Marcel Gsell wunderte sich. Die «Treuhand-Verwaltungsgesellschaft» schrieb ihm, er habe aus der Auflösung der Firma Sunshine Reisen noch einen Betrag von 349 Franken zugut. Der Check werde ihm in einem Landgasthof bei Frauenfeld persönlich übergeben.

Gsells Verwunderung ist verständlich. Er ist nämlich der Geschäftsführer der besagten Firma in Waldstatt AR. Sunshine Reisen ist seit 22 Jahren erfolgreich am Markt. Von einer Liquidation kann keine Rede sein. Doch nun begannen wegen des Mailings die Telefone heisszulaufen. Anrufer, die wie Gsell Post von der «Treuhand-Verwaltungsgesellschaft» erhalten hatten, wollten wissen, ob man den Betrag nicht direkt auf ihr Konto überweisen könne. Andere äusserten sich besorgt über den angeblich maroden Zustand des Unternehmens. «Der Zeitverlust ist enorm. Wir müssen immer wieder erklären, dass wir mit der Geschichte nichts zu tun haben.»

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Hinter dem Werbemüll steckt Philipp Löw aus Oetwil an der Limmat ZH. Von der Dorfstrasse 8, einem Wohnblock am nördlichen Dorfrand, aus betreibt er ein Geflecht aus mehreren Firmen. Darunter Zervartis, Arriva Reisen, Delta Vital, Swiss Media. Sie alle benutzt Löw dazu, Leute übers Ohr zu hauen.

Die Masche ist meist dieselbe: Den Empfängern wird durch Werbesendungen weisgemacht, sie hätten einen Preis gewonnen oder erhielten einen Geldbetrag – persönlich abzuholen. Vor Ort versuchen Leute aus Löws Umfeld dann auf teils aggressive Art, den Erschienenen qualitativ minderwertige Pfannen, Matratzen oder Rheumadecken zu überrissenen Preisen anzudrehen. Löw streitet alle Vorwürfe ab: «Ich habe mit den Werbesendungen nichts zu tun. Das muss eine andere Firma gewesen sein.»