Hedi Ghisla-Müller: «Das Sozialleben kommt zu kurz»
Hedi Ghisla-Müller, 51, konnte nur dank dem Lohn ihres Mannes überleben: Als Serviceangestellte verdiente sie 2350 Franken pro Monat.
«Die Gäste sollten mehr Verständnis haben. Bei einem so kleinen Lohn und dem Stress kann man einfach nicht immer freundlich sein.» Hedi Ghisla- Müller arbeitete ein Jahr als ungelernte Serviceangestellte in einem Tessiner Viersternehotel: für 2350 Franken brutto bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 42 Stunden. Nur dank dem guten Lohn ihres Mannes sei sie finanziell durchgekommen. «Ich litt vor allem unter den unregelmässigen Arbeitszeiten. Oft wusste ich Ende Woche nicht, wie der Arbeitsplan für die nächste Woche aussah.» Zwei Tage am Stück habe sie nie freigehabt. «Da man abends arbeitet, kommt das Sozialleben zu kurz.»
Hedi Ghisla-Müller hält einen Mindestlohn von 3000 Franken für angebracht zumal das Trinkgeld nicht mehr Bestandteil des Lohns ist. «Ich habe höchstens 100 Franken Trinkgeld pro Monat bekommen. Die Leute geben nicht mehr viel.» Da man immer gepflegt erscheinen muss, sind auch die Kosten für Kleider und Coiffeur nicht zu unterschätzen.
Hedi Ghisla-Müller ist dennoch froh um ihre Erfahrungen. Bald wird sie mit ihrem Mann in einer Berghütte im Bleniotal wirten. «Ich habe dann selber Angestellte. Sie sollen es besser haben.»