungenentzündung verzeichnet waren. Sofern von den Angehörigen gewünscht, wurden die Urnen an den Friedhof der Heimatstadt geliefert.
Die Angehörigen in der Schweiz erhielten meist keine Nachricht. Sie hörten von einem Tag auf den anderen nichts mehr von ihren Söhnen, Töchtern, Brüdern und Schwestern.
Emilie Mostert aus St. Gallen setzte alle Hebel in Bewegung, um zu erfahren, wo sich ihr Sohn Heinrich aufhielt. Die Familie hatte in Herisau und ab 1918 in St. Gallen gelebt. Der Vater, ein Buchbinder, stammte aus dem Rheinland, die Mutter aus dem Badischen. Im Januar 1925 wurde Heinrich Mostert in die Heil- und Pflegeanstalt Konstanz gebracht, wo er 15 Jahre verbrachte.
Im Oktober 1940 erhielt der Direktor der Anstalt einen Brief aus Beuren beim Bodensee: «Meine Schwägerin Frau Mostert aus St. Gallen rief mich an mit der Bitte um Auskunft betreffend ihren Sohn Heinrich.» Dessen Cousin aus Nürnberg schrieb: «Da ich seit längerer Zeit keine Nachricht mehr von ihm habe und mir sehr viel daran gelegen ist, seine Adresse zu erfahren, bitte ich um Auskunft.» Zuletzt suchte im Januar 1941 ein Freund der Familie im Auftrag seiner 80-jährigen Mutter nach Mostert. Zu diesem Zeitpunkt war er längst tot.
Ida Spühler-Suter aus Zürich erkundigte sich im Oktober 1940 beim Ärztlichen Direktor der Reichenau nach ihrer Stiefschwester Hulda Weisser. Sie hatte auf Postkarten plötzlich nicht mehr geantwortet. Die 1880 in Zürich-Wollishofen geborene Weisser lebte ab 1920 in der Heil- und Pflegeanstalt Konstanz. Ihr Vater hatte zwei Jahre zuvor zwei seiner Kinder einbürgern lassen, nicht aber Hulda. Mit der Einbürgerung wäre sie ihrem schrecklichen Schicksal entgangen. In die Anstalt musste sie, weil sie nach den Worten ihrer Schwester «dem Spiritismus und Hypnotismus» anheimgefallen sei.
Viele Opfer aus der Schweiz hatten unter schwierigen Umständen gelebt. Die in Basel geborene Hermine Stich war zehn, als sie nach dem Tod der Mutter in ein Kinderheim gebracht wurde. Erwin Mulfur aus Rheinfelden AG litt unter dem aufbrausenden Vater, einem Bäcker. Annemarie Sautter, geboren 1917 in Samedan GR, wurde von Verwandten in der «Erziehungsanstalt für schwachsinnige Kinder» in Regensberg untergebracht und mit 18 an die Psychiatrie weitergereicht. Emil Lämmle, geboren 1897 in Tübach SG, war im Ersten Weltkrieg 16 Monate ununterbrochen an der Front. 1919 kehrte er zurück. Wenn er vom Krieg redete, bekam er Weinkrämpfe.
Die Nazis versuchten den Massenmord an psychisch Kranken und Behinderten geheim zu halten. Doch schon bald nach dem Start der Aktion T4 sickerten erste Informationen durch. Der evangelische Landesbischof von Württemberg, Theophil Heinrich Wurm, protestierte im Juli 1940 beim Reichsinnenminister gegen die Morde in Grafeneck. Die Schweizer Diplomaten warteten ab.
Erst ein halbes Jahr später informierte der Schweizer Konsul in Köln, Franz-Rudolf von Weiss, den Schweizer Gesandten in Berlin: «Vor Monaten zirkulierte hier das Gerücht, dass Insassen von epileptischen Heil- und Pflegeanstalten auf geheimnisvollem Wege beseitigt würden.» Von Weiss schrieb: «Ich habe über diese Gerüchte bis dahin absichtlich nichts geschrieben, da sie mir so ungeheuerlich vorkamen, dass ich durch die Weitergabe derselben nicht den Glauben wecken wollte, ich hätte dem Nationalsozialismus gegenüber eine einseitige Einstellung.» Da er nun Wurms Protestbrief erhalten habe, möchte er ihn über die «folgenschweren Methoden zur radikalen Beseitigung von Geisteskranken» in Kenntnis setzen. Der Wiener Konsul informierte Bern ebenfalls.
Die offizielle Schweiz wusste mit Sicherheit ab Dezember 1940 über die Krankenmorde Bescheid. Dennoch scheinen die Behörden nicht von sich aus aktiv geworden zu sein. So lehnte es die Polizeiabteilung in Bern ab, Schweizer Staatsbürger aus der Heil- und Pflegeanstalt Valduna in Vorarlberg zurückzuholen. Dort lebten über 100 psychisch Kranke aus Graubünden. Der Leiter der Anstalt informierte zum Jahreswechsel 1940/41 die Bündner Gemeinden über die Auflösung des Heims.
Der Schweizer Konsul in Bregenz ignorierte die ablehnende Haltung. Er organisierte gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden die Rückführung. 145 Patienten wurden bis Mai 1941 an der Grenze von Angehörigen oder Fürsorgebeamten abgeholt. Sie entgingen damit der Ermordung in der österreichischen Tötungsanstalt Schloss Hartheim, wo mehr als 18'000 Kranke und Behinderte umkamen.
Nur von 9000 der mehr als 10'000 Ermordeten von Grafeneck sind bis heute die Namen bekannt. Erschwert wird die Aufarbeitung dadurch, dass mehr als die Hälfte der Krankenakten 1944 von den Nazis in Hartheim verbrannt wurden. Und rund 40 Prozent der verbliebenen Opferakten lagerten in den Stasi-Archiven der ehemaligen DDR.
Nun wird versucht, auch an die Opfer aus der Schweiz zu erinnern. «Fast alle sind in der Schweiz geboren, hier zur Schule gegangen und haben hier gearbeitet», sagt Paul-Otto Schmidt-Michel. Er hat anhand von Krankenakten aus dem Bundesarchiv und aus Kantonsarchiven 24 Lebensgeschichten von Opfern aufgearbeitet.
Dass es bei Kranken und Behinderten zu systematischen Ausschaffungen kam, «entspricht dem von aussen wahrgenommenen Bild der strikten Abschottung der Schweizer Behörden gegenüber ‹Menschen ohne Schweizer Pass›, die Kosten verursachen. Ein Aufenthaltsrecht reichte nicht aus, um bei Betreuungsbedarf oder Krankheit Fürsorge zu erfahren.»
Derzeit werden die Lebensgeschichten von Schweizer Opfern der Nazis in Kleinstarbeit aufgearbeitet. Neben Autorin Inge Staub engagiert sich Paul-Otto Schmidt-Michel, ehemaliger Ärztlicher Direktor des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg, der 24 Lebensgeschichten zusammengefasst hat. Josef Friedel vom Arbeitskreis Heimatgeschichte Meckenbeuren hat Datenblätter von 26 Ermordeten angefertigt, die in der Stiftung Liebenau untergebracht waren.
Opfer aus der Schweiz
- Constantine Alber, geb. 24.3.1887 Appenzell
- Anna Franziska Bauer, geb. 12.6.1884 in Rorschach
- Reinhold Beller, geb. 17.02.1886, zuletzt Winterthur
- Hulda Berger, geb. 21.6. 1899 in Uzwil
- Alwin Bödler, geb. 6.9.1883 in Zürich
- Theodor Braunwart(h), geb. 15.2.1887 in Uttwil
- Pauline Brugger, geb. 01.04.1899 in St. Gallen
- Berta Buhl, geb. 17.4. 1892 in Dinhard /Winterthur, ermordet in Hadamar
- Ernst Bühler, geb. 16.6.1891 in Basel
- Hedwig Degenfelder, geb. 07.06. 1905 in Uster
- Anna Dom, geb. 23.03. 1904 in Gossau
- Oskar Eggart, geb. 06.04. 1904 in Roggwil
- Arnold Emsländer, geb. 28.6.1908 in Tschugg, Bern
- Rudolf Finkenbeiner, geb. 6.9.1907 Chemnitz, letzter Wohnort Zürich
- Fritz Fuchs, geb. 17.06.1916 aus Basel
- Maria Lina Klara Fischer, geb. 4.4.1897 in Göppingen, dann Lausanne
- Julia Flöscher, geb. 9.12.1913 in Zürich
- Hans Gnohm, geb. 27.06. 1909 aus Zürich
- Albert Güntert, geb. 7.2.1900 in Schaffhausen
- Peter Hafner, geb. 15.05. 1911 in Sessa, Tessin
- Sophie Haisch, geb. 11.11.1888, Basel und Zürich
- Marie Hilpert, geb. 11.8.1910 in Zürich Altstetten
- Frida Hofmeister, geb. 01.11.1878 in Oberwinterthur
- Josefine Hold, geb. 2.4.1904 in St.Gallen
- Marie Höhne, geb. 11.12. 1864 aus Zürich
- Josef Hörmann, geb. 31.10.1912 in Üsslingen /TG
- Elise Huster, geb. 20.5. 1905 in Bülach
- Doris Kabusreiter, geb. 20.03.1884 aus Kreuzlingen
- Theodor Kessler, geb. 15.6.1906 in Schlieren,
- Anny Kunz, geb. 31.3.1886, St.Gallen/Lugano
- Emil Lämmle, geb. 13.8.1897 in Tübach, SG
- Katharina Lampert, geb. 05.10. 1913 in Oberriet
- Hermann Lang, geb. 5.9.1907 in Basel
- Alfons Maex, geb. 20.04. 1904 aus Bruggen
- Josef Mahler, geb. 28.11.1905 in Winterthur
- Friedrich Maler, geb. 06.05. 1877 in Basel
- Lutz Martin, geb. 2.12.1916 in Kreuzlingen-Kurzrickenbach
- Anton Merk, geb. 21.01. 1891 in Tübach
- Heinrich Mostert, geb. 18.11.1892 in St. Gallen
- Louis Erwin Mulfur, geb. 3.2. 1903 in Rheinfelden / CH
- Pauline Natterer, geb. 17.10.1880 in Rossreute
- Lina Bertha Nuber, Zürich
- Maria Nuber, geb. 31.05. 1897 in Zürich
- Maria Okle, geb. 26.3.1904 in Gossau
- Frieda Pfründer, geb. 2.8.1887 in Herisau
- Emma Rehm, geb. 29.10. 1888 in Uster
- Luise Riesterer, geb. 12.4.1874 in Zürich
- Rosa Rothschild, geb. 06.12.1884 aus Zürich
- Annemarie Sautter, geb. 13.6.1917 in Samedan
- Klara Schaffmayer, geb. 09.03. 1893 in St. Gallen
- Eugenie Schellenbaum, geb. 14.2.1887 in Visp / Wallis
- Anna Schmid, geb. 16.10.1890 in Kreuzlingen, zuletzt Konstanz
- Theresia Schmidberger, geb. 24.07. 1908 aus Zürich
- Paula Schwab, geb. 21.02.1904 in St. Gallen
- Anna Maria Schwenk, geb. 05.02. 1895 in St. Gallen
- Johannes Schwenk, geb. 11.08. 1892 in St. Gallen
- Hermine Stich, geb. 9.2.1883 in Basel
- Selina Streicher, geb. 10.3.1905 in Zürich
- Hermann Sudler, geb. 20.1. oder 10. 1892, Kreuzlingen
- Ernst Traber, geb. 10.11.1916 in Unterseen
- Gertrud Traber, geb. 17.11.1922 in Unterseen
- Max Walter, geb. 7.7.1900 in CH, dann St. Gallen
- Maria Waldkircher-Winter, geb. am 6.5.1862 in Kaisten / AG
- Elisabeth Weigle, geb. 11.2.1864 , dann Herisau
- Ernst Weiler, geb. 22.2.1909 in Schaffhausen
- Hulda Weisser, geb. 17.12.1880 in Zürich
- Maria Albertina Wellhäuser, geb. 17.10.1874 aus Romanshorn
- Maria Anna Josefine Wiest, geb. 10.06.1886 in Goldbach
- Rosa Wild, geb. 1918 aus Zürich
- Emma Wippler, geb. 5.6.1882 in Rehetobel / später Konstanz
- Emilie Wissgigel, geb. 30.12. 1886 in St. Gallen
5 Kommentare
Weiteres dunkles Kapitel Schweizer Geschichte während den Kriegsjahren: deutscher Staatsbürger, Chirurge Nummer 1, arbeitet in der Schweiz, weigert sich seinen Schweizer Arbeitskollegen, Chirurge Nummer 2, in einer Notfallsituation, da jüdischer Herkunft, zu operieren. Der pflichtbewusste Schweizer Staatsbürger beendet sein Leben "als Jude verachtet" in seinem eigenen Land. Deutscher Arbeitskollege kommt unbescholten davon. - In unserer Familie zählen religiöse Bekenntnisse nicht so viel -> Mein "jüdischer" Grossonkel (der Chirurge) heiratete seine "reformierte" Freundin, meine Grosstante, damals aus Liebe. Konfession spielte für beide Familien, weder für die christliche noch jüdische keine hauptsächliche Rolle! Jeder hatte seinen eigenen religiösen Ritus, ohne den anderen damit zu tangieren. Das geht!
Die berühmten Schweizer Psychiater Forel und Bleuler trugen die Ideologie der Nazis mit. Die offizielle Schweiz hat sich nie von den Beiden distanziert, Forel zierte sogar eine Zeitlang die 1000-er Note. Für das menschenverachtende Treiben hierzulande bis ins Jahr 1981 musste sich der Bundesrat entschuldigen. Als Zeitzeuge kann ich hier bekräftigen, dass sich seither an den Methoden nicht das Geringste geändert hat. Insgesamt sind die Einweisungsraten rasant gestiegen, 2013 wurden auch noch ambulante Massnahmen gesetzlich verankert, womit die Betroffenen gezwungen werden können, in Ambulatorien, Arztpraxen etc. Nervengifte (Psychopharmaka) zu schlucken. Ein UN-Sonderbericht spricht von Folter.
RA Edmund Schönenberger
Ich bin zwar auch Ausländer (D) aber sehr betroffen über dieses entsetzliche Kapitel in der Geschichte.
Ich hätte noch eine Verständnisfrage. Hatten alle diese ermordeten Schweizer Bürger zu Lebzeiten keine Schweizerische Staatsbürgerschaft? Gab es Reglements für Behinderte im schweizerischen Aufenthaltsrecht?
Oder nur jene, deren Eltern aus dem schweizerischen Ausland stammen?
Bestanden derzeit grenzübergreifende Behandlungsangebote, oder warum wurden diese kranken dann Deutschland gebracht, wenn sie in der Schweiz lebten?
Sehr geehrter Leser. Besten Dank für Ihr Interesse am Beobachter. Wir freuen uns, dass unser Artikel Sie berührt hat. Wie im Text geschrieben, handelt es sich ausnahmslos um deutsche Staatsangehörige. Viele kamen in der Schweiz auf die Welt und verbrachten ihr Leben bis zur Ausweisung hier im Land. Grenzüberschreitende Behandlungsangebote gab es nicht, sie wurden irgendwann schlicht ausgewiesen aus der Schweiz und wurden dann nach Grafeneck gebracht. Wir hoffen, dass wir Ihre Fragen beantworten konnten. Freundliche Grüsse, Ihre Beobachter-Redaktion
Sehr berührender Artikel, der nachdenklich stimmt. Wozu ist der Mensch nicht alles fähig? Und was werden wohl unsere Nachkommen über die heutige Zeit herausheben? Unseren Umgang mit Flüchtlingen? Oder Dinge wovon wir noch nichts wissen oder wissen wollen?