Diesel oder Benziner?
Autos mit sparsamem Dieselmotor sind im Kommen. Doch fährt man auch finanziell besser, nur weil man seltener tanken muss?
Veröffentlicht am 2. Februar 2009 - 16:56 Uhr
Noch vor wenigen Jahren galten Dieselmotoren als ziemlich «uncool». Kein Wunder: Ihr Klang und ihr Beschleunigungsvermögen erinnerten eher an einen Traktor als an einen Personenwagen. Und bevor der Motor überhaupt gestartet werden konnte, musste er erst vorgeglüht werden, oft gar die berüchtigte «Rudolf-Diesel-Minute» lang.
Diese Zeiten sind vorbei. Seit die Autoindustrie die Dieselmotoren weiterentwickelt hat, hört man das Schimpfwort «Heizölrenner» immer seltener, die Selbstzündermotoren erfreuen sich wachsender Beliebtheit. In der Schweiz stieg der Anteil der neu in Verkehr gesetzten Dieselmodelle von fünf Prozent (1997) auf 32,5 Prozent (2007). Bei manch einem, der sich gegen einen Benziner entschieden hat, dürften wirtschaftliche Überlegungen den Kaufentscheid beeinflusst haben, denn Dieselmotoren verbrauchen bei vergleichbarer Leistung weniger Kraftstoff als Benziner. Aber bedeutet der Minderverbrauch auch eine Ersparnis im Betrieb?
Drei Beispiele*: VW bietet das Kleinwagenmodell Polo sowohl als Benziner wie auch als Diesel an. Das Dieselmodell mit 1,8 Liter weniger Verbrauch pro 100 Kilometer ist 2238 Franken teurer. Legt man der Rechnung den durchschnittlichen Treibstoffpreis von 2007 zugrunde (Benzin: CHF 1.823, Diesel: CHF 2.055), so ist der Mehrpreis des Dieselgefährts erst nach 132'260 gefahrenen Kilometern amortisiert. Etwas kürzer ist die Amortisationsstrecke beim Mittelklassemodell BMW 118d: 92'838 Kilometer. Fazit: Von der Sparsamkeit des Dieselmotors können nur Vielfahrer auch wirtschaftlich profitieren. Wobei viel mitunter ziemlich viel werden kann. Beim Oberklassemodell Mercedes S 450 7G-Tronic – das entsprechende Dieselmodell kostet 11'600 Franken mehr – hat der Diesel diesen Preisnachteil durch Minderverbrauch erst nach 938'132 Kilometern wettgemacht.
Der TCS empfiehlt beim Kaufentscheid folgende Faustregel: Wenn das Dieselmodell 500 Franken mehr kostet, sollte es um 1,5 Liter pro 100 Kilometer sparsamer sein als die vergleichbare Benzinversion. So macht es sich bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von etwa 15'000 Kilometern pro Jahr bezahlt. Beträgt der Unterschied 1000 Franken, sollte man erst bei einer jährlichen Fahrleistung von 30'000 Kilometern zum Selbstzünder greifen. Und wenn Diesel an der Tanksäule 25 Rappen teurer ist als Benzin, lohnt sich der Dieselmotor kaum mehr.
Gründe, sich für einen Diesel zu entscheiden, gibt es trotzdem. Bei gleicher PS-Zahl hat man im Dieselfahrzeug den Eindruck, in einem kräftigeren Wagen zu sitzen. Dieselmotoren verfügen über ein höheres Drehmoment, die Spitzenleistung steht bereits ab einer tiefen Tourenzahl zur Verfügung.
Und vor allem: Moderne Dieselmotoren arbeiten ökologischer als Benziner. Sie stossen weniger CO2 aus. Und die Partikelfilter in Neufahrzeugen halten Russpartikel praktisch vollständig zurück. So schaffen es von den hier erwähnten Dieselmodellen alle in die Energieeffizienz-Klasse A, während es die besten Benziner, VW Polo und der BMW 118i, nur in die Klasse B schaffen.
*Alle Zahlen aus «Verbrauchskatalog 2008» des TCS
Vorteile Dieselmotor
- bis 30 Prozent weniger Verbrauch
- 10 bis 15 Prozent weniger CO2-Emissionen
- gutes Durchzugsverhalten schon bei tiefen Drehzahlen (ab etwa 1600 U/min.)
- grosse Reichweiten pro Tankfüllung
Vorteile Benzinmotor
- Fahrzeugpreis oft tiefer
- Betriebskosten deshalb teils tiefer
- geringere Stickoxid-Emissionen als Diesel-PW ohne Katalysatoren
- kein Kaltstartlärm