Das Vorgehen hat System: In einem kleineren Betrieb klingelt das Telefon. «Ihr Unternehmen ist von uns auserwählt worden und erhält gratis eine Alarmanlage. Gern kommen wir vorbei und zeigen Ihnen das Gerät.» Gut beraten ist, wer das Gespräch an dieser Stelle abklemmt, sonst macht er bald einmal Bekanntschaft mit den gewieften Verkäufern der Firma Cipe Schweiz.

Das Angebot tönt verlockend: Die Firma Cipe stellt kostenlos eine Alarmanlage zur Verfügung und übernimmt die Installations- und künftigen Servicekosten. Zudem wird die Alarmanlage mit der Cipe-Alarmzentrale in Genf verbunden. Als Gegenleistung verpflichtet sich der Kunde, während vier Jahren eine monatliche Leasinggebühr von rund 250 Franken zu zahlen und dem Unternehmen als Referenz für neue Kunden zu dienen. Grundlage bildet ein Vertrag, dessen Kleingedrucktes selbst erfahrenen Juristen den kalten Schweiss auf die Stirn treibt.

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Auch Privatpersonen werden mit der gleichen Methode angegangen. So erhielt Martha Meier* aus Allschwil Besuch von einem Vertreter der Basler Cipe-Tochter TEP. «Mir wurde versprochen, ich könne viel Geld sparen», sagt die Rentnerin. «Der Vertreter war anfänglich sehr anständig. Dann wurde er aber immer perfider und machte mir richtiggehend Angst.» Die Masche zog Martha Meier unterschrieb. Pikantes Detail: Die Frau wohnt im zehnten Stock eines Wohnblocks und braucht sich vor Fassadenkletterern kaum zu fürchten. Mit einer einbruchsicheren Tür wäre ihr besser gedient.

Günstige Anlagen teuer verkauft

«Wir hatten in der Vergangenheit grössere Probleme», gesteht Philippe van der Meersch, Geschäftsführer der Firmen Cipe und TEP. «Das neue Management setzt aber alles daran, die Schwachstellen zu beseitigen.» Auf die unglaublichen Verträge angesprochen, meint er: «Die teils unlogischen Formulierungen in unseren Verträgen werden überarbeitet. Bei der Übersetzung aus dem Französischen haben sich wohl Fehler eingeschlichen.»

Wer rechnet, stellt schnell einmal fest: Die Alarmanlagen der beiden Firmen sind extrem teuer. Rund 10000 Franken muss der Schutzbedürftige für einen Vierjahresvertrag hinblättern. Doch die eingebauten Komponenten sind relativ billig gemacht und vermögen höheren Ansprüchen kaum zu genügen.

Eine zweckmässige Anlage von mittlerer Qualität zur Sicherung eines Ladenlokals oder einer Wohnung gibt es schon für rund 3000 Franken. Und ab 5000 Franken kann man auch ein Einfamilienhaus vernünftig sichern. Das Aufschalten auf eine private Alarmzentrale kostet nochmals rund 400 bis 700 Franken pro Jahr.

Panikmacher haben leichtes Spiel

Auch bei Peter Kuhn* aus Thun klingelte das Telefon. Am Draht war ein Angestellter der Berner Firma Secur, der Kuhn zu einem Vertreterbesuch überredete. Kurz darauf meldete sich ein Secur-Mitarbeiter bei Kuhn und seiner Frau: Er tischte dem Ehepaar derartige Schreckensgeschichten auf, dass es bereits Schlafzimmerräuber in seinem Haus wähnte.

«Beim sofortigen Kauf einer Alarmanlage sicherte uns der Secur-Mann einen Rabatt von 15 Prozent zu», sagt Peter Kuhn. «Schliesslich unterschrieben wir und kauften eine 5000-fränkige Anlage.» Doch bereits am nächsten Morgen bereute das Ehepaar den Schritt. Kuhn: «Wir wurden richtiggehend überschwatzt.» Da es sich um ein Haustürgeschäft handelte, riet das Beobachter-Beratungszentrum den Käufern zum Vertragsrücktritt.

«Von uns wird keiner überrumpelt. Jeder Aussendienstmitarbeiter, der sich nicht korrekt verhält, muss mit Konsequenzen rechnen», verteidigt sich Jürg Rosser, Inhaber der Firma Secur. «Aber die Konkurrenz ist gross, und ohne Telefonmarketing können wir nicht bestehen.» Auch den Vorwurf der Konkurrenz, dass die Anlagen überteuert seien, lässt Rosser nicht gelten: «Unsere Margen sind branchenüblich. Solche Anschuldigungen sind reiner Futterneid. Ich hatte in den letzten 20 Jahren über 17000 zufriedene Kunden.»

Simple Geräte bieten wenig Schutz

Bei vielen Alarmanlagen, die über die Haustür vertrieben werden, handelt es sich um so genannte Funkalarmsysteme. Das schlagende Verkaufsargument: Die einzelnen Komponenten müssen nicht miteinander verkabelt werden; so lassen sich bei einem nachträglichen Einbau erhebliche Kosten sparen. Das grosse Problem: Die Anlagen arbeiten häufig auf der gleichen Frequenz wie der Amateurfunk.

«Bei Funkanlagen kann man bös auf die Nase fallen», bestätigt Beat Müller, Direktor der Securiton AG und Präsident des Verbands Schweizerischer Errichter von Sicherheitsanlagen SES. «Solche Anlagen können durch andere Funkquellen ausser Betrieb gesetzt werden, und der Besitzer wiegt sich schnell in falscher Sicherheit.» Selbst eine Zulassung durch das Bundesamt für Kommunikation ist kein Gütesiegel. Beat Müller: «Auch wir mussten vor diesem Problem kapitulieren und nahmen deshalb unsere günstige Funkalarmanlage aus dem Sortiment.»

Nur ausgereifte und entsprechend teurere Funksysteme sind in der Lage, Fremdstörungen auf der Funkfrequenz zu erkennen. Simple Anlagen hingegen sind anfällig für Fehlalarme und können zudem von jedem einigermassen begabten Bastler mit Hilfe eines Senders problemlos lahm gelegt werden.

Bei Fehlalarm zahlt der Besitzer

Die Beratungsstellen der Polizei empfehlen eher mechanischen Schutz. Einbrecher haben wenig Zeit: Kommen sie nicht schnell zum Ziel, geben sie auf und versuchen es an einem anderen Ort. Wer sich dennoch nur mit einer Alarmanlage sicher fühlt, sollte den Kauf nicht überstürzen.

«Zunächst muss man seine Bedürfnisse abklären», rät Arnold Locher, Leiter des Info-Centers Sicherheit in Bergdietikon AG. «Erst wenn man das Sicherheitsprofil abgesteckt hat, sollte man sich auf die Suche nach der geeigneten Anlage machen. Am besten lässt man zwei, drei Firmen offerieren und verlangt Referenzen.»

Nicht zu vergessen: Eine Alarmanlage beeinflusst das tägliche Leben erheblich. Je umfassender der Schutz ist, desto komplexer sind die Anlage und die Bedienung. So kann bereits der nächtliche Gang zur Toilette zum aufwändigen Prozedere werden. Wer vergisst, die Anlage zu entschärfen, schafft sich keine Freunde in der Nachbarschaft. Denn die Sirene im Garten macht nur Sinn, wenn sie richtig laut ist.

Die Erfahrung zeigt, dass über 50 Prozent der Fehlalarme durch Unachtsamkeit oder Falschbedienung verursacht werden. Das kann teuer werden, denn in aller Regel wird der Besitzer zur Kasse gebeten. «Das Schutzziel kann nur erreicht werden, wenn sich die ganze Familie mit der Anlage identifiziert und sich mit der Bedienung vertraut macht», bringt Arnold Locher das Problem auf den Punkt.

Dem Beobachter-Beratungszentrum ist nicht nur ein Fall bekannt, bei dem ein entnervter Alarmanlagenbesitzer sein teures Gerät wieder ausser Betrieb nahm, weil die Angst vor weiteren Fehlalarmen grösser war als die Angst vor Einbrechern.

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