Freitagabend, Ausgang für Sandra und Marc Tespari, der Babysitter ist bereits da: Es gilt, den dritten Hochzeitstag zu feiern. Das Restaurant wurde sorgfältig ausgewählt – nicht ganz einfach bei über 30'000 Lokalen in der Schweiz. Die «Bachmühle» in Niedermuhlern BE muss vorzüglich sein, schliesslich bekommt sie seit Jahren von «Gault Millau», «Guide Michelin» und «Guide bleu» gute Noten. Und tatsächlich: Das Essen hat gehalten, was die Führer versprochen haben.

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Ueli Bieri, der Besitzer der «Bachmühle», weiss um die Bedeutung der drei grossen Schweizer Gastroführer: «Ohne sie würden viel weniger Leute den Weg nach Niedermuhlern finden.» Am stärksten spüre er den «Gault Millau». Werde sein Restaurant nach Erscheinen der neuen Ausgabe in den Medien vorgestellt, habe er sogleich deutlich mehr Reservationen. Und die Auszeichnung zum «Koch des Jahres», die der «Gault Millau» jährlich vergibt, bringt laut Branchenkennern ein Umsatzplus von 20 Prozent. Wer dagegen zurückgestuft wird, muss subito mit einem Verlust von Gästen rechnen.

Der «Gault Millau» ist heute der Feinste des Trios. Erstmals von den Franzosen Henri Gault und Christian Millau herausgegeben, erscheint er seit 1982 auch in der Schweiz. Die Bewertungen sind sehr detailliert und persönlich gefärbt. Keiner der anderen Führer weckt derart viele und heftige Emotionen.

Ideal für Leute, die sich kreuz und quer durch die Gastroszene essen möchten, ist der «Guide bleu». Die Quantität der Lokale ist hier eindeutig wichtiger als die Qualität der Kommentare: Sie sind mehr Werbung als Journalismus.

Ganz auf seinen edlen Ruf vertraut der «Guide Michelin», den der gleichnamige Reifenhersteller vor hundert Jahren erstmals herausgab. Die Informationen zu den einzelnen Lokalen sind ebenso dürftig wie die Angaben zu den Testkriterien und Testpersonen.

So wichtig die Gastroführer für «Bachmühle»-Chef Ueli Bieri sind, so tückisch seien sie auch: Da nur einmal pro Jahr getestet werde, hänge viel von der Tagesform ab. Auch würden wegen der Auszeichnung manche Dorfbewohner den Weg zu ihm eher scheuen.

Das Ehepaar Sandra und Marc Tespari dagegen wird wieder kommen. Allerdings warten die beiden noch immer auf einen umfassenden Führer, der gemütliche Landbeizen bewertet, in denen auch Kinder willkommen sind.