«Muss ich das bezahlen?» Heidi Ammann versteht die Rechnung nicht, die sie von der Post erhielt. Von ihren in den USA lebenden Enkelkindern hatte sie selbst gebastelte Geschenke zugeschickt bekommen: bemalte Windspiele und getöpferte Sparsäuli. Im Paket waren zudem Überraschungen für die Cousins in der Schweiz. 180 Dollar notierte die Tochter als Versicherungswert. Einen halben Monat später schickte die Swiss Post International Logistics AG (SPI) eine Rechnung; Mehrwertsteuer: Fr. 27.30; Zollabfertigung: 26 Franken. «Dabei hat meine Tochter für das Porto schon einen Riesenbetrag ausgegeben», schüttelt Heidi Ammann den Kopf.

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Auch Robi Schrott ist mit einer SPI-Rechnung konfrontiert. «Am Anfang dachte ich, jemand erlaube sich ein Spässchen mit mir.» Als Sammler von Modellautorennbahnen bestellte er bei einem Spezialanbieter in den USA Ersatzteile und Fachliteratur. Wert der Handelsware: 100 Dollar. 20 Tage später verlangte die SPI Fr. 15.30 Mehrwertsteuer und 26 Franken für die Zollabfertigung. «Ist das nicht üble Abzocke?», fragt Schrott.

Nein, die Rechnung der SPI ist vielmehr Resultat der Forderung nach mehr Wettbewerb, die auch den internationalen Paketversand aufgemischt hat. Die Folge: Sendungen werden nicht mehr selbstverständlich von nationalen Postunternehmen, sondern auch von privaten Kurierdiensten befördert. Je nach Kanal – traditioneller Postweg oder private Spedition – entstehen für die Empfängerinnen und Empfänger in der Schweiz unterschiedliche Kosten (siehe unten «Zoll-Informationen»).

Unterschiedliche Marktpreise

Ein Paket, das auf dem traditionellen Postkanal in die Schweiz gelangt, profitiert von einem vereinfachten Ablauf. Die Eidgenössische Zollverwaltung erledigt die Einfuhrabfertigung. Dazu muss man wissen: Wer aus dem Ausland Waren bezieht oder bekommt, ist grundsätzlich verpflichtet, Zoll und Mehrwertsteuer zu zahlen. Von dieser Abgabepflicht ausgenommen sind nur Geschenksendungen, die aber nicht mehr als 100 Franken wert sein dürfen.

Die vom Zoll berechneten Abgaben zieht die Post beim Empfänger ein, wenn sie ihm das Paket aushändigt – plus eine so genannte Postvorweisungstaxe von zehn Franken. Da die Zollverwaltung die Abfertigungsleistung gratis erbringt, sind Einfuhren auf diesem Weg günstig.

Anders läufts auf dem privaten Kanal: Sobald Kuriere oder Spediteure Sendungen befördern, erledigen nicht die Zollbehörden, sondern die Unternehmen selber oder spezialisierte Firmen die Einfuhrformalitäten. Diese Leistung belasten sie dem Empfänger, wenn die Sendung nicht frei Haus vereinbart ist – und zwar zu unterschiedlichen Marktpreisen. Das macht diese Einfuhren teurer.

Noch vor wenigen Jahren nutzten vorab Unternehmen den privaten Postweg. Inzwischen werden so vermehrt auch Sendungen an Private befördert. Und Schnellsendungen aus den USA gelangen nur noch auf diesem Weg nach Europa und in die Schweiz. Der Grund: Seit Ende 2001 übergibt USPS, die amerikanische Post, sämtliche Priority- und Luftpostpakete, die für Europa bestimmt sind, dem privaten Kurierdienst General Parcel (GP). Ihr Vorteil aus diesem Exklusivvertrag: Sie kann Kosten sparen.

Private kommen sich überrumpelt vor

Der Nachteil für die europäischen und damit auch die schweizerischen Empfänger: Die Sendungen – seien das nun Geschenkpakete oder bestellte Waren – kommen via privaten Kanal an die Grenze und damit in die teurere Einfuhrabfertigung. In der Schweiz hat GP die Posttochter SPI mit der Abfertigung beauftragt. Diese stellt den Empfängern schliesslich Rechnung – und verlangt für die Abfertigung von Sendungen aus den USA jene 26 Franken, die Heidi Ammann den Kopf schütteln liessen und Robi Schrott zunächst belustigten. Für Pakete aus Europa ist die Taxe höher: Für deren Abfertigung verlangt SPI bis zu 53 Franken.

Sind diese Beträge überrissen? Sie liegen ungefähr in der Bandbreite der Konkurrenz, wie eine Umfrage des Beobachters zeigt. UPS zum Beispiel verlangt 12 Franken, die Deutsche Post (Schweiz) AG 49 Franken. Etliche Firmen wie etwa TNT, FedEx, Danzas oder DHL rechnen allerdings nicht mit fixen Beträgen, sondern machen ihre Entschädigung vom Mehrwertsteuer- und Zollbetrag abhängig.

Auch wenn somit die Einfuhrabfertigungskosten begründet werden können, bleibt die Verärgerung über die nachträgliche Rechnung verständlich. Post-Sprecher Richard Pfister räumt ein, dass sich Private überrumpelt vorkommen können. Deshalb prüfe GP nun «Möglichkeiten, wie das Verfahren für private Empfänger so geändert werden kann, dass diese beim Paketempfang möglichst über die Kosten Bescheid wissen». Allerdings dürfe das «den Verarbeitungsprozess nicht erheblich verkomplizieren und verteuern».

Wer im Ausland Waren bestellt, sollte deshalb «die ganze Rechnung machen», wie es Rafael Corazza von der Preisüberwachung formuliert. Das heisst, man muss sich bewusst sein, dass zum Kaufpreis auch noch die Kosten für die Einfuhrabfertigung hinzu kommen.

Aus den USA den Economy-Weg wählen

Dabei ist man den verzwickten Abläufen nicht hilflos ausgeliefert, sondern hat als Empfänger durchaus Sparmöglichkeiten: Robi Schrott zum Beispiel kann künftig seinen US-Lieferanten vorgeben, die bestellten Artikel auf dem Economy-Weg zu schicken. Dann nehmen sie den traditionellen Postweg, was zwar länger dauert (ab zirka vier Wochen), aber günstiger ist. Und Heidi Ammanns Verwandte in den USA können darauf achten, dass ihre Geschenkpakete höchstens 100 Franken wert sind. Dann ist das Präsent für Grossmutter und Cousins kostenlos.

Zoll-Informationen

Infos zu Online-Shopping, Express- und Postsendungen finden Sie bei der Eidgenössischen Zollverwaltung.