Putzen für den Pleitier
Die Zürcher Putzfrauenvermittlung.ch geht erneut in Konkurs. Vertraute des Pleitiers Marco Gloor machen unter neuem Namen weiter, die Putzfrauen warten auf ihren Lohn.
Veröffentlicht am 5. März 2013 - 08:51 Uhr
Traurige Szenen spielen sich vor dem Büro der Zürcher Putzfrauenvermittlung.ch ab. Verzweifelte Frauen, die seit Monaten auf ihren Lohn warten, stehen vor verschlossener Tür. «Zur Zeit ist das Büro nicht besetzt», steht auf einem Zettel. Bis vor kurzem hatte man sie hier ermuntert, einfach weiterzuarbeiten. Das Geld werde kommen, man habe einen finanziellen Engpass.
Für die Firma arbeiten mehrere hundert Putzfrauen. Fast alle sind Ausländerinnen, viele sprechen nur gebrochen deutsch. Manche nahmen in der Verzweiflung einen Kredit auf, andere bezahlten ihre Miete nicht oder liessen die Rechnungen der Krankenkasse liegen. Was sich seit Monaten abzeichnete, ist jetzt eingetroffen: Die Firma von Pleitier Marco Gloor, die Putzfrauenvermittlung.ch Stadt Zürich GmbH, geht in Konkurs. Die Geschichte wiederholt sich: Vor einem Jahr machte die Putzfrauenvermittlung.ch AG Konkurs, nachdem sie über Jahre die Sozialabgaben für die Angestellten nicht oder nur teilweise einbezahlt hatte. Lange konnte Firmengründer Gloor die Pleite hinauszögern, indem er mit der Sozialversicherungsanstalt (SVA) Rückzahlungen vereinbarte. Doch die Schulden wuchsen weiter an. Nun versucht die SVA, die Ausstände privat bei Gloor und anderen Firmenverantwortlichen einzutreiben.
Die Putzfrauen arbeiten seither als Angestellte der GmbH. Und Gloor und seine Geschäftspartnerin Sibylle Grossenbacher legten an Dreistigkeit noch zu: Neben zurückbehaltenen Sozialabgaben und Mehrwertsteuern blieben seit letztem Mai auch Lohnzahlungen aus.
«Das ist moderner Sklavenhandel», sagt eine Putzfrau, die gegen die Firma vor Arbeitsgericht gezogen ist. Im Februar haben sie und mehrere Kolleginnen auf ganzer Linie Recht erhalten. Gloor oder weitere Verantwortliche waren erst gar nicht vor dem Richter erschienen. Mehrere Dutzend Frauen reichten Betreibungen gegen die Firma ein. Dass sie je ihr Geld sehen werden, ist unwahrscheinlich, die Firma verfügt kaum über Verwertbares. Doch müssen sich die Frauen mit Betreibungen oder einer Klage beim Arbeitsgericht wehren. Nur so können sie nach dem Konkurs mit einer Entschädigung durch die Insolvenzversicherung der Arbeitslosenkasse rechnen. Für den Schaden durch die Firmenpleite wird also einmal mehr die Allgemeinheit aufkommen. Das gilt auch für die unbezahlten Sozialabgaben.
Viele Frauen fanden bei der Gewerkschaft Syna Hilfe. «Wir haben in einem Fall, stellvertretend für alle Frauen, die Konkurseröffnung gegen die Firma beantragt», sagt Peter Schmidt von der Syna. Man will die Frauen vor weiterer Ausbeutung schützen.
Die Kunden der Putzfrauenvermittlung.ch in Zürich wurden aufgefordert, zu einer neuen Firma zu wechseln, der Putzfrauenvermittlung.ch City GmbH. Der Stundentarif wurde von 38 auf 43 Franken erhöht, wovon rund 20 Franken an die Putzfrauen gehen.
Marco Gloor behauptet, er habe weder mit der konkursiten noch der neuen Firma etwas zu tun. Sein Einkommen von über 160'000 Franken stamme aus anderen Tätigkeiten. Das Handelsregister aber führt ihn als Vorsitzenden der Geschäftsleitung der konkursiten Firma, und die Telefone der neuen Firma laufen auf den Namen seiner bisherigen Geschäftspartnerin. Wird also die neue Firma die ausstehenden Löhne der Putzfrauen bezahlen? «Nein, damit haben wir nichts zu tun. Wir sind eine neue Firma», sagt eine Angestellte.
Der Bund arbeitet zwar an einem Gesetz, das Serienpleitiers künftig bremsen soll. Bis dahin sind nicht nur Putzfrauen vor schmutzigen Geschäften kaum geschützt.