Schweigen ist der Tod der Demokratie
Was für die meisten von uns eine Selbstverständlichkeit ist, ist es für Milliarden von Menschen nicht: das Recht auf freie Meinungsäusserung. Der Internationale Tag der Pressefreiheit soll am 3. Mai daran erinnern.
Veröffentlicht am 24. April 2013 - 11:16 Uhr
Das Zeitalter globaler Vernetzung geht einher mit einem unersättlichen Drang nach Informationen. Der Weltverband der Zeitungen und Nachrichtenanbieter (WAN-IFRA) erinnert jedoch daran, dass nach wie vor Journalisten bei der Recherche und Vermittlung eben dieser Informationen ihr Leben lassen.
Nach Angaben von WAN-IFRA wurden im vergangenen Jahr 68 getötete Journalisten verzeichnet, zwischen 2002 und 2012 wurden mindestens 801 Journalisten aufgrund iher Arbeit getötet.
Der gemeinsame Nenner dabei ist laut Guy Berger, dem Leiter des Bereichs Meinungsfreiheit und Medienentwicklung bei der Unesco, die Tatsache, dass die «Mörder nicht zur Rechenschaft gezogen werden».
Straflosigkeit für diejenigen, denen Journalisten zum Opfer fallen – seien die Täter Kriminelle, Terroristen oder Vertreter der Staatsmacht – vermittelt die Botschaft, dass es akzeptabel sei, diejenigen anzugreifen, die ihre Stimme erheben oder unbequeme Wahrheiten enthüllen. Dadurch werden Ermittlungen verhindert und Kritiker mundtot gemacht – und damit die Kontrollfunktion der Presse gegenüber staatlichen Institutionen entwertet. Auch wird damit den Mächtigen gestattet, die Rechte und Freiheiten der Bürger mit Füssen zu treten.
Stellen Sie sich eine Welt vor, in der es kein Recht gibt, zu informieren, zu berichten, kritisch nachzuhaken, Dinge in Frage zu stellen oder seine Meinung zu äussern. Eine Welt, in der Wahrheit keine Chance hat und Wissen machtlos bleibt.
Stellen Sie sich eine Welt vor, in der es keine Meinungsfreiheit gibt und kaum noch jemanden, der sie verteidigen könnte. Eine Welt, in der unsägliche Verbrechen mit unzähligen Opfern ungestraft bleiben. Wo Kritiker mundtot gemacht und Vergehen nicht durch staatliche Stellen geahndet werden, Recht und Ordnung durch Willkür ersetzt wird.
Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Ihre Stimme ungehört verhallt, wo man Ihre Meinung unterdrückt und Ihre Interessen missachtet.
Eine Welt, in der Menschen, die sich für die Wahrheit einsetzen, Fakten veröffentlichen und gegen Tyrannei Stellung beziehen, verfolgt, verhaftet, gefoltert und dem Tod überlassen werden. Eine Welt, in der die Angst vor Repressalien stets präsent ist, wo jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, wo zwischen den Zeilen gelesen und wo Selbstzensur zur Regel wird.
Eine Welt, in der die unabhängige Presse als Plage betrachtet wird, die es auszurotten gilt, wo Armut, Krieg, Vergewaltigung, Korruption, Menschenhandel, Sklaverei und Völkermord nur allzu präsent sind, aber nicht thematisiert werden dürfen.
Für mehr als fünfeinhalb Milliarden Menschen ist das heute tägliche Realität.
Sie wissen dies nur deshalb, weil Sie zu den glücklichen 17 Prozent der Weltbevölkerung gehören, die uneingeschränkte Meinungsfreiheit geniessen.
Dieses Wissen ist Macht.
Eine freie Presse ist das A und O der Meinungsfreiheit. Sie steht an vorderster Front, wenn es darum geht, den Zugang zu Wissen und Informationen zu sichern, wie dies in Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert ist. Eine freie Presse eröffnet die Möglichkeit, alle Verstösse gegen dieses grundlegende Recht aufzudecken.
Sie steht dafür ein, dass das Recht, die Machthabenden zu kritisieren und sie zur Rechenschaft zu ziehen, allen zusteht und nicht nur einigen wenigen.
Mit einem Wort: Meinungsfreiheit ist das Fundament, auf das sich alle anderen Rechte gründen.
Und doch sind Medienmitarbeiter in aller Welt physischer Gewalt und Verfolgung ausgesetzt, sei es von staatlicher Seite, durch Straftäter oder Terroristen. Übergriffe sind an der Tagesordnung - und nicht selten tödlich - für all jene, die sich mit Regierungen anlegen, über Konflikte berichten oder Recherchen über Korruption und Verbrechen anstellen.
Diese mutigen Verleger, Redakteure und Journalisten sind es, die ungeachtet der Repressionen Nachrichten publizieren und die Öffentlichkeit auf ihr Recht auf Information hinweisen.
Der Weltverband der Zeitungen und Nachrichtenanbieter (WAN-IFRA) setzt sich dafür ein, dass diese Stimmen nie zum Schweigen gebracht werden und ihre Worte nicht ungehört verhallen, dass Pressefreiheit Wirklichkeit wird - für jeden Einzelnen. Der 3. Mai ist Anlass, die mühsam errungenen Freiheiten der Presse zu feiern, sich aber auch bewusst zu machen, wie fragil diese Errungenschaften noch immer sind. (WAN-IFRA)
In Syrien, Somalia, Pakistan und Mexiko ist die Arbeit als Journalist besonders gefährlich.
Eine freie Presse ist der Garant für das Recht auf freie Meinungsäusserung für Millionen von Menschen in allen Teilen der Welt. Doch Milliarden anderer Menschen wird dieses Grundrecht verweigert, so dass ihre Stimmen oft ungehört bleiben.
Der folgende Film ist eine Momentaufnahme ihres Kampfes um die Pressefreiheit.