An sich ist Fieber eine bewährte Sache. Seit je bekämpft unser Körper damit Viren oder Bakterien. Dennoch greifen viele bei jedem Anflug davon zu fiebersenkenden Mitteln.

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«Wer gesund ist und nicht unter weiteren Symptomen wie Kopfschmerzen oder einem entzündeten Hals leidet, sollte das Fieber nicht senken. Dafür gibt es keinen guten Grund», sagt der Infektiologe Pietro Vernazza vom Kantonsspital St. Gallen. Die Studienlage zum Pro und Kontra des Fiebersenkens sei zwar sehr dünn. Es gebe aber durchaus Daten, die zeigen, dass es auch schädlich sein könne. Die körpereigene Abwehr läuft bei Fieber deutlich effizienter, und auch Antibiotika wirken besser. Studien zeigen etwa, dass man sich bei Erkältung und Grippe langsamer erholt, wenn das Fieber gesenkt wird.

Auf ein weiteres Problem machten kanadische Forscher schon 2014 aufmerksam: Wer mit fiebersenkenden Mitteln zugleich auch Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, Glieder- und Muskelschmerzen lindert, übergeht die Phase, in der der Körper Ruhe bräuchte. Zudem kommt man auch früher wieder mit anderen zusammen, ist aber noch ansteckend – und verbreitet die Infektion.

Allerdings «schadet es im Allgemeinen nicht, bei harmlosen oder gut mit Antibiotika behandelten Infekten ein fiebersenkendes Mittel einzunehmen», sagt Hansjakob Furrer, Chefinfektiologe am Berner Inselspital. «Schliesslich kommt die Abwehrantwort des Immunsystems Abwehrkräfte Was stärkt unser Immunsystem? durch das Mittel nicht zum Stillstand, sondern fährt nur in einem langsameren Tempo.»

Die Alarmzeichen

Bei unklarer Sachlage sollte man die Ursache des Fiebers ärztlich abklären lassen. Oliver Senn vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich nennt dazu folgende Anzeichen:
 

  • wenn das Fieber mehrere Tage anhält oder wiederkehrt;
  • bei Verdacht auf Covid-19;
  • bei Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr unterdrücken, etwa Kortison;
  • bei Behandlung mit Antibiotika oder Krebsmedikamenten;
  • bei Verwirrung, starken Kopf- und Nackenschmerzen, starkem Erbrechen, Durchfall, Atemnot;
  • nach der Rückkehr aus tropischen oder subtropischen Ländern.
Aufgepasst bei Vorerkrankungen

Ohnehin aufmerksamer müssen Ältere und Menschen mit chronischen Beschwerden sein. Für die Erwärmung um zwei Grad benötigt der Körper 20 Prozent mehr Energie und dadurch mehr Sauerstoff. «Bei manchem Patienten mit Herzschwäche oder eingeschränkter Lungenfunktion laufen die Organe häufig schon so am Limit. Dann kommt das System durch diese Zusatzbelastung leicht aus dem Gleichgewicht», sagt Infektiologe Furrer. Auch bei Demenz kann Fieber zusätzlich verwirren.

Betroffene mit diesen Vorerkrankungen sollten daher schon ab 38,5 Grad Temperatur den Arzt konsultieren und fiebersenkende Mittel nehmen. Fachleute empfehlen den Wirkstoff Paracetamol. Alternativ kann man auf Ibuprofen oder Aspirin ausweichen, hier sind aber Nebenwirkungen auf Magen und Darm häufiger. Auch bei Bluthochdruck und eingeschränkter Nierenfunktion sind sie nicht erste Wahl.

So messen Sie Fieber richtig

Grundsätzlich gilt: Die Temperatur in entspanntem Zustand nehmen, also nicht direkt nach körperlicher Aktivität, nach dem Essen, nach längerem Aufwärmen unter einer dicken Decke oder nach dem Baden. Falls die Temperatur im Vergleich zur vorherigen Messung zu hoch oder zu niedrig erscheint, sollte man sie wiederholen.

Digitaler Stabthermometer

Digitaler Stabthermometer

Ab 15 Franken. Digitale Stabthermometer messen unter der Zunge oder im After am präzisesten. Die Achselhöhle liefert unzuverlässige Resultate.

Quelle: Alexandra Del Prete und Anne Seeger

Stirnthermometer

Stirnthermometer

Ab 60 Franken. Stirnthermometer messen berührungslos, aber mit Ungenauigkeiten von bis zu 1,5 Grad.

Quelle: Alexandra Del Prete und Anne Seeger

Ohrthermometer

Ohrthermometer

Ab 50 Franken. Ohrthermometer messen die Wärmestrahlung des Trommelfells ebenso zuverlässig, man sollte allerdings ein halbes Grad hinzuzählen. Oft sind mehrere Messversuche nötig, wenn der Sensor nicht genau trifft.

Quelle: Alexandra Del Prete und Anne Seeger
Fieber bei Kindern: Ab wann zum Arzt?

Kinder fiebern schneller, häufiger und höher als Erwachsene. Denn ihr Immunsystem ist noch nicht auf Erreger programmiert.

Von Fieber spricht man bei Säuglingen (jünger als drei Monate) bei 38 Grad, im Popo gemessen, zwischen drei und zwölf Monaten ab 38,5 Grad.

«Sofern das Baby allgemein gesund ist und nicht unter den Symptomen des Fiebers leidet, gibt es keinen medizinischen Grund, das Fieber zu senken», sagt Kinderarzt Benedikt Huber vom Kantonsspital Freiburg. Der Infekt stärke das Immunsystem. «Ich empfehle Messen im After und ab zwölf Monaten mit Ohrthermometer.»

Wann es angezeigt ist, das Fieber zu senken, hängt von der Situation ab und sollte mit der Kinderärztin abgesprochen werden.

Bis zum Alter von sechs Monaten sollte man bei Fieber schon am ersten Tag zur Ärztin gehen, später eventuell auch erst am zweiten Tag, bei älteren Kindern reicht es auch nach drei bis fünf Tagen, falls die Temperatur nicht sinkt.

«Sofort in Behandlung sollte man, wenn die Eltern wegen des Zustands beunruhigt sind, weil das Kind abwesend scheint, Atemstörungen hat, erbricht und nicht trinkt – sowie bei Kopfschmerzen und Nackensteife», so Experte Benedikt Huber.

Vater und Kind liegen mit Fieber im Bett
Quelle: Alexandra Del Prete und Anne Seeger
Körpertemperatur: Was von 37 bis 42 Grad Celsius im Körper passiert

Wenn die Körpertemperatur über 38 Grad steigt, spricht man von Fieber. Es ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das bei vielen Krankheitsbildern ausgelöst werden kann. Die erhöhte Temperatur hilft dem Körper, Krankheitserreger zu bekämpfen.

Wie stark der Körper die Temperatur erhöht, hängt auch vom Erreger ab. Bei einer Erkältung geht das Fieber nur langsam hoch, mit zunehmendem Alter laufen harmlose Infekte oft ohne nennenswerte Temperaturerhöhung ab. Denn der Körper hat bereits gegen viele Erreger Antikörper gebildet.

Das Grippevirus verändert sich stetig und kann dem Körper unbekannt sein. So steigt das Fieber schnell und hoch. Auch bei schweren Infektionen wie Meningitis, Blutvergiftung oder bei Hirnverletzungen kann die Temperatur über 41,5 Grad steigen.

 

  • bis 37,4°C: normale Temperatur

Körper schüttet Pyrogene aus

Ausgelöst wird das Fieber durch Substanzen, die von Erregern in den Körper mitgebracht werden. Aber auch der Körper selbst kann diese sogenannten Pyrogene ausschütten, etwa bei Tumoren, Gift oder Drogen.

Quelle: Alexandra Del Prete und Anne Seeger
  • bis 38°C: leicht erhöhte Temperatur

 

  • bis 38,5°C: leichtes Fieber

Der Hypothalamus im Gehirn reguliert die Körpertemperatur

Im Gehirn registriert der Hypothalamus den Pyrogenanstieg im Blut und reguliert die Solltemperatur des Körpers entsprechend nach oben.

Quelle: Alexandra Del Prete und Anne Seeger
  • bis 39°C: mässiges Fieber

 

  • bis 39,9°C: hohes Fieber

Schüttelfrost: Muskeln zittern, um Wärme zu produzieren

Wenn der Körper die Temperatur hochfährt, beginnen die Muskeln zu zittern, um Wärme zu produzieren. Wir erfahren das als Schüttelfrost. Zugleich werden Hände und Beine mit weniger Blut versorgt, und man fröstelt.

Quelle: Alexandra Del Prete und Anne Seeger

bis 42°C: sehr hohes Fieber

Fieber: Körper kühlt sich durch Schwitzen ab

Wenn die Solltemperatur erreicht ist, kühlt sich der Körper durch intensives Schwitzen wieder ab. In dieser Phase brauchen wir viel Flüssigkeit und Ruhe.

Quelle: Alexandra Del Prete und Anne Seeger
Wissen, was dem Körper guttut.
«Wissen, was dem Körper guttut.»
Chantal Hebeisen, Redaktorin
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