Hilfe bei der Handybedienung
Im Handyshop ist Beratung oft teuer. Doch es gibt günstige Alternativen, vor allem für Senioren.
Veröffentlicht am 9. Oktober 2019 - 08:00 Uhr
Wenn Eleonor Stucki* mit ihrem Handy nicht mehr weiterwusste, fragte sie jeweils im Swisscom-Shop nach. Dort half man ihr. Zum Beispiel beim Einrichten der Combox. Doch damit ist jetzt Schluss. Als Stucki kürzlich im Shop war, wies man sie darauf hin, dass die Hilfe 40 Franken pro Viertelstunde kostet. Sie könne auch ein Serviceabo abschliessen – 19 Franken im Monat. «Ist das jetzt so üblich?», fragt Stucki.
Ja, ist es. «Die Digitalisierung und der Wunsch nach Unterstützung bei technischen Problemen haben in den letzten Jahren zu einer zunehmenden Auslastung in unseren Shops geführt», heisst es bei der Swisscom. Darum biete man Supportdienstleistungen im Monatsabo an. Die Abos haben eine Mindestlaufzeit von einem Jahr und kosten 19 bis 69 Franken pro Monat. Inbegriffen ist der Support via Telefon, im Shop und – beim teureren Premiumprodukt – auch zu Hause oder unterwegs.
Die Angebote der Swisscom sind relativ teuer. Bei Mobilezone etwa kostet Vergleichbares nur halb so viel: 119 Franken pro Jahr oder CHF 9.95 pro Monat, Garantieverlängerung inbegriffen. Ohne Abo zahlt man 20 Franken pro Viertelstunde.
Sunrise wiederum rechnet mit Pauschalen. Für Unterstützung, die weniger als 15 Minuten dauert, werden 29 Franken verlangt, darüber hinaus pauschal 49.
Bei Salt heisst es, im Geschäft oder beim Kundendienst sei der technische Support gratis. Einzig das Einrichten des Telefons beim Kauf kostet CHF 19.95, der Datentransfer CHF 29.95. Zusätzlich gibt es auf der Salt-Homepage eine eindrückliche Anzahl Anleitungen.
Alle befragten Anbieter stellen aber auch klar, dass es letztlich an den einzelnen Mitarbeitenden liegt, ob sie auch mal gratis helfen – vor allem bei langjährigen Kunden oder wenn der Andrang gerade nicht gross ist.
Wer lernen will, technische Probleme selbst zu lösen, muss vor allem eines tun: «Berührungsängste abbauen», sagt Felix Wild. In seinen Kursen bei der Migros-Klubschule lernt man, mit Smartphone oder Tablet umzugehen. «Ich will Spass und Neugierde vermitteln und den Leuten vor allem die Angst vor den neuen Technologien nehmen.»
Allerdings stehen manche Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer unter Druck, sagt Barbara Krieg, die in Basel solche Lehrgänge der Pro Senectute leitet. «Viele haben das Smartphone von den Kindern geschenkt bekommen. Die erwarten natürlich, dass sie sich endlich mit den neuen Technologien befassen.» Andere haben gemerkt, dass gewisse Dienstleistungen nicht mehr analog verfügbar sind – etwa der Fahrplan der SBB. «Sie müssen sich also mit einem Gerät herumschlagen, das sie eigentlich gar nicht wollen. Das kann auch zu Frust oder zu einer Abwehrhaltung führen.»
Das muss nicht sein, sagt Felix Wild. «Denn bei einem Smartphone kann man grundsätzlich nichts kaputtmachen. Jede Einstellung kann man wieder rückgängig machen oder ändern. Nur wenn es um Finanzinformationen geht, sollte man vorsichtig sein.»
*Name geändert
- Apple-Shops: In den «Skills»-Sessions werden Apple-Produkte (etwa iPhone oder iPad) oder Anwendungen (Fotografieren, Filmen) erläutert. 90 Minuten, kostenlos.
- Migros-Klubschule: Grosses Angebot. Beispiel: Ein Basiskurs für Smartphones und Tablets (vier Lektionen) kostet 170 Franken.
- Postfinance: «Go Digital»-Kurse führen ins Onlinebanking ein. 45 oder 60 Minuten, kostenlos.
- Pro Senectute: Je nach Ort gibt es Kurse, Einzelcoachings oder Begleitung beim Kauf eines Smartphones. Zudem gibt es kostenlose «Digital Cafés», wo Studierende bei Problemen helfen.
- SBB: Kostenlose Kurse zu Online-Fahrplanabfrage und E-Ticketing, teils in Zusammenarbeit mit Pro Senectute.
- Swisscom: «Swisscom Academy» mit zweistündigen Kursen zu Smartphone oder Tablet, 50 Franken.
- Internet: Unmengen von Anleitungen und Erklärvideos. Suchbegriffe: «Android» oder «iPhone» – das Modell – das Problem.
- Wohngemeinde: Nicht selten bieten Vereine, Nachbarschaftshilfen, Bibliotheken oder Seniorenstammtische Hilfe an. Am besten fragt man bei der Gemeinde nach.
- Leidensgenossen: Wer sich mit anderen austauscht, kann viel dazulernen.
- Kaufen Sie ein beliebtes Modell: Besorgen Sie sich die in Ihrem Umfeld geläufige Marke – so finden Sie bei Problemen leichter Hilfe. Es muss nicht das neuste Gerät sein.
- Üben, üben, üben: Wer ein Handy nur für den Notfall hat, wird es im Notfall kaum richtig bedienen können. Wer ein Prepaidangebot nutzt, sollte ganz bewusst einige Franken ins Surfen und Ausprobieren investieren.
- Seien Sie geduldig: Freuen Sie sich über kleine Erfolgsschritte. Die junge Generation hat einen anderen Zugang zu den Technologien und verbringt täglich Stunden damit.
1 Kommentar
Kenne bereits zahlreiche Rentner, welche sich verweigern und haben ihr ABO schriftlich per Post bereits gekündigt. Das neue Smartphone liegt irgendwo zu Hause in einer Schublade. Da soll man jetzt noch zusätzlich bezahlen in den Handyshops ? Irgendwann kommt der Bumerang zurück und zahlreiche Shops können reihenweise zu machen, da sie auf die Alten und zukünftigen Babyboomer angeblich nicht angewiesen sind. Da geht man halt über die Grenze, wo günstiger und noch Service gibt. Qualität in der Schweiz schwindet halt.