Nur eine Frau fehlt dem 31-Jährigen zum Glück: «Es chönnt dänn scho emal no einsam werde», stapelt Markus Fuchs mit einem tapferen Lächeln tief, nach seiner Befindlichkeit in Herzensdingen befragt.

Fuchs ist Bauer mit Leib und Seele. Der Hof ist aufgeräumt, das Appenzellerhaus glänzt in neuem Staat, Vater und Sohn haben es vor kurzem eigenhändig renoviert.

13 Kühe, bis zu 15 Mastkälber, 30 Hühner, vier Ziegen, neun Katzen und Bobby, der Appenzeller Bläss, bevölkern sein Heimetli in Gonten AI.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Seine letzte Freundin hatte Fuchs vor zwei Jahren.

Quelle: Mirjam Wanner
Jeder vierte Schweizer Bauer ist Single

Die unverheirateten, altersmässig passenden Frauen in der Region kennt er alle, sein «Jagdrevier» hat er bereits ins Ausserrhodische und ins Toggenburg ausgedehnt. Fehlanzeige. Fuchs teilt sein Schicksal mit unzähligen ledigen Schweizer Bauern, die ungewollt allein sind. Die letzte Volkszählung von 2000 hatte ergeben, dass jeder vierte Schweizer Bauer solo ist. Selbst naturverbundene, tierliebe Frauen scheuen häufig das Leben als Bäuerin: keine Ferien, kein Ausgang, keine Möglichkeit, dem Miststock zu entfliehen, so das gängige Bild. Viele ledige Landwirte geben irgendwann den Hof auf, verkaufen Vieh und Fuhrpark. «Ohne Frau stürzen die meisten Bauern früher oder später in eine Sinnkrise. Das bedeutet für den Betrieb normalerweise das Aus», erklärt Hans Grossenbacher, Leiter des Bauern-Beratungsdienstes Inforama Emmental.

Dass ihr kollektives Schicksal seit geraumer Zeit in Verkupplungsshows wie «Bauer, ledig, sucht...» medial ausgeschlachtet wird, sieht Jungbauer Markus Fuchs gelassen. Derlei Fernsehsendungen hat er sich noch nie angeschaut. Kommt aber die Rede auf «d Frau Schmid», steht ihm der Ärger ins Gesicht geschrieben: 1250 Franken bezahlte er der als Partnervermittlerin tätigen Hausfrau für wertlose Kontakte und ein Kleininserat in der «Bauernzeitung».

«Eigentlich bin ich schuld», sagt Vater Emil Fuchs. Vor zwei Jahren hatte er seinen Filius bei besagter Frau Schmid angemeldet. Ihm waren ihre unzähligen Inserate in der «Tierwelt» und der «Bauernzeitung» aufgefallen, in denen sie heiratswillige Frauen auf der Suche nach einem Landwirt anpreist. «Ich habe meine Frau damals, vor 40 Jahren, auch über eine Vermittlerin gefunden», erklärt er. Und da in den Inseraten stehe, dass kein Institut dahinterstecke, habe er das Angebot für seriös gehalten. «Aber was Frau Schmid macht, ist reine Abzocke.»

Viel Geld für ein paar Handynummern

Schmids Geschäftsmodell: Sie inseriert in den einschlägigen Presseerzeugnissen ein seltenes Gut - nämlich Frauen wie die «blauäugige, blonde, schlanke Romy, 25, die sich in einen lieben Landwirt verlieben und ein erfülltes und harmonisches Leben auf dem Hof verbringen möchte» und es selbstverständlich «ehrlich meint».

Der Kontakt zur bauernhoftauglichen Traumfrau läuft über Sandra Schmid, wie die Partnervermittlerin mit vollem Namen heisst. Wer sich für besagte Romy interessiert, erhält nach einem ersten Telefongespräch mit Schmid ein einseitiges, handgestricktes Formular mit oberflächlichen Fragen zur eigenen Person und zur Wunschpartnerin sowie einen Einzahlungsschein. Ist das Geld auf Schmids Konto eingetroffen, schickt die offensichtlich kostenbewusste Vermittlerin dem Kunden per SMS Romys Natelnummer. Klappts mit Romy nicht, muss der Partnersuchende bei Sandra Schmid erneut um einen Kontakt, sprich um eine neue Handynummer, anfragen. In der Vereinbarung, die sie die heiratswilligen Bauern unterschreiben lässt, bietet sie quasi eine Erfolgsgarantie - also so viele Kontakte zu Singlefrauen, bis es klappt.

Auch Markus Fuchs zahlte voller Hoffnung die Vermittlungsgebühr von 1250 Franken auf Sandra Schmids Konto ein. 14 Tage später erhielt er den ersten Kontakt. «Ich freute mich sehr, all die Frauen kennenzulernen, die einen Landwirt suchen.» Doch Amor hatte keine Chance: «Die meisten suchten gar keinen Partner, weil sie schon seit Monaten vergeben waren, oder sie wollten keinen Bauern. Andere waren nie erreichbar, suchten einfach Kollegen oder eine Anstellung», erzählt Fuchs. Alles keine valablen Kandidatinnen für den Jungbauern, der keineswegs heikel ist: «Wenn sie nicht gerade 300 Kilo schwer ist, ist mir alles recht. Auch Konfession und Herkunft sind mir egal», betont er mit einem schiefen Lächeln und rückt sich die Brille zurecht. Die zukünftige Frau Fuchs könnte auch ihrem bisherigen Beruf nachgehen: «Ich kann ja nach den Kindern schauen, schliesslich bin ich eh den ganzen Tag auf dem Hof.»

Mogeleien in der Kontaktanzeige

Rund 30 Vornamen mit Handynummern erhielt Fuchs innerhalb von zwei Jahren, und ein von Sandra Schmid in seinem Namen aufgegebenes Inserat erschien in der «Bauernzeitung». Wert: rund 150 Franken. «Sie hat mich vier Jahre jünger gemacht und geschrieben, ich suche eine Frau mit sehr viel Tiefgang. So en Seich!» Gerade mal zwei Frauen meldeten sich: «Die eine lebte in einem Behindertenheim, und die andere wollte, dass ich ihre Schulden über 10'000 Franken bezahle, sonst müsse sie ins Telefonsexgewerbe einsteigen.»

Der Wunsch, persönlich mit Frau Schmid zu sprechen, führt in eine neue Einfamilienhaussiedlung in Frick AG: Aufs Klingeln hin öffnet sich im Parterre ein Fenster, und Sandra Schmid, gross, sportlich, kurzes Haar, schaut heraus. Sie betreibe die Partnervermittlung nur nebenher von zu Hause aus, erklärt die 35-jährige verheiratete Hausfrau. «Ich will nicht in erster Linie Geld verdienen, sondern einfach Menschen auf seriöse Art helfen, einen Partner fürs Leben zu finden.» Bezahlen müssen die Heiratswilligen dennoch, allerdings nur die Männer. Mittlerweile verlangt die Vermittlerin sogar 1590 Franken. Das Geschäft scheint zu brummen: Bei unserem Besuch an einem späten Vormittag unter der Woche rufen innert 20 Minuten fünf Männer an. Der letzte Kontakt war wohl nichts.

Darauf angesprochen, dass die von ihr vermittelten Kontaktpersonen oft gar keinen Partner, zumindest keinen Bauern, suchen, kontert Schmid: «Wenn eine Frau auf den Unterlagen beim Partnerwunsch klar notiert ‹kein Landwirt›, wird sie auch keinem Bauern vorgeschlagen.» Ansonsten schiebt sie dem Appenzeller den schwarzen Peter zu. Markus Fuchs habe den Frauen ein Bild von sich geschickt, woraufhin sie sich eben nicht mehr gemeldet hätten. «Ich gab ihm dann den Tipp, den Frauen keine Fotos mehr zu schicken, damit er ein persönliches Treffen vereinbaren kann.»

Auf Tipps von Sandra Schmid pfeift man mittlerweile in Gonten, auch wenn die Eltern «z Tod froh» wären, wenn Markus eine Frau fände. Doch ihr Sohn hat die Schnauze voll von der Frauensuche. «Vorerst lass ichs grad ganz, ich hab die Hoffnung aufgegeben.»