Apotheken können viele Medikamente nicht mehr beim üblichen Grossisten beschaffen. Das betrifft auch handelsübliche Schmerzmittel wie Algifor und Antibiotika wie Amoxicillin. Das sei ein Problem, sagt Stefan Roth, Kinderarzt in Köniz BE. Denn: «Beides sind alltägliche und wichtige Arzneimittel in der Kindermedizin. Es sollten alle Alarmglocken läuten, wenn ihre Verfügbarkeit in der Schweiz nicht mehr gewährleistet werden kann.»
Beunruhigt ist auch das Unispital in Genf (HUG). «Bereits letztes Jahr war der Medikamentenmangel sehr ausgeprägt. Seit Anfang 2023 aber hat sich die Situation noch einmal dramatisch verschärft», sagt Chefapotheker Pascal Bonnabry. Die Spitalapotheke sollte 2400 verschiedene Medikamente im Lager halten. Doch bei 200 ist die Verfügbarkeit gefährdet oder gar nicht gegeben. Seit 2022 waren zwei Mitarbeitende in einem Vollzeitpensum allein damit beschäftigt, fehlende Medikamente zu beschaffen. «Ich muss jetzt aber noch eine weitere Person einstellen. Sonst reicht das nicht», so Bonnabry.
Kaum noch Produktion
Die Kinderarztpraxis in Köniz und das Unispital Genf stehen beispielhaft für ein neues Phänomen: Weltweit gibt es Liefer- und Versorgungsengpässe, vor allem bei patentfreien Medikamenten der Grundversorgung. Für Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol oder Antibiotika gibts zwar viele Nachahmerprodukte (Generika). Doch die Produktion dieser Wirkstoffe hat sich fast völlig nach China und Indien verlagert. Und selbst innerhalb dieser Länder gibts nur noch eine Handvoll Firmen, die diese Wirkstoffe herstellen. Weil die Lieferketten – erst recht seit dem Covid-Lockdown – oft gestört sind, kommt es häufiger zu Mangellagen.