Rostige Schiffswracks auf dem Grund des ausgetrockneten Aralsees in Kasachstan, im Hintergrund hört man Wasser tropfen, ein Junge schaut in die Ferne: So beginnt das Video zum neusten Song des Schweizer Rappers Stress. Dann legt der Sänger auf Französisch los: «Wenn er mal gross ist und mich fragt: ‹Warum gibt es keine Fische mehr im Meer?›, was antworte ich dann? Dass ich es nicht wusste? Oder dass es mir egal war?» Stress singt im Lied «Wir haben nur eine Erde» gegen die Klimaerwärmung an.

Das Video kommt daher wie ein Imagefilm für eine Umweltschutzorganisation. Doch weit gefehlt - das Ganze ist ein Werbespot für Coop. «Wir engagieren uns umfassend für Ökologie und Ethik. Helfen Sie mit. Für die einzige Welt, die wir haben», heisst es im Abspann. Der TV-Spot ist das Finale einer breitangelegten Werbekampagne, die der Grossverteiler kürzlich zum Thema Nachhaltigkeit gestartet hat.

Doch das angestrebte Ökoimage krankt an Widersprüchlichkeit: Als der Werbespot über die Bildschirme flimmerte, verkaufte Coop zeitgleich billige Flugtickets für Swiss. Punkto Nachhaltigkeit eine fragwürdige Aktion, wird doch bei einem Retourflug Zürich-New York pro Person mindestens gleich viel Kohlendioxid ausgestossen, wie wenn man mit dem Auto 12'000 Kilometer zurücklegt.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Laut Coop kein billiger PR-Gag
Auf diesen Widerspruch angesprochen, sagt Coop-Chef Hansueli Loosli: «Es lässt sich nicht bestreiten, dass diese Flüge negativ für den Klimawandel sind.» Als Grossverteiler mit verschiedenen Geschäftspartnern komme Coop jedoch nicht um Kompromisse herum. Mit Swiss bestehe seit zwei Jahren eine strategische Partnerschaft. Loosli wehrt sich gegen den Vorwurf, das ökologische Engagement sei ein reiner PR-Gag, und verweist auf den mit 1,5 Millionen Franken dotierten CO2-Fonds des Grossverteilers. Damit kompensiere Coop sämtliche geschäftlichen Flugreisen. Nicht darunter fallen allerdings die verkauften Flugtickets - die laut Coop auf eine «grosse Resonanz» gestossen sind. 

Nach der Beobachter-Anfrage hat Coop im Internet einen Hinweis auf die Myclimate-Stiftung aufgeschaltet: «Die Swiss-Flüge können - nach der Buchung im Internet - CO2-kompensiert werden.»