Der richtige Umgang mit Rückenschmerzen
Rückenschmerzen können rasch äusserst ungemütlich werden. Doch meistens sind sie gar nicht so gefährlich, wie sie sich anfühlen. In welchen Fällen dennoch ein Arzt aufgesucht werden sollte.
aktualisiert am 28. Februar 2022 - 10:03 Uhr
Rückenschmerzen können Angst machen . Gerade auch, weil sie oft schnell auftauchen und es nicht gleich klar ist, woher sie kommen. Aber Schmerzen sind in diesem Zusammenhang oft täuschend. Häufig stimmt ihre beunruhigende Wirkung nicht mit den harmlosen Ursachen überein. Meist sind Rückenschmerzen trotz akuter Intensität ungefährlich, auch wenn unsere Wahrnehmung eine andere ist.
Entsprechend wichtig ist es, Rückenprobleme zwar ernst zu nehmen, aber nicht panisch zu reagieren, auch wenn die Schmerzen natürlich unangenehm sind. Je mehr wir uns in Schmerz und Angst hineinsteigern, desto grösser ist die Gefahr, dass psychische Komponenten den Schmerz zusätzlich negativ beeinflussen.
Also erst einmal tief durchatmen und sich folgende Fakten vor Augen halten:
- Akute Rückenschmerzen sind keine Krankheit, sondern in der Regel harmlos. Operationen stehen in weniger als einem Prozent aller Fälle überhaupt zur Diskussion.
- Die Wirbelsäule ist stark und gut geschützt.
- Schmerz ist nicht gleichbedeutend mit Verletzung oder schwerwiegender Erkrankung.
- Der Heilungsverlauf bei Rückenschmerzen ist in den allermeisten Fällen positiv.
- Aktivität fördert Genesung, zu viel Ruhe ist schlecht.
- Eine positive Einstellung unterstützt die Heilung.
- Die häufigsten Gründe – über 90 Prozent
- Muskelverspannungen vor allem wegen Überlastung und/oder Fehlbelastung - Seltene Gründe – unter 10 Prozent
- Bandscheibenvorfall (rund 2 Prozent)
- zu enger Spinalkanal (Spinalkanalstenose)
- Arthrose in den kleinen Wirbelgelenken
- Wirbelgleiten
- Entzündungen und rheumatische Erkrankungen (zum Beispiel Morbus Bechterew)
- Frakturen (zum Beispiel nach Unfällen oder spontan, begünstigt durch Osteoporose) - Sehr seltene Gründe – unter 1 Prozent
- Gewebeveränderungen durch gut- oder bösartige Tumore (Krebs)
Bewegung ist ein wichtiges Element im Kampf gegen Rückenbeschwerden. Dies gilt nicht nur für die Prävention, sondern auch im Ernstfall, wenn bereits akute Schmerzen vorhanden sind. Natürlich muss Bewegung dosiert eingesetzt werden. Aber sich aus Angst vor Schmerzen oder vor irreparablen Schäden nicht mehr rühren zu wollen, ist das Dümmste, was Sie tun können. So schnell geht die Wirbelsäule nicht kaputt.
Durch Inaktivität verliert der Körper an Leistungsfähigkeit. Die Muskeln werden schwächer und haben weniger Kraft, um die Wirbelsäule zu halten. Das Herz-Kreislauf-System wird auf das minimal Notwendige zurückgefahren. Wegen der Beanspruchung werden Bandscheiben und Knochen noch weniger belastbar. Wenn nun die Muskeln weniger Kraft haben und andere Systeme zunehmend ihre Arbeit auf ein tieferes Niveau reduzieren, geht das Hirn davon aus, dass dies gewollt ist. Es gewöhnt sich gewissermassen an die Inaktivität. Je länger dieser Zustand andauert, desto träger werden wir und desto schwächer wird unser Körper insgesamt.
Die Negativspirale müssen Sie unbedingt durchbrechen, denn sie ist oft der Anfang von chronischen Leidensgeschichten, die sich über Jahre und schlimmstenfalls bis zum Lebensende hinziehen. Bewegung ist Medizin , Bewegung ist Leben! Es ist für die Bewältigung von Rückenschmerzen essenziell, dass wir uns nicht kränker machen, als wir wirklich sind.
Inaktivität bei Rückenschmerzen hat nachhaltig negative Folgen und verschlimmert die Situation, statt sie zu verbessern.
- Sie verlieren an Dynamik.
- Die Muskeln verlieren schnell an Kraft.
- Die Knochendichte nimmt ab.
- Bandscheiben und andere Hilfsstrukturen werden weniger belastbar.
- Insgesamt sinkt die körperliche Leistungsfähigkeit.
- Sie werden steifer und weniger beweglich.
- Die Schmerzen verstärken sich.
- Die Stimmung wird schlechter.
- Ihr Antrieb für Bewegung schwindet immer mehr.
- Sie werden zunehmend depressiv .
- Zur Arbeit zu gehen, fällt schwerer und schwerer.
- Wenn die Schmerzen trotz aller Selbstbehandlungsmöglichkeiten nach rund einer Woche nicht besser werden oder sich sogar verschlimmern.
- Wenn die Schmerzen so stark werden, dass sie nicht mehr auszuhalten sind, und andere Massnahmen keine Dämpfung bewirken.
- Bei Taubheitsgefühlen im Genitalbereich und am Gesäss (After).
- Wenn Rückenschmerzen in Kombination mit Fieber und Schüttelfrost auftreten.
- Bei anhaltenden Rückenschmerzen nach einem Unfall.
- Bei unerklärlicher Gewichtsabnahme um mehrere Kilo innert weniger Wochen.
- Bei starker Unsicherheit in beiden Beinen.
Bei folgenden Symptomen sollten Sie umgehend die Notfallstation aufsuchen:
- Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen oder auffällige Muskelschwäche in Armen oder Beinen.
- Bisher nicht vorhandene Probleme beim Halten von Harn und/oder Stuhl
Der Inhalt dieses Artikels stammt aus dem Beobachter-Ratgeber «Mein Rücken-Coach».
1 Kommentar
Bin jetzt 72 und habe seit bald 30 Jahren immer wieder Rückenschmerzen. Ein Therapeut hat mir einmal eine sehr gute Übung gezeigt, welche ich immer wieder anwende. Danach habe ich meistens 2-3 Tage keine Rückenschmerzen mehr. Auch täglich 5 - 10 Km wandern bewirken bei mir oft Wunder.