Polizeibesuch bei Zuger Informatikfirmen
Ein hoher Zürcher Beamter steht im Verdacht, er habe sich mit Reisen ins Piemont bestechen lassen. Eine Hausdurchsuchung soll Beweise dafür bringen.
Veröffentlicht am 30. September 2014 - 10:07 Uhr
Den 11. September 2014 dürfte der Zuger Unternehmer Andreas Kleeb nicht so schnell vergessen. Rund ein halbes Dutzend Polizisten verlangten Eintritt zu seinen beiden Informatikfirmen Beelk Services und Red IT und durchforsteten im Auftrag der Zürcher Staatsanwaltschaft Computer und Unterlagen. Sie wollten Beweise dafür sicherstellen, dass sich ein Kaderangestellter der Direktion für Justiz und Inneres des Kantons Zürich eventuell bestechen liess. Sie zogen schliesslich mit umfangreichem Material ab.
Der Korruptionsverdacht hatte sich im Zusammenhang mit der Seco-Bestechungsaffäre ergeben, die Anfang Jahr hohe Wellen schlug. Der ranghohe Beamte (Name der Redaktion bekannt), der sich mit einem VIP-Fussballspiel an der Euro 2008 hatte bestechen lassen, hatte über Jahre hinweg an mehrtägigen Kundenanlässen im Piemont teilgenommen, die Beelk Services und ihre Schwestergesellschaft Red IT ausrichteten.
Keine gute Idee, denn für kantonale Angestellte gilt ein grundsätzliches Geschenkannahmeverbot. Allenfalls eine Schachtel Pralinés oder eine Flasche Wein im Wert von bis zu 50 Franken sind erlaubt.
Noch fehlen Beweise, dass die Piemont-Reisen direkt zu Aufträgen führten. Gesichert ist aber: Das Auftragsvolumen, mit dem die Direktion für Justiz und Inneres alleine Beelk Services beehrten, belaufen sich seit 2007 auf über vier Millionen Franken. Auch Red IT lieferte im fraglichen Zeitraum, allerdings lediglich im sechsstelligen Bereich.
«Es liegt kein Bestechungsvorwurf gegen die beiden Firmen vor», betont Inhaber Andreas Kleeb. Er spricht von einem «Austausch, bei dem es um eine Untersuchung gegen eine Person ausserhalb des Einflussbereichs der beiden Gesellschaften ging». Es seien keine Dokumente und Daten beschlagnahmt worden. Zudem bestünden keine Kundenaufträge im Zusammenhang mit dem untersuchten Sachverhalt. «Die Geschäftsleitungen der beiden Gesellschaften unterstützen die laufenden Arbeiten der Staatsanwaltschaft vollumfänglich.»
Es ist nicht das erste Mal, dass der Name Beelk Services im Zusammenhang mit Bestechung fällt. 2013 kam anhand von Buchungsbelegen der Verdacht auf, dass der IT-Dienstleister den Informatikeinkäufer der Zürcher Schulthess-Klinik mit Aufenthalten in einer Ferienwohnung in der Lenzerheide bestochen hatte. Kurz nach der ersten Mietzahlung erhielt Beelk Services einen Millionenauftrag für Drucker (Schulthess-Klinik Fragwürdiges Geschäft – Beobachter Nr. 13/2013). Alle Beteiligten dementierten, dass es sich um Bestechung gehandelt habe, doch musste der Schulthess-Mann kurz darauf den Hut nehmen. Rechtlich wurde der Vorfall nie untersucht. Korruption wird in der Privatwirtschaft nur auf Antrag verfolgt.