Kreditkarte heimlich belastet
Hotels und Autovermieter blockieren routinemässig Beträge auf Kreditkarten – als Absicherung. Wer nicht aufpasst, kann plötzlich zahlungsunfähig werden.
Veröffentlicht am 23. November 2010 - 09:17 Uhr
Die Karte muss missbraucht worden sein, jemand hat ihr Geld gestohlen. Diese Gedanken schossen Heidi Grüter* aus Heiden AR durch den Kopf. Die Monatslimite von 10'000 Franken konnte unmöglich ausgeschöpft sein. Aber die nette Dame am Empfang des noblen Hotels Princeville auf Hawaii hatte ihr soeben genau das erklärt.
Lange hat sich das Ehepaar Grüter auf seine fünfwöchige USA-Reise gefreut. Die meisten Hotels buchten sie übers Reisebüro, nicht aber die beiden auf Hawaii. Im ersten, dem Hyatt, mussten sie wie üblich bei der Ankunft ihre Kreditkarte vorweisen. Was Grüters nicht wussten: Das Hotel blockierte gleich eine Kaution über 5390 Dollar auf der Karte – ohne ihr Wissen und ohne ihre Unterschrift. Bei der Abreise nach vier Tagen belastete das Hotel die effektive Rechnung von 3600 Dollar. Die Kaution blieb bestehen.
Erst ein Anruf bei Viseca brachte Klärung. Der Kartenherausgeber löschte nach ihrem Anruf die Kaution manuell, Heidi Grüter konnte ihre Karte wieder benutzen. Gemäss Viseca ist es üblich, dass Hotels oder Mietwagenanbieter solche Betragsreservierungen vornehmen. «Der Betrag könnte dem Kunden belastet werden, wenn er bezogene Leistungen wie den Aufenthalt im Hotel oder die Minibar nicht bezahlt», sagt Sprecherin Bettina Freihofer Estrada.
Viele Kassensysteme löschen bei der endgültigen Abrechnung bei der Abreise solche Buchungen wieder. Wenn nicht, müsste das Hotel diese Kaution manuell löschen, was offenbar nicht immer geschieht. Dann bleibt sie für 15 Tage bestehen. Nur: Die Kunden erfahren nichts von solchen provisorischen Buchungen. Freihofer Estrada empfiehlt, bei der Abreise nachzufragen, ob eine Kaution verbucht wurde. Falls ja, soll man die Löschung verlangen. Weiter rät Viseca, vor der Reise die Limite temporär zu erhöhen. Doch damit erhöht sich auch das Schadensrisiko im Falle eines Missbrauchs.
Ein ähnliches Problem kennen auch Inhaber von Maestrokarten in der Schweiz. Beim Tanken am Selbstbedienungsautomaten zieht das System jedes Mal 150 Franken von der Kartenlimite ab und blockiert diesen Betrag auf dem Konto auch wenn nur für zehn Franken getankt wird. Erst Tage später verschwindet die Buchung wieder.
Kartenverarbeiter Six Card Solutions hat bereits eine Lösung für das Problem gefunden – nun liegt es an den Tankstellenbetreibern. Bis Ende 2011 sollen zwei Drittel der Tankstellen so weit sein, dass die Rechnung innerhalb von 20 Minuten verarbeitet sein soll. Ein kleiner Trost für Kunden mit knapper Limite.
* Name geändert