Genua, Seattle oder World Economic Forum (WEF) in Davos: Wo über Globalisierung diskutiert wird, fliegen Steine und spritzen Wasserwerfer. So nicht, sagte sich die Bündner Regierung nach den Ausschreitungen am WEF 2001. Um den Dialog zu fördern, gründete sie im Mai 2002 die Stiftung «In the Spirit of Davos».

Als Stiftungsratspräsident amtiert Regierungsrat Klaus Huber; die weiteren Stiftungsräte vertreten den Kanton Graubünden, die Region Davos und den Bund. Zur Geschäftsleiterin wurde Carol Franklin Engler, ehemals Leiterin des WWF Schweiz, ernannt. Ziel der Stiftung ist es, eine Plattform für einen offenen und konstruktiven Dialog über die Auswirkungen der Globalisierung anzubieten.

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Die Zeit war zu knapp

Gerade dies macht die Stiftung am jetzt stattfindenden WEF nicht. Begründung: Carol Franklin habe den Posten erst im September 2002 angetreten. Die Frist für eine seriöse Vorbereitung des Dialogs immerhin satte vier Monate sei zu knapp. Weit mehr ins Gewicht fallen dürfte, dass viele Globalisierungsgegner am Dialog gar nicht interessiert sind (siehe Nebenartikel «Nicht alle haben Lust aufs Reden»).

Die Situation, mit der sich Franklin auseinander setzen muss, ist tatsächlich verworren: Da gibts Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die das WEF in Bausch und Bogen verdammen und deshalb nichts diskutieren wollen. Andere fürchten, vom Wirtschaftsforum als Feigenblatt benützt zu werden, und wieder andere verlangen einen «Tatbeweis», ehe sie sich mit den WEF-Exponenten an einen Tisch setzen.

Daneben gibts echte Bemühungen um einen Dialog. So führen die Erklärung von Bern, Pro Natura und andere Organisationen das «Public Eye on Davos» durch. Einzelne WEF-Mitglieder etwa ein Topmanager von Nike diskutieren mit Kritikern, ob und wie global agierenden Konzernen Grenzen gesetzt werden können.

Am «Open Forum Davos» werden Themen wie gerechter Handel, Rechte der Kinder oder Ethik der Globalisierung diskutiert. Hier wirken Uno-Generalsekretär Kofi Annan, Nestlé-Chef Peter Brabeck und die Bundesräte Joseph Deiss und Pascal Couchepin mit. An der Organisation beteiligt sind unter anderen der Evangelische Kirchenbund, die Max-Havelaar-Stiftung und das Schweizerische Rote Kreuz.

Eine Chance für «In the Spirit of Davos»? Nein. Das Forum zeigt vielmehr, dass mögliche Plätze für kontroverse Veranstaltungen bereits besetzt sind. Die Stiftung findet kaum mehr eine Nische auch wenn sich das WEF selbst diskussionsbereit gibt. Direktor André Schneider zeigt sogar für die erbitterten Gegner Verständnis: «Wer einen Dialog mit dem WEF komplett ablehnt, kann dieser Haltung nur mit einer Demonstration Ausdruck verleihen.» Diese Demonstration müsse allerdings friedlich verlaufen.

Klaus Huber, Stiftungsratspräsident von «In the Spirit of Davos», schätzt die Situation inzwischen realistischer ein und rückt vom einstigen Ziel ab, am WEF einen Dialog mit allen Beteiligten zu führen. «Unsere ursprüngliche Absicht konnten wir eben nicht umsetzen. Darum hat Carol Franklin das Konzept angepasst im vollen Einverständnis mit dem Stiftungsrat.»

In Franklins neuer Zielsetzung fehlen die Begriffe WEF und Davos: «Wir möchten in der Schweiz eine grosse dialogische Veranstaltung über Globalisierung durchführen.» Mit Vertretern aus der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft und der Politik.

Das WEF 2003 dient Franklin als Studienobjekt, besonders «Open Forum Davos» und «Public Eye on Davos». Auf dem Programm stehen die Analyse von Dialogformen, -störungen und -themen zwischen Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft sowie «die Entwicklung neuer Dialogframeworks» und Qualitätskriterien.

Das klingt reichlich theoretisch und recht unverbindlich auch wenn Carol Franklin Workshops zur Konkretisierung ankündigt. Unbestimmt ist zudem, wo und wann die Veranstaltung der Stiftung durchgeführt werden soll. Carol Franklin sagt: «Das WEF ist nur eine von vielen möglichen Veranstaltungen, in deren Rahmen der Dialog stattfinden kann.»