Stau bei Ausland-Paketen
Bei der Schweizer Post stauen sich Tausende von Paketen aus dem Ausland. Kunden müssen sich tagelang gedulden, bis ihr Paket verzollt wird.
aktualisiert am 3. Februar 2011 - 09:58 Uhr
Beobachter-Leser Mario S. wartet seit Tagen verzweifelt auf die Einladungskarten für seine Hochzeit, die er in Holland bestellt hat. Die Karten sind zwar schon am 21. Januar in der Schweiz eingetroffen, doch seither stecken sie im Stau – in einem Paket-Stau in Urdorf bei Zürich. Dort steht das neue Postverarbeitungszentrum für Pakete aus dem Ausland, und dort warten Zehntausende von Paketen darauf, verzollt zu werden; gemäss Kundendienst der Post sind es 50’000. Wer wie Marios S. im Ausland Waren bestellt, muss zur Zeit sehr viel Geduld aufbringen: Bis zu sieben Tage dauert es nach Angaben der Post, bis ein Paket verzollt hat.
Post-Mediensprecher Oliver Flüeler erklärt, dass die Post von der Paketmenge überrascht worden sei. So viele Pakete wie jetzt müsse die Post sonst nur in der Vorweihnachtszeit verzollen. Der günstige Eurokurs könnte dazu geführt haben, dass viele Schweizerinnen und Schweizer im Ausland Waren bestellten, vermutet der Postsprecher. Nach seiner Auskunft stauen sich in Urdorf jedoch weniger als 10'000 Pakete.
Die Post hat letztes Jahr ihre Verzollungsabteilung in Basel geschlossen, insgesamt 70 Stellen gestrichen, einen Sozialplan ausgearbeitet und die Abteilung mit noch gut 20 Angestellten nach Urdorf verlegt. Die Abteilung in Urdorf stecke noch in der Umstellungsphase, erklärt denn auch Post-Sprecher Flüeler.
Ausgelöst hat diesen Stellenabbau die Deutsche Post, die ihre Pakete mit Bestimmungsort Schweiz bis im letzten Jahr von der Schweizer Post in Basel verzollen liess. Sie steuerte drei Viertel des Importvolumens für diese Postabteilung bei. Im Sommer 2010 kündigte die Deutsche Post an, dass sie in Zukunft diese Pakete vom ihrer eigene Tochterfirma DHL in der Schweiz verzollen und verteilen lasse.
Nach Informationen der Gewerkschaften Transfair und Syndicom, die das Postpersonal vertreten, übergab die Deutsche Post weniger Pakete als geplant mit Bestimmungsort Schweiz zum Verzollen an ihre Tochterfirma DHL, die das Volumen nicht hätte bewältigen können. Dem widerspricht allerdings DHL und schreibt dem Beobachter: «DHL Express macht sowohl die Zustellung als auch die dazugehörige Verzollung der an DHL Express übergebenen Paket-Volumen selbst. Dazu gibt es derzeit keine Unregelmässigkeiten.»
Wie lange es dauern wird, bis die Post ihren Paketstau auflösen kann, ist noch nicht absehbar.
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