SBB: «EasyRide» landet auf dem Abstellgleis
Von wegen easy: Das Projekt «EasyRide», das Bahnreisen einfacher machen soll, ist bis auf weiteres vom Tisch. Grund: Es findet sich kein Geldgeber.
Generalabo-Komfort für alle» – so lautet das Versprechen. Kein Anstehen am Schalter, keine Probleme mit Billettautomaten oder Tarifen. Mit der «EasyRide»-Karte im Sack sollen die Bahn- und Buskunden in Zukunft beim Ein- und Aussteigen registriert werden und Ende Monat ihre Reiserechnung bekommen.
Erste Tests in Basel und Genf verliefen verheissungsvoll, und angepeilt war eine Einführung «frühestens im Jahr 2006». Doch dieses Ziel ist in weite Ferne gerückt. Der Grund: «EasyRide» ist zu teuer. Eine flächendeckende Einführung bei sämtlichen Schweizer Bahn- und Busbetrieben würde rund 600 Millionen Franken kosten. 11000 Bahnwagen und Busse müssten mit Lesegeräten ausgerüstet werden.
Diese Investition kann nicht über Jahre verteilt werden – sonst macht das Projekt keinen Sinn. Doch es ist niemand in Sicht, der dafür so viel bezahlen kann oder will. «Der Financier fehlt», sagt Peter Vollmer, Direktor des Verbandes öffentlicher Verkehr (VöV).
Unklar ist sogar, wer die Kosten für die weitere Entwicklung bezahlt. Die Industrie hofft offenbar auf einen Zustupf der Auftraggeber. Das aber kommt für die SBB, den Postautodienst und den VöV vorder-hand nicht in Frage.
Begraben sei die Idee nicht, versichert die Projektleitung. «ÐEasyRide? bleibt langfristig ein Ziel. Aber jetzt steht die Variante ÐEasyTicket? im Vordergrund», sagt Pressesprecher Roman Baur.
Viel von der einstigen Vision ist in der abgespeckten Version aber nicht mehr vorhanden: Die Kunden müssen wie heute im Voraus bezahlen – die «EasyTicket»-Karte, auf die mehrere Fahrten geladen werden können, ersetzt nur das Papierbillett.
Die Abkehr von «EasyRide» freut viele städtische und regionale Verkehrsbetriebe. Sie befüchteten, die teure Ausrüstung aller Fahrzeuge mit Lesegeräten zahle sich nicht aus. Einzelne Betriebe dachten bereits laut über Tariferhöhungen von «fünf bis sieben Prozent» nach. Wenigstens dafür gibts jetzt keinen Grund mehr.